Die Ketzerbraut. Roman
Hebamme gut?«
Der Ratsherr nickte. »Sie hat zahlreichen gebärenden Weibern in unserem Viertel beigestanden und auch vielen Kranken mit ihren Kräutern geholfen.«
»Sie soll eine Belohnung erhalten.« Der Herzog wandte sich an einen seiner Höflinge, der hinter dem Ratsherrn ins Gemach gekommen war. »Ihr erledigt das, Prielmayr. Auch werdet Ihr Veva Rickinger aufsuchen und sie unseres Mitgefühls versichern.«
Mit Prielmayr trug er dies ausgerechnet dem Edelmann auf, der Vevas Vater vor Jahr und Tag den Steinhof in Pewing zum Pfand für ein Darlehen gegeben hatte. Inzwischen war ihm von dem Verwalter seines Gutes in Pewing viel Schlechtes über Veva berichtet worden. Daher verzog Prielmayr angewidert das Gesicht, wagte es aber nicht, sich zu weigern. Wilhelm mochte noch jung sein, doch er hatte einen starken Willen und konnte sehr zornig werden, wenn man ihm nicht gehorchte. Daher verbeugte Prielmayr sich und erklärte, er werde sich sogleich ins Haggengässel begeben, um bei Veva vorzusprechen.
»Tut das!« Der Herzog machte eine Handbewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen, und forderte anschließend Arsacius Bart auf, ihm noch einmal zu berichten, wie die beiden Schurken sich in Vevas Schlafkammer aufgeführt hatten.
Obwohl der Herzogliche Rat Prielmayr die pikanteren Passagen ebenfalls gerne gehört hätte, verließ er den Raum, um seinen Herrn nicht zu erzürnen. Den Weg zu Vevas Haus hätte er leicht zu Fuß zurücklegen können. Dennoch ging er zu den Ställen und befahl dem ersten Knecht, der ihm begegnete, ihm ein Pferd zu satteln und mit ihm zu kommen.
Während des kurzen Ritts durch die Stadt überlegte er, wie er sich Veva gegenüber verhalten sollte. Zum einen ärgerte er sich, weil sie seinen Verwalter gezwungen hatte, den an ihren Vater als Pfand übergebenen Hof weit über das übliche Maß hinaus mit Vieh, Futter und Gerätschaften zu versorgen. Andererseits durfte er sie nicht gegen sich aufbringen, da sie sich sonst beim Herzog über ihn beschweren würde.
Vor Vevas Haus hielt er sein Pferd an und befahl dem Knecht zu klopfen. Es dauerte nicht lange, da steckte der Schwab den Kopf zur Tür heraus und kniff verwundert die Augen zusammen.
»Wartet einen Augenblick, Herr. Ich werde gleich das Tor öffnen.« Der Schwab schloss die Tür wieder, lief über den Flur zum Hintereingang und bog auf dem Hof in den Durchgang ein, der von Gespannen und Reitern benutzt werden konnte. Als er das vordere Tor öffnete, lenkte Prielmayr sein Pferd hindurch. Der Schwab konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, weil der Höfling sich tief auf den Rücken des Tieres beugen musste, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Auf dem Hof fasste er die Zügel und wartete, bis der Edelmann abgestiegen war.
»Ich komme vom Herzog«, erklärte Prielmayr, und da der Schwab nichts darauf antwortete, setzte er hinzu, dass er in dessen Auftrag Frau Veva aufsuchen solle.
»Ich führe Euch zu ihr, edler Herr.« Der Schwab zog jetzt seinen Hut und machte einen Kratzfuß, nicht zuletzt in der Hoffnung, der Herzogliche Rat würde sich mit einem Trinkgeld erkenntlich zeigen. An diesem Tag war Prielmayr jedoch nicht freigiebig aufgelegt, sondern schritt wortlos hinter dem Knecht ins Haus. Im ersten Stock bedeutete der Schwab ihm, einen Augenblick zu warten. »Verzeiht, Herr, aber Ihr wisst doch, wie Frauen sind. Meine Herrin wird sich gewiss ein gutes Schultertuch umlegen wollen, bevor sie Euch empfängt!« Dem Schwab ging es jedoch weniger um Vevas Kleidung als vielmehr darum, dass der Höfling sie nicht beim Stillen ihrer Tochter störte. Doch als er klopfte und eintrat, lag die Kleine in ihrer Wiege und schlief.
Der Schwab kam ans Bett und wies mit dem Daumen nach hinten. »Der Herzogliche Rat Prielmayr ist gekommen. Er sagt, der Herzog habe ihn geschickt.«
Über Vevas Gesicht huschte ein Ausdruck des Unmuts. Sie hatte dem Höfling noch nicht verziehen, dass dessen Verwalter den Steinhof in Pewing regelrecht geplündert hatte. Da Prielmayr jedoch in den Diensten des Herzogs stand, wollte sie gute Miene machen und forderte den Schwab auf, ihn einzulassen.
Auf sein Zeichen hin trat der Höfling auf Veva zu, blieb aber etliche Schritte vor ihr stehen, als hätte er Angst, sie könne sich eine ansteckende Krankheit zugezogen haben. Da sie nicht von Adel war, verbeugte er sich nicht, sondern begnügte sich mit einem kurzen Kopfnicken.
Beide spürten die gegenseitige Abneigung, wussten aber gleichzeitig, dass sie diesem
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