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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman
Autoren: Iny Lorentz
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Worten zog der Knecht den Kopf ein und erinnerte sich daran, dass noch eine dringende Arbeit auf ihn wartete.
     Veva legte sich derweil die Worte zurecht, mit denen sie den Herzog dazu bewegen wollte, ihr zu helfen.

10.
    P rielmayr hielt Wort. Noch am selben Tag erschien ein Bote des Herzogs bei Veva und teilte ihr mit, dass Herzog Wilhelm sie am übernächsten Vormittag zu empfangen gedenke. Er erklärte ihr allerdings auch, dass sie rechtzeitig bei Hofe erscheinen müsse, da der Herzog sich hinterher zur Jagd begeben wolle und nicht auf sie warten würde.
    Veva wies den Schwab an, dem Boten ein gutes Trinkgeld zu geben, und rief nach Cilli und Lina. Sie benötigte ein Kleid, das für diesen Anlass geeignet war. Zwar konnte selbst der geschickteste Schneider nicht bis zum übernächsten Tag ein neues Gewand anfertigen, doch hoffte sie, dass Lina, die trotz ihres Alters und ihrer knotigen Finger noch erstaunlich geschickt nähen konnte, eines ihrer eigenen Kleider entsprechend herrichten würde. Eine Weile dachte sie darüber nach, was sie mit ihrer Tochter machen sollte, und entschloss sich dann, die kleine Elisabeth einfach mitzunehmen. Einer Frau mit einem Kind, die ihn um Hilfe bat, würde der Herzog wohl kaum die Unterstützung versagen, sagte sie sich und spornte ihr Gesinde an, ihr bei den Vorbereitungen zu helfen.
    Als Veva am Tag der Audienz in einem der Innenhöfe der Residenz aus einer Sänfte stieg, trug sie die Tracht einer wohlhabenden Bürgerin, hatte aber auf jeden modischen Schnickschnack verzichtet. Zum einen galt sie für die übrige Welt als trauernde Witwe, und zum anderen wollte sie den Herzog, dessen reizbares Gemüt in der Stadt bekannt war, nicht durch überflüssigen Putz erzürnen.
    Ein Lakai führte Veva, die ihre Tochter in einer Decke gehüllt auf den Armen trug, sowie den Schwab in das Innere der Residenz. Eigentlich hätte der Knecht bei den Sänftenträgern bleiben müssen, doch seine Herrin brauchte ihn, da sie neben ihrer Tochter nicht auch noch Hilarius’ Berichte tragen konnte. Sie hatte dafür gesorgt, dass der Schwab manierlich angezogen war und mehr einem einfachen Bürger als einem schlichten Knecht glich.
    Der Schwab war nicht wenig stolz auf das Vertrauen, das Veva in ihn setzte, und blickte seine Herrin bewundernd an. Sie erschien ihm nach der Geburt ihres Kindes schöner denn je, und er wünschte sich für sie, dass alles so enden möge, wie sie es sich erhoffte.
    Im Innern des Gebäudes übergab der Lakai sie einem höheren Bediensteten. Dieser reichte sie an einen Höfling des Herzogs weiter, der sie schließlich in dasselbe Zimmer führte, in der Wilhelm IV . Arsacius Bart und Hilarius empfangen hatte. Der Herzog saß mit missmutiger Miene auf dem einzigen Sessel, denn er hatte die Jagd wegen Vevas Wunsch nach einer Audienz verschoben. Viel Zeit wollte er dieses Weibsbilds wegen nicht vergeuden und richtete, als Veva samt dem Kind in einen tiefen Knicks versunken war, sogleich das Wort an sie.
    »Es freut mich, dass Sie die üble Tat gut überstanden hat und es auch Ihrem Kind gutzugehen scheint.« Er warf einen kurzen Blick auf den schlafenden Säugling, der ihm arg klein erschien. Ob das Ding durchkommen würde, bezweifelte er und beschloss daher, gnädig zu der Mutter zu sein. »Sie braucht keine Angst zu haben, dass Ihr übelwollende Menschen weiterhin schaden können. Dafür werden Wir sorgen!«
    »Ich danke Euer Gnaden für Eure Gunst, bitte aber, in einer anderen Sache sprechen zu dürfen«, antwortete Veva.
    Der Herzog musterte sie überrascht und sagte sich, dass sie seine Gunst rasch wieder verlieren würde, wenn sie ihn mit irgendwelchem Geschwätz von seinem Jagdausflug fernhielt.
    Veva spürte seine wankelmütige Stimmung und gab dem Schwab einen Wink, neben sie zu treten. »Euer Gnaden, wie Ihr wisst, wurde nicht nur mein Ehemann, sondern auch mein Bruder Bartholomäus von üblen Schurken ermordet. Bislang konnten diese sich der gerechten Strafe entziehen.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte der Herzog knapp. Seine Miene verzog sich, und das hätte Veva warnen sollen, dieses Thema weiterzuverfolgen. Die genannte Bande stellte einen Dorn im Fleisch des Herrschers dar, an den er möglichst nur dann erinnert werden wollte, wenn einer seiner Vögte und Landrichter ihm berichten konnte, sie gefangen zu haben.
    Da spielte Veva ihren ersten Trumpf aus. »Ich habe durch Freunde in anderen Städten Informationen erhalten, die die Identität des Anführers der
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