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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Abendessen blickte sie ihn halb verschämt, halb erwartungsvoll an und verriet ihm durch ein weiteres Handzeichen, dass er sie des Nachts in ihrer Kammer besuchen solle.
    Zu jeder anderen Zeit hätte das Angebot Haselegner reizen können. Doch wenn er in der jetzigen Situation mit Josefa Antscheller ins Bett stieg, war dies gleichbedeutend mit einer Verlobung. Daher schob er eine starke Erschöpfung durch die Reise vor und war froh, als er am nächsten Morgen das Haus seines Schwiegervaters in Giggings Begleitung wieder verlassen konnte.
    Kaum hatten die beiden die Tore Innsbrucks passiert, brach es aus Haselegner heraus. »Das hätte Antscheller sich so gedacht! Ich soll auch noch seine jüngere Tochter heiraten, damit die Mitgift, die ich bei der Hochzeit mit Johanna erhalten habe, in der Familie bleibt. Meinetwegen kann er das fade Mädchen behalten, bis es Schimmel ansetzt.«
    Gigging drehte sich grinsend zu ihm um. »So fad ist Josefa gar nicht. Gestern Nacht fand ich sie recht brauchbar!«
    »Sagt bloß, Ihr habt sie gestoßen?«, fragte Haselegner verdattert.
    »Freilich! Du hast doch gemerkt, wie sie darauf gebrannt hat, etliche Zoll Männerfleisch zwischen die Beine zu bekommen. Da du ihr diese Freude nicht machen wolltest, bin eben ich eingesprungen.«
    »Aber wie habt Ihr das fertiggebracht?«, fragte Haselegner, während sein Begleiter genießerisch mit der Zunge schnalzte.
    »Das war gar nicht so schwer. Ich habe gewartet, bis alles ruhig war, und dann an ihre Tür geklopft. Sie hat mir auch gleich aufgemacht und mit einer Hand unter den Hosenlatz gegriffen. Erst als ihr beim Umarmen mein Bart auffiel, hat sie gemerkt, dass nicht du es bist, und wollte mich aus ihrer Kammer schieben. Aber wenn mir ein halbwegs ansehnliches Weib an meinen Zumpf greift, muss es auch die Röcke für mich heben. Als sie losschreien wollte, fragte ich sie nur, wie sie es ihrem Vater und vor allem dir erklären wolle, mir die Kammertür geöffnet zu haben. Da war es ihr dann doch lieber, stillzuhalten und mich machen zu lassen. Bereut hat sie es gewiss nicht, denn ich habe sie kräftig genommen!«
    Giggings Prahlerei widerte Haselegner an. Gleichzeitig begriff er, dass Josefa Antscheller, falls diese Nacht Folgen zeitigen sollte, wohl kaum den Ritter, sondern ihn als den dafür Verantwortlichen bezeichnen würde.
    »Du hast wirklich etwas versäumt. Ich glaube, wenn ich das nächste Mal beim Antscheller bin, werde ich erneut an Jungfer Josefas Kammertür klopfen. Da du sie ja im Gegensatz zu Veva nicht heiraten willst, brauche ich mich bei ihr nicht zurückzuhalten.«
    Während Gigging zufrieden grinste, kam Haselegner eine Idee. Vielleicht sollte er in seinem nächsten Brief an Ferdinand Antscheller andeuten, er habe erfahren, dass Josefa ihre Kammertür des Nachts zu rasch für männliche Besucher öffnete. Auf jeden Fall war es ein guter Grund, eine Heirat mit dieser Metze zu verweigern. Bei der Überlegung stieg Haselegners Laune wieder, und er stiftete Gigging an, Josefa auch bei seinem nächsten Besuch kräftig zwischen die Beine zu steigen.
    »Das werde ich tun«, versprach der Ritter und bog dann von der Hauptstraße auf einen Weg ab, der in die Berge führte. »Aber jetzt zu etwas anderem: Ich habe dich zu mir auf meine Burg eingeladen und freue mich, dass du mitkommen willst.«
    Von wollen ist keine Rede, sagte sich Haselegner im Stillen, denn er rechnete damit, dass Gigging ihm möglichst viel Geld abpressen wollte. Aber er wagte es nicht, sich zu weigern, und ritt daher mit wachsender Wut neben dem Ritter her.

21.
    D ie Wege, die Gigging einschlug, erinnerten Haselegner an Ziegenpfade. Oft konnten sie nur hintereinander reiten, und immer wieder ragten auf der einen Seite Felswände fast kerzengerade in die Höhe, während sich auf der anderen Seite abgrundtiefe Schluchten öffneten, bei deren Anblick es Haselegner schwindelte. Während er vor Angst fast verging, sein Pferd könnte fehltreten und zusammen mit ihm in die Tiefe stürzen, benahm Gigging sich so, als befänden sie sich auf einem vergnüglichen Ausritt. Er sang, pfiff und spottete über Haselegners Knecht, der an allen ihm gefährlich erscheinenden Stellen abstieg, um sein Pferd zu führen, und dadurch immer weiter zurückblieb.
    Haselegner hätte es gerne seinem Knecht gleichgetan, doch er wollte sich vor Gigging keine Blöße geben. »Ist es noch weit?«, fragte er schließlich.
    »Wir müssen über den Pass dort vorne!« Gigging zeigte auf einen

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