Die Ketzerbraut. Roman
trauere und du um dein Weib, muss das Leben weitergehen. Leider waren Johanna und du nicht lange genug verheiratet, als dass der Herrgott euren Bund mit einem Kind hätte segnen können. Ich will jetzt nicht sagen, dass du mir ihre Mitgift oder wenigstens den größten Teil davon zurückgeben sollst. Aber reden müssen wir darüber.«
Haselegner versteifte sich. Was bildete der alte Mann sich ein? Er würde ihm keinen einzigen Gulden der Mitgift zurückzahlen. Der Heiratsvertrag, den er mit Antscheller geschlossen hatte, war eindeutig und sprach ihm das Geld zu. Doch bevor er seinen Schwiegervater darauf aufmerksam machen konnte, sprach dieser weiter. »Ich habe mit unserem Pfarrherrn und einigen hochgelehrten Doktoren gesprochen. Alle sind der Meinung, dass es rechtens sei, wenn du meine jüngere Tochter zu deinem Weib nimmst, damit die Mitgift, die du erhalten hast, einmal meinen leiblichen Enkeln zugutekommt!«
Die Forderung war eindeutig, und sie kam Haselegner so gelegen wie ein Beinbruch in einer einsamen Gegend. Verdutzt starrte er seinen Schwiegervater an und überlegte, wie er sich aus dieser Klemme winden konnte. »Euer Angebot in allen Ehren, Antscheller, aber Eure jüngere Tochter gilt vor Gott und der Welt als meine Schwägerin und damit als mit mir verwandt. Die heilige Kirche würde niemals zulassen, dass wir heiraten.«
»Ich habe doch eben erklärt, dass ich bereits mit unserem Pfarrherrn gesprochen habe. Er hat mir bestätigt, dass die Kirche dir gegen eine gewisse Spende einen Dispens erteilen würde. Mit dem könntest du meine zweite Tochter unbesorgt heimführen!«
Antscheller klang beschwörend, und Haselegner begriff, dass er ihm diese fixe Idee nicht mehr würde ausreden können. Doch eine Heirat mit Josefa Antscheller war ausgeschlossen. Sie würde höchstens ein Viertel der Mitgift ihrer Schwester erhalten, und selbst die war gegen das Vermögen, das Veva ihrem zweiten Mann in die Ehe mitzubringen vermochte, ein Bettel gewesen. Da er sich Antscheller durch eine schroffe Weigerung jedoch zum Feind machen würde, versuchte er, Zeit zu gewinnen.
»Ich kann verstehen, was Euch antreibt, und würde an Eurer Stelle nicht anders handeln. Auch ist Eure Josefa eine schmucke Jungfer und wäre mir gewiss eine gute Ehefrau. Aber ich kann Euch nicht so einfach zusagen, sondern muss auf meine Standesgenossen in München und vor allem auf unseren Herzog Rücksicht nehmen. Wenn ich noch einmal ohne deren Erlaubnis eine Tirolerin zum Weib nehme, könnten sie mir in München Schwierigkeiten machen. Es ist uns beiden nicht geholfen, wenn Euren Enkeln das Münchner Bürgerrecht verweigert wird, weil sie die Kinder einer Auswärtigen sind.«
»Dann musst du eben so rasch wie möglich nach München reiten und alles in die Wege leiten!«
»Wie stellt Ihr Euch das vor? Ich bin gerade auf dem Weg nach Venedig, um dort ein großes Geschäft abzuschließen. Da kann ich nicht einfach nach München zurückkehren.« Haselegner hatte zwar nicht vor, in eigener Person über die Alpen zu ziehen, doch eine andere Ausrede war ihm nicht eingefallen.
»Diese Reise kann doch mein Friedrich für dich übernehmen. Er war schon einige Male in Venedig und kennt sich dort aus«, bot Antscheller an.
Haselegner lachte kurz auf. »Der verlangt dafür mindestens zehn Prozent von meinem Erlös. Auf die Dauer kommt mich das zu teuer.«
»Dann machen wir gleich Nägel mit Köpfen. Ich beteilige mich an deinem Geschäft zu gleichen Teilen, und du bekommst deinen Gewinn ungeschmälert ausgezahlt!« Antscheller streckte seinem Schwiegersohn die Hand hin. Dieser schlug nach kurzem Zögern ein. Da er in München nicht so viel Geld hatte auftreiben können, wie er gehofft hatte, kam Antschellers Angebot ihm gerade recht. »So machen wir es! Wir werden beide gut verdienen.«
»Vor allem kannst du nach München reisen statt nach Italien und mit den Leuten reden, auf die es ankommt«, brachte Antscheller das Gespräch wieder auf die von ihm gewünschte Heirat zurück.
Haselegner sagte sich, dass er die gewonnene Zeit nützen würde, um Veva fest an sich zu binden. Antscheller würde zwar fluchen, wenn er von dieser Heirat erfuhr, sich aber überlegen müssen, ob er deswegen die guten Handelsbeziehungen mit ihm aufgeben sollte.
20.
A ls Haselegner mit seinem Schwiegervater in dessen Haus zurückkehrte, machte ihm Josefa Antscheller durch Gesten und Andeutungen klar, dass sie sich bereits als seine zukünftige Frau fühlte. Nach dem
Weitere Kostenlose Bücher