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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Hände hinter dem Nacken und versuchte, sich Veva im fortgeschrittenen Stadium ihrer Schwangerschaft vorzustellen.
    Als ihr Bild vor seinem inneren Auge stand, war ihm, als verleihe es ihm Kraft, seine Gefangenschaft zu ertragen. Er beruhigte sich so weit, dass er über sein Leben nachdenken konnte, besonders über die Zeit, in der er mit Veva zusammen gewesen war. Dabei kam ihm auch Jakob Fugger in den Sinn, und er überlegte sich, wie er seine Geschäfte in Zukunft führen sollte. Der fürstliche Kaufherr hatte seinen Blick auf Portugal und Spanien gerichtet, und er war überzeugt, dass er gut daran tat. Der wahre Reichtum war wohl eher im Handel mit diesen Ländern zu erwirtschaften als mit Italien, wie es seit Jahrhunderten Sitte war.

23.
    A ls Gigging Haselegner in den Hauptsaal der Burg führte, war dieser so weiß wie frisch gebleichte Leinwand. Immer wieder starrte er seinen Gastgeber an, auf dessen Lippen ein spöttisches Lächeln tanzte.
    »Du hast mich betrogen!«, würgte er schließlich hervor.
    »Aber, aber, mein Freund! Habe ich dir nicht Ernst Rickinger so aus dem Weg geräumt, dass du seine Witwe heiraten kannst?«
    Auf diese Stunde hatte Gigging lange gewartet. Bislang war er von Haselegner jedes Mal mit einem Butterbrot abgespeist worden, während dieser mit den Erlösen aus den geraubten Waren reicher und reicher geworden war. Auch der Mord an Bartholomäus Leibert junior hatte ihm nur einen Bettel eingebracht, und mehr wollte Haselegner auch für Ernsts Tod nicht herausrücken. Nun aber würde er den Preis bestimmen.
    »Was bezweckst du damit?« In seiner Erregung sprach Haselegner den Ritter bereits zum zweiten Mal hintereinander wie einen unter ihm stehenden Mann an.
    Gigging runzelte die Stirn. »Du solltest höflicher zu mir sein. Immerhin bin ich ein Mann von Adel!«
    Ein widerwärtiger Halunke bist du!, fuhr es Haselegner durch den Kopf. Aber es gelang ihm, diese Worte hinunterzuschlucken. »Also gut, dann frage ich Euch eben so: Was wollt Ihr damit bezwecken, Herr Ritter?«
    »Es ist besser, einen Trumpf in der Hand zu halten, für den Fall, dass die Belohnung, die du mir geben willst, zu gering ausfallen sollte.«
    »Wir haben doch bisher immer gut zusammengearbeitet!«, beschwor Haselegner seinen Gastgeber.
    Gigging lachte so laut, dass es von den Wänden widerhallte, und bedachte seinen Gast mit einem höhnischen Blick. »Ich habe die Drecksarbeit für dich machen dürfen und dafür ein Almosen erhalten. Damit ist jetzt Schluss! Ab jetzt wird gerecht geteilt. Wie viel ist Veva Rickingers Vermögen wert? Fünftausend Gulden, zehntausend oder noch mehr? Die Hälfte davon wird in meine Taschen wandern!«
    »Ihr seid verrückt!«, fuhr Haselegner auf.
    »Nicht verrückt, sondern klug«, konterte Gigging gelassen. »Bis jetzt hast du den Löwenanteil der Beute eingestrichen. Also sei froh, dass ich nicht mehr verlange.«
    »Und wenn ich nicht zahle?« Haselegner schnaubte vor Wut, und nur das Wissen, dass der Ritter mit dem Dolch weitaus behender umzugehen wusste als er, hinderte ihn daran, die Waffe zu ziehen.
    »Wenn du nicht zahlst, nun, dann wird in absehbarer Zeit ein in den Bergen herumirrender Mann aufgegriffen, in dem Veva Rickinger ihren angeblich ermordeten Ehemann erkennen wird!«
    »Damit liefert Ihr Euch doch selbst an den Galgen! Rickinger weiß, dass Ihr ihn gefangen und einen anderen Mann an seiner Stelle getötet habt!«
    »Da irrst du dich. Rickinger hat keine Ahnung, in wessen Gewalt er sich befindet. Außerdem werde ich ihn nur dann freilassen, wenn du dich weigerst, mir meinen gerechten Anteil zu geben. Und versuche nicht, mich bei den herzoglichen Richtern als den Anführer der Oberländer Bande anzuschwärzen. In dem Fall würdest du genauso wie ich auf der Richtstätte enden!«
    Haselegner wollte schon sagen, dass es keine Beweise gegen ihn gäbe. Doch er wusste genau wie Gigging, dass der Herzog ihn bei dem kleinsten Verdacht, er könne mit der Oberländer Bande unter einer Decke stecken, unverzüglich der Folter unterwerfen würde. Also saß Gigging im Augenblick am längeren Hebel, und ihm blieb nichts anderes übrig, als auf dessen Erpressung einzugehen. Dazu musste er Veva so bald wie möglich heiraten.

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Achter Teil
    Die Räuberburg

1.
    W ährend Ernst Rickinger als Sohn und Schwiegersohn eines Münchner Kaufherrn in Jakob Fuggers Haus wie ein Gast aufgenommen worden war, behandelte man Hilarius wie einen nachrangigen Kommis. Den Hausherrn bekam er

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