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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Oberländer Bande aufdecken könnten.«
    Den Herzog riss es förmlich von seinem Sessel. »Sie hat was?«
    »Ich habe herausgefunden, wer für die Morde und die Überfälle auf etliche Handelszüge auch aus München verantwortlich ist.« Veva wusste, dass sie sich auf dünnes Eis begab. Wenn der Herzog ihren Beweisen keinen Glauben schenkte, hatte sie sein Wohlwollen verspielt. »Ich habe hier einen Bericht über die Überfälle und Mordtaten der Bande. Die von mir verdächtigte Person wurde vorher oder hinterher mehrfach in der Nähe beobachtet. Auch weiß ich von Zeugen, dass Doktor Portikus mit dem Mann, den ich für das Oberhaupt der Bande halte, über meinen Gatten gesprochen hat. Diesem Mann wird im Übrigen auch eine enge Verbindung zu Benedikt Haselegner nachgesagt, der bereits nach dem Mord an meinem Bruder versucht hat, meinem Vater eine Heirat mit mir abzupressen.« Nun, dachte Veva, wird es sich entscheiden. Entweder hält der Herzog alles für ein Hirngespinst und schickt mich weg, oder er will meine Beweise sehen.
    Für Augenblicke schien Wilhelm IV . zu schwanken. Er strich sich mit der Hand über die Stirn, beugte sich plötzlich vor und fixierte Veva mit einem durchdringenden Blick. »Und weshalb nennt Sie den Namen nicht?«
    »Weil ich nicht will, dass der Wind ihn weiterträgt und den, den ich meine, warnt!«
    »Mit dem Wind meint Sie meine Höflinge und Bediensteten.« Der Herzog wusste selbst, wie rasch das, was in seiner Residenz gesprochen wurde, die Runde machte. Daher winkte er Veva, näher zu treten, und deutete auf sein rechtes Ohr. »Flüstere den Namen, dann hört ihn niemand außer mir.«
    Veva trat mit klopfendem Herzen auf ihn zu, beugte sich vor und sprach den Namen aus. »Franz von Gigging!«
    »Unmöglich!« Der Herzog lachte, brach aber mitten darin ab und packte sie bei der Schulter. »Hat Sie Beweise?«
    »Ich habe sie bei mir. Wenn Ihr sie sehen wollt?«
    »Natürlich will ich sie sehen!« Wilhelm schnaubte und nahm das Bündel Papiere entgegen, das ihm der Schwab auf Vevas Handzeichen hin reichte. Danach blieb es etliche Zeit still im Raum. Nur das Rascheln von Papier klang auf, wenn der Herzog ein Blatt weglegte, um das nächste zu lesen.
    »Es sind keine Beweise, sondern nur Vermutungen«, sagte er, als er den von Hilarius zusammengestellten Bericht überflogen hatte. »Es ist zwar alles schlüssig formuliert, dennoch kann ich auf diese Zeilen hin keinen Edelmann schlimmer Taten beschuldigen oder ihn gar mit Krieg überziehen.«
    »Dann bedaure ich, Euer Gnaden gestört zu haben. Wenn Ihr mir bitte den Bericht zurückgeben wollt!« Veva streckte die Hand nach den Papieren aus, doch der Herzog zog diese in einer instinktiven Bewegung zurück.
    »Was wird Sie jetzt tun?«, fragte er misstrauisch.
    »Da Euer Gnaden meine Beweise zu dürftig sind, werde ich nach Innsbruck reisen und dort um eine Audienz beim Statthalter von Tirol ersuchen. Weil die Oberländer Bande auch in seinem Land geraubt und gemordet hat, wird er möglicherweise bereit sein, mir zu glauben.« Vevas Stimme klang kalt und fühlte sich für den Herzog wie eine Ohrfeige an.
    »Sie wagt viel!« Während er es sagte, färbte sein Gesicht sich dunkel.
    Veva begriff, dass sie ihn mit der Ankündigung, nach Innsbruck reisen zu wollen, in Zorn versetzt hatte, kannte aber nicht den Grund dafür.
    Da ballte er die Fäuste, als wolle er sie schlagen, hieb aber nur auf die Lehne seines Sessels. Gleichzeitig versuchte er der widersprüchlichen Gedanken Herr zu werden, die in ihm tobten. Wenn Veva nach Tirol ging, würde es sich der dortige Statthalter nicht nehmen lassen, Giggings Besitz unter dem Vorwand, dieser sei ein übler Raubritter, an sich zu reißen. Es war gerade erst ein gutes Dutzend Jahre her, da hatte Kaiser Maximilian seinen Vater Albrecht um die Ämter Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg gebracht und zudem verhindert, dass das Landshuter Erbe so, wie es durch einen heiligen Vertrag besiegelt worden war, nach dem Aussterben des Herrscherhauses im Mannesstamm zur Gänze mit Oberbayern vereinigt werden konnte. Jetzt noch einmal Land, und sei es auch nur ein kahles Bergtal, an die Habsburger zu verlieren war mehr, als er zu ertragen vermochte.
    »Also gut, Weib. Sie hat gewonnen! Wir werden gegen diesen angeblichen Räuberhauptmann vorgehen. Sie sollte jedoch beten, dass ihre Beweise der Wahrheit entsprechen. Sonst müsste Sie es hart entgelten.«
    Veva knickste und drückte ihre Tochter an sich. »Ich danke

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