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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman
Autoren: Iny Lorentz
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Euer Gnaden und bitte Euch, dabeisein zu dürfen, wenn dies geschieht.«
    »Mit einem Säugling im Arm?«, fragte der Herzog höhnisch. »Doch wenn Sie es wünscht, soll es geschehen.« Wilhelm befahl dem Lakaien, der an der Wand stehend auf seine Befehle wartete, Prielmayr zu holen, und wartete schweigend, bis dieser erschienen war. Er erklärte diesem kurz, was er zu tun hatte, und sah ihn mit funkelnden Augen an. »Bedenkt aber eines: Ich will nicht, dass es vorher Gerede gibt. Sonst mischt sich doch noch der Tiroler ein, und das würde ich sehr ungnädig aufnehmen.«
    Prielmayr warf Veva einen erbosten Blick zu. Wie es aussah, hatte dieses Weib den Herzog dazu gebracht, ihn mit einem äußerst unangenehmen Auftrag zu betrauen. Da er sich jedoch nicht weigern durfte, trat er auf Wilhelm zu und verneigte sich. »Ich danke Euch für Euer Vertrauen, Euer Gnaden!« Diese Worte waren das genaue Gegenteil dessen, was ihm durch den Kopf schoss. Doch er nahm sich vor, sein Ansehen unter allen Umständen zu wahren, und wenn er dafür diese aufmüpfige Witwe über die Klinge springen lassen musste.

11.
    E s war beinahe wie damals, fuhr es Veva durch den Kopf. Wie auf ihrer Reise nach Innsbruck, die so schrecklich geendet hatte, saß sie in einer von zwei Maultieren getragenen Sänfte und sah graue Bergriesen zum Himmel aufragen. Einen Unterschied gab es jedoch, und der bestand aus ihrer Begleitung. Statt in der Gesellschaft ihres Bruders und einer Handvoll Knechte befand sie sich nun mitten in einer stattlichen Schar Bewaffneter, die von dem Herzoglichen Rat Prielmayr angeführt wurde. Außerdem war da ihre Tochter, die eben mit bemerkenswert kräftiger Stimme meldete, dass sie gefüttert werden wollte. Während Veva die Brust entblößte und die Kleine anlegte, erinnerte sie sich daran, wie Kreszenz sie überredet hatte, das Kind mitzunehmen. Da es zu früh geboren worden sei, könne es die Milch einer Amme auf keinen Fall vertragen, hatte die Hebamme ihr noch einmal eindringlich erklärt. Veva hätte Elisabeth gerne in München zurückgelassen, doch die Sorge um die Gesundheit ihrer Tochter wog nun einmal schwerer als ihre eigenen Wünsche.
    Unterdessen zügelte Prielmayr sein Pferd und wartete, bis die Sänfte zu ihm aufgeschlossen hatte. »Wir werden Giggings Besitz bald erreichen«, rief er ihr durch den Vorhang zu.
    Veva nickte, obwohl der Mann das nicht sehen konnte. »Gott sei Dank! Ich dachte schon, die Berge nähmen kein Ende.«
    Prielmayr lächelte überlegen. Er war im Auftrag des Herzogs bereits in Rom gewesen und kannte daher das Gebirge. Die Strecke, die Veva so endlos erschien, erschloss ihnen nur einen winzigen Teil der Alpen. Sie hatten noch nicht einmal Tiroler Boden erreicht, und er gedachte auch nicht, diesen zu betreten. Der Schlag gegen Franz von Gigging musste schnell und ohne Aufsehen erfolgen, sonst kamen ihm die Dienstmannen der Habsburger zuvor.
    »Wir haben genug Kriegsknechte bei uns, um mit Giggings Bande fertig zu werden, selbst wenn sie sich in dessen Burg verschanzen sollten.« Noch während Prielmayr es sagte, wanderte sein Blick zu einem Gestell, das von zwei kräftigen Pferden getragen wurde. Ein bronzefarbenes Rohr war mit festen Stricken darauf verzurrt worden. Es war so schwer, dass den beiden Pferden an steileren Stellen vor Anstrengung Schaum vors Maul trat. Andere Saumtiere trugen die Bettung des Geschützes sowie Pulver und säuberlich gedrehte Steinkugeln, die damit verschossen werden konnten. Das Kaliber hätte eine große Festung wohl kaum erschüttert, doch Giggings Burg war alt und wurde mehr durch ihre Abgelegenheit geschützt als durch militärische Macht. Daher war Prielmayr sicher, dass seine Kanone zumindest das Tor aus den Angeln schießen und ihnen den Weg ins Innere bahnen konnte.
    Veva verstand nichts von kriegerischen Dingen, doch der Schwab, der sie wie ein Schatten begleitete, hatte ihr bereits erklärt, mit welcher Wucht diese Waffe eine Burg beschießen konnte. Sie öffnete den Vorhang einen Spalt und sah hinaus. »Ihr habt gewiss recht, was die Zahl unserer Krieger betrifft, Herr Prielmayr. Trotzdem werde ich froh sein, wenn die Sache hinter uns liegt.«
    »Ihr hättet nicht mitkommen müssen!« Prielmayr wusste noch immer nicht, was er von Veva halten sollte. Sie zeigte ihm gegenüber eine distanzierte Höflichkeit, hatte aber für die Kriegsknechte stets ein freundliches Wort übrig und war nicht knausrig, wenn es galt, ihre Lebensmittelvorräte zu
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