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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman
Autoren: Iny Lorentz
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unbedingt kennenlernen will.«
    Unter freiem Himmel angekommen, sah Ernst als Erstes den Schwab, der ihn mit leuchtenden Augen ansah und nur durch die kleine Elisabeth gehindert wurde, ihn ebenfalls in die Arme zu schließen. Dann wanderte sein Blick weiter zu dem Bündel, das der Knecht in den Armen hielt.
    »Das ist deine – oder, besser gesagt, unsere Tochter«, erklärte Veva, während Ernst das kleine Wesen ungläubig anstarrte.
    »Sie ist so winzig«, flüsterte Ernst leise, als habe er Angst, die Kleine zu wecken.
    »Sie wurde zwei Monate zu früh geboren, doch Kreszenz sagt, sie sei zäher als andere Kinder und wird einmal eine hübsche junge Frau werden.«
    Vevas ganzer Stolz schwang in ihrer Stimme. Auch der Gesichtsausdruck des Schwab verriet Ernst, dass die beiden keine kritischen Worte über das Kind hören wollten. Doch wie könnte er auch etwas Abwertendes über das winzige Ding sagen. Es war seine Tochter, die Veva ihm geschenkt hatte, und seine Frau hatte es nach seinem Verschwinden gewiss nicht leicht gehabt. »Sie ist wunderschön, ebenso wie du. Ich würde sie gerne einmal in den Armen halten!«
    Ernsts Sehnsucht rührte Veva, und sie wollte ihm das Kind schon geben. Dann aber fiel ihr Blick auf sein vor Dreck starrendes Gewand, und sie schüttelte den Kopf. »Das wirst du auch, mein Lieber, aber erst, nachdem du gebadet hast. So bist du für Elisabeth zu schmutzig.«
    Während Ernst lachte, zog der Schwab die Kleine zurück, als Veva danach greifen wollte. »Auch Ihr solltet baden, Herrin. Denn wie es aussieht, habt Ihr Herrn Ernst umarmt, und dabei ist einiger Dreck an Euch haften geblieben.«
    »Da hast du auch wieder recht. Kommt, lasst uns schauen, ob es hier in der Burg einen Bottich gibt, der für uns geeignet ist, und dafür sorgen, dass wir warmes Wasser bekommen.« Veva wandte sich dem Eingang des Palas zu und winkte einen der Kriegsknechte heran. Doch noch bevor sie diesem die entsprechenden Anweisungen geben konnte, kam ihr Prielmayr entgegen. Er sah Ernst, rieb sich über die Augen und schüttelte verwirrt den Kopf.
    »Ist es möglich? Aber Ihr solltet doch tot sein!«
    »Tot?« Im ersten Augenblick erschrak Ernst, dann aber erinnerte er sich, dass die Schurken ihm seine Kleidung geraubt und dafür ein paar blutigen Fetzen gegeben hatten.
    »Unser Herrgott im Himmel, und du hast es geglaubt?«, fragte er Veva und schlug das Kreuz.
    »Der Tote, den man uns ins Haus gebracht hat, war schrecklich zugerichtet und im Grunde nicht mehr zu erkennen. Aber Lina, dem Schwab und mir sind bald Zweifel gekommen. Seitdem habe ich alles versucht, um herauszufinden, ob du noch lebst und wo ich dich finden könnte. Und das ist mir gelungen!« Veva Gesicht glühte vor Erleichterung und Freude, und selbst der Herzogliche Rat Prielmayr nickte wohlwollend.
    »Das hat Euer Weib wahrlich, Rickinger. Sie hat sogar dem Herzog gedroht, nach Tirol zu gehen, wenn er ihr nicht helfen würde.«
    »O Veva, du hast so viel Mut! Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt wert bin, denn ich habe mich von diesen Schurken fangen lassen wie ein heuriger Hase.« Beschämt sah Ernst zu Boden.
    Veva achtete jedoch nicht darauf, sondern fragte Prielmayr, ob er dafür sorgen könne, dass für ihren Mann und sie ein Bad bereitet werde.
    »Ich werde einigen meiner Knechte befehlen, Wasser heiß zu machen und einen Bottich zu beschaffen. Zwar haben wir in der Burg ein paar Weiber aufgegriffen, doch die sind so schmutzig und abstoßend, dass ich Euch nicht zumuten will, Euch von denen bedienen zu lassen. Übrigens haben wir bereits die ersten Beweise für Giggings Räubereien gefunden und werden gewiss noch mehr erfahren, wenn wir die letzten Schurken aus Giggings Schatzkammer herausgeholt haben. Dazu allerdings müssen die Kerle erst einmal ein wenig hungern und dürsten!« Prielmayr lachte und winkte seinen Unteroffizier heran, damit dieser sich Vevas und Ernsts annehmen sollte. Er selbst kehrte in den Palas zurück und suchte die Kammern auf, die Franz von Gigging bewohnt hatte, um nach weiteren Beweisen für dessen Umtriebe zu forschen.
    Ernst hingegen freute sich darauf, den stinkenden Fetzen loszuwerden, mit dem er bekleidet war. Außerdem wollte er mit Veva allein sein, denn ihm war klar, dass es vieles zu bereden gab.

18.
    N icht viel später saßen sich Veva und Ernst, den der Schwab zuvor noch rasiert hatte, in einem Zuber gegenüber. Die Wanne war kaum groß genug für sie beide, doch sie genossen das Bad im warmen
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