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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman
Autoren: Iny Lorentz
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Gefühl nicht nachgeben durften. Veva deutete auf das Bett, in dem sie lag, und lächelte gezwungen. »Verzeiht, wenn ich Euch nicht so begrüße, wie es Eurem Rang gebührt, doch ich fühle mich noch sehr matt!« Ganz stimmte das nicht, denn sie wäre durchaus in der Lage gewesen, aufzustehen und sich anzuziehen, um den Gast stehend empfangen zu können.
    Prielmayr hob beschwichtigend die Rechte. »Seid ohne Sorge, Frau Veva. Euer Zustand entschuldigt Euch. Ich überbringe Euch die Grüße Seiner Gnaden, des Herzogs, zusammen mit seinem Bedauern über das, was Euch in seiner Residenzstadt widerfahren ist. Er wird die Schuldigen hart bestrafen.«
    »Vermag er es überhaupt? Immerhin ist Pater Remigius ein Mann der Kirche!« Ein wenig Spott lag in Vevas Stimme, den der Höfling tunlichst überhörte.
    Er setzte eine überhebliche Miene auf und blickte auf sie hinab. »Wohl unterstehen die Priester und Mönche der geistlichen Rechtsprechung, doch hat unser gnädiger Herr Herzog von Seiner Heiligkeit, dem Papst, vor kurzem das Privileg erhalten, Verbrechen, die von Klerikern an seinen Untertanen begangen werden, in eigener Verantwortung aburteilen zu können. Das ist eine weise Entscheidung, wie ich betonen möchte, denn damit wird der Einfluss der Bischöfe auf das Herzogtum eingeschränkt.«
    »Davon wusste ich nichts. Nur wird der Freisinger Bischof den flüchtigen Priester wohl kaum an den Herzog ausliefern.« Veva machte sich keine Illusionen, was Remigius betraf. Doch wenigstens Haselegner befand sich in Gewahrsam, und sie wollte ihn mit aller Strenge des Gesetzes bestraft sehen. Sie empfand nur noch Verachtung für den Mann, der sie zur Ehe hatte zwingen wollen und zugelassen hätte, dass der verderbte Priester ihr vorher Gewalt antat.
    Das Gespräch drehte sich nun ein wenig im Kreis. Dem Höfling lag wenig an Haselegner und Remigius. Lieber hätte er mit Veva über den verpfändeten Bauernhof in Pewing gesprochen und von ihr Geld für das Vieh und die Vorräte verlangt, die sie seinem Verwalter abgepresst hatte. Dies ließ jedoch ihr Zustand nicht zu, und so beschränkte er sich darauf, ihr zu versichern, dass der Herzog seine Blicke gnädig auf sie richten würde.
    Er wollte sich eben verabschieden, als Veva ihn fordernd ansah. »Richtet Seiner Gnaden, Herzog Wilhelm, meinen untertänigsten Dank aus und sagt ihm, dass ich um eine Audienz ersuche.«
    »Ihr wollt zum Herzog? Aber Ihr liegt doch im Wochenbett und könnt es wohl kaum verlassen!«
    Um Vevas Lippen spielte ein Lächeln, das von ihrem Bruder früher als das Feixen eines störrischen Esels bezeichnet worden war. »Wir Weiber vermögen vieles, was ihr Männer uns nicht zutraut, edler Herr. Wenn Seine Gnaden mir die Ehre einer Audienz erweist, werde ich bei Hofe erscheinen, und wenn ich mich in einer Sänfte hintragen lassen muss.«
    Ihr Besucher begriff, dass sie nicht umzustimmen war, und nickte. »Also gut, ich werde Seiner Gnaden berichten, dass Ihr vor ihn treten wollt. Doch nun behüte Euch Gott.«
    Prielmayr senkte noch einmal den Kopf und wandte sich dann zur Tür. Der Schwab begleitete ihn bis auf den Hof, schloss hinter ihm und seinem Knecht das Tor und kehrte zu seiner Herrin zurück, die nachdenklich in ihrem Bett saß und ihr Kind in den Armen wiegte.
    »Ihr wollt zum Herzog? Aber warum, Herrin?«, fragte er.
    Vevas Miene nahm erneut einen entschlossenen Zug an. »Hast du Gigging vergessen oder den falschen Toten, den wir begraben haben? Wenn mein Mann noch lebt, will ich alles tun, um ihn zu retten.«
    »Ihr habt doch gesagt, Ihr wollt nicht mit dem Herzog sprechen, aus Angst, Gigging könnte von einem seiner Verwandten bei Hofe gewarnt werden.«
    »Damals besaß ich das noch nicht«, sagte Veva und klopfte auf das dicke Papierbündel, das sie aus Augsburg erhalten hatte. »Ich habe diese Briefe mehrfach durchgelesen und bin zu dem Schluss gekommen, dass Franz von Gigging nicht nur meinen Bruder ermordet und meinen Mann gefangen genommen hat, sondern auch der Anführer der Oberländer Räuberbande sein muss. Der Herzog wird vor dieser Tatsache nicht die Augen verschließen können, zumal er – oder, besser gesagt, die Münchner Kaufherrenschaft in seinem Namen – eine Belohnung von fünfhundert Gulden für die Gefangennahme dieser Räuber ausgesetzt hat.«
    »Und die wollt Ihr Euch verdienen?«, fragte der Schwab verdattert.
    Veva bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Ich will meinen Mann retten, du Narr!«
    Bei diesen harschen
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