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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ergänzen. Die Männer dankten es ihr und hatten auch ihre Tochter ins Herz geschlossen. Daher konnte er kaum glauben, dass es sich bei Veva um dieselbe Frau handeln sollte, die seinen Verwalter durch Drohungen gezwungen hatte, ihr Vieh und Vorräte zu überlassen.
    Da es nicht mehr weit bis zum letzten Anstieg war, der vor Giggings Tal bewältigt werden musste, verabschiedete Prielmayr sich von Veva und kehrte wieder an die Spitze des Zuges zurück. Seinen Platz nahm nun der Schwab ein, dem vor allem eine Frage auf der Zunge lag. »Weshalb habt Ihr weder dem Herzog noch unserem Anführer gesagt, dass Euer Ehemann noch am Leben sein könnte?«
    Veva lächelte versonnen ihre Tochter an. »Weil ich nicht wollte, dass Gigging erfährt, was ich weiß. Ich halte ihn für fähig, Ernst zu töten, nur um sich an mir zu rächen.«
    »Besteht nicht die Gefahr, dass er es dennoch tut?« Damit sprach der Schwab die Angst aus, die auch Veva quälte.
    »Ich vertraue darauf, dass wir überraschend vor seiner Burg erscheinen und er nicht mehr dazu kommt. Aus diesem Grund will ich mich erst sehen lassen, wenn die Burg genommen ist.«
    Der Schwab schüttelte sich, als hätte ihn ein Eishauch gestreift. »Wenn das alles gutgeht, seid Ihr der Heiligen Jungfrau aber eine ganz große Kerze schuldig!«
    »Sie wird sie bekommen!« Veva wusste, dass dieser Kriegszug nur Erfolg haben konnte, wenn ihr die himmlischen Mächte gewogen waren, und sprach schnell ein Gebet. Der Schwab hingegen starrte nach vorne. Giggings Besitz würde bald vor ihnen auftauchen, und so legte er die Linke an den Griff des Schwerts, das Prielmayrs Leute ihm geliehen hatten.
    »Nicht nur die himmlischen Mächte, sondern auch wir müssen das Unsere dazu tun!«, sagte er und sah aus, als könne er es nicht erwarten, sich auf einen Feind zu stürzen.

12.
    F ranz von Gigging war so unruhig, dass es ihn nicht mehr in der Burg hielt. Er hatte das Gefühl, als zögen jenseits des Horizonts Gefahren auf, mit denen er nicht gerechnet hatte. Gleichzeitig ärgerte er sich über die Missstimmung unter seinen Männern, in deren Augen viel zu viel Zeit seit ihrem letzten Überfall verstrichen war. Obwohl die meisten von ihnen von ihrer bisherigen Beute genug gespart hatten, um sich einen ansehnlichen Bauernhof leisten zu können, verschwendeten sie keinen Gedanken an ehrliche Arbeit. Ein schlichtes Bauernleben reizte sie nicht mehr, denn sie hatten an dem wüsten Dasein Gefallen gefunden. Sie wollten ihre Hände in Seide und in Blut tauchen, Höfe überfallen, die Männer töten und den Frauen Gewalt antun. So mancher träumte davon, mit seinen Kameraden in voller Stärke die Jahrmärkte und Feste der umliegenden Städte heimzusuchen, um sich dort für echte oder eingebildete Beleidigungen zu rächen.
    Immer unverhohlener forderten sie Gigging auf, mit ihnen auf Raubzug zu gehen. Für den Ritter, der sich lange Jahre als unumschränkter Herr seiner Untertanen und der Bandenmitglieder aus dem Umland gefühlt hatte, war dies eine neue Erfahrung. Als ihm der Kragen platzte, schlug er den lautesten Schreier mit blanker Faust zu Boden und setzte ihm das Schwert an die Kehle.
    »Verdammtes Gesindel! Habt ihr vergessen, wer euer Anführer ist?«
    »Unser Hauptmann bist du, aber derzeit sind wir mit dir nicht zufrieden!« Der Räuber sprach Gigging wie einen Gleichgestellten oder einen aus ihrer Mitte gewählten Anführer an, und nicht wie einen Edelmann, dem weder Tirol noch Bayern etwas zu sagen hatten.
    Gigging knirschte vor Wut mit den Zähnen. Solange er die Bande in kurzen Abständen auf Raubzüge geführt hatte, waren sie seiner geringsten Geste gefolgt. Aber nun lag ihr letzter Überfall etliche Wochen zurück, und das ließ sie aufsässig werden. Dabei gab es genug zu tun. An der Burg war seit Jahren nichts mehr erneuert worden, und die alte Wehrmauer konnte jeden Augenblick in sich zusammenstürzen. Doch anstatt das Mauerwerk auszubessern, hatten seine Leute die Fässer mit dem erbeuteten Welschwein geleert und den Mägden nachgestellt.
    Bei dem Gedanken fiel Gigging auf, wie gering die Zahl der Frauen auf seiner Burg geworden war. Den Schlampen, die sich hier noch aufhielten, war es gleichgültig, ob sich ein Dutzend Kerle nacheinander die Bäuche an dem ihren rieb. Entsprechend faul waren sie, und das Essen, das sie auf den Tisch stellten, schmeckte trotz all der kostbaren Gewürze, die sie von den Handelszügen erbeutet hatten, einfach grässlich.
    »Wir wollen eine Antwort

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