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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sind auch nicht besser! Oder hast du den Haselegner und den Pater Remigius vergessen?«
    Als der Schwab diese Namen hörte, zog er ein Gesicht, als hätte er puren Essig geschluckt. »Nein, gewiss nicht. Die zwei soll der Teufel holen.«
    »Der Haselegner steckt im Kerker. Aber was ist mit dem weibstollen Pfaffen? Ist der schon erwischt worden?«, fragte Lina nach.
    »Nein! Er soll in Richtung Schwabing geritten sein. Wahrscheinlich will er weiter nach Freising, damit ihn der Herzog nicht am Wickel kriegen kann. Aber wenn dem Herrn Wilhelm zu Ohren kommt, was hier geschehen ist, zieht er eher mit Kriegsknechten gegen den Bischof, als Remigius ohne Strafe davonkommen zu lassen. Und jetzt geh zur Herrin hinauf! Nicht, dass sie sich zu sehr über die Bäckerin aufgeregt hat und krank wird.« Der Schwab schob Lina auf die Treppe zu und sagte sich, dass er beim nächsten Mal besser darauf achten musste, wen er zur Haustür hereinließ.
    Lina stieg besorgt nach oben, traf die Wöchnerin aber bei guter Laune an.
    Veva wickelte gerade das Kind und freute sich, wie es die Ärmchen und Beinchen bewegte. »Ich glaube, sie ist bereits ein wenig gewachsen«, sagte sie, obwohl der Unterschied wirklich nicht zu erkennen war.
    Lina nickte jedoch eifrig und reichte ihrer Herrin eine frische Windel. »Die Kleine ist erstaunlich munter. Dabei ist sie so winzig, dass sie beinahe in ihrer Wiege verschwindet.«
    Die alte Frau kitzelte den Säugling am Kinn und sah lachend zu, wie dieser mit den Händchen danach zu greifen versuchte. »Sie ist so lebendig, wie man es sich nur wünschen kann«, sagte sie zu Veva.
    »Die meiste Zeit schläft sie wie ein Murmeltier. Aber sie hat bei jedem zweiten Stundenschlag Hunger und trinkt gut.« Veva betrachtete ihre Tochter und spürte, wie ihr dieses winzige Wesen half, den Schrecken der letzten Nacht zu vergessen. Aber als sie das Kind wieder in die Wiege gelegt hatte, nahm sie Hilarius’ Bericht an sich und las ihn noch einmal durch. Mehr denn je war sie der Ansicht, dass Franz von Gigging etwas mit dem Verschwinden ihres Mannes zu tun hatte, und sie überlegte, wie sie Gewissheit über Ernsts Schicksal erlangen konnte. Ihre eigenen Möglichkeiten waren jedoch zu gering, und sie glaubte auch nicht, dass Jakob Fugger etwas bewirken könne. Sie brauchte die Hilfe eines anderen, und sie wusste auch schon, wessen.

9.
    D a Gerüchte vor dem Tor der Residenz nicht haltmachten, entschloss sich Arsacius Bart, Herzog Wilhelm um eine Audienz zu ersuchen. Er wollte dem Landesherrn persönlich berichten, was in Vevas Haus geschehen war, damit dieser es nicht auf entstellte Weise von anderen erfuhr. Obwohl er die Hebamme Kreszenz, den Schwab, seine eigenen Knechte und Vevas Mägde als Zeugen nennen konnte, klopfte ihm das Herz bis zum Hals, als er einem Lakaien durch die langen Flure folgte und in einen Raum geführt wurde, in dem der Herzog neben dem offenen Fenster saß und ins Freie blickte. Wilhelm drehte sich nicht um, als der Ratsherr eintrat und von einem Herold angemeldet wurde.
    Eine Weile stand Bart mitten im Raum und wusste nicht, ob er nun weiter auf den Herzog zugehen oder stehen bleiben sollte.
    Plötzlich deutete der Herzog mit ausgestrecktem Arm auf ihn. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass gestern Nacht eine üble Tat in meiner Residenzstadt geschehen ist!«
    Arsacius Bart verbeugte sich tief. »So ist es, Euer Gnaden. Der Bürger und Kaufmann Benedikt Haselegner hat sich für einen schlimmen Streich mit dem Ordenspriester verbündet, der als Pater Remigius bekannt ist.«
    »Berichte!« Dem Gesicht des Herzogs war nicht anzumerken, wie er über die Sache dachte.
    Da Wilhelm aber von einer üblen Tat gesprochen hatte, fühlte Bart sich trotzdem erleichtert. Er befeuchtete sich die Lippen und begann von dem Augenblick an zu erzählen, an dem Veva den Schwab zu ihm geschickt und um Hilfe gebeten hatte.
    »Obwohl der Knecht nicht wusste, was Haselegner plante, war er in Sorge um seine hochschwangere Herrin, die, wie ich bemerken möchte, durch den Schrecken, den sie durch Haselegner und Remigius erlebt hat, zu früh mit ihrem Kind niedergekommen ist.« Arsacius Bart hoffte, damit das Wohlwollen des Herzogs für Veva zu gewinnen.
    Dessen Miene verdüsterte sich, und er schlug mit der Faust auf die Lehne seines Sessels. »Was ist mit dem Kind? Lebt es?«
    »Noch tut es das, Euer Gnaden. Die Hebamme Kreszenz befand sich in Veva Rickingers Haus und konnte ihr daher sofort beistehen.«
    »Ist diese

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