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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie befreit und nach Hause gebracht habe. Bedauerlicherweise war sie mehr als einen Tag in der Gewalt dieser Mordbrenner, und was diese ihr angetan haben, kannst du dir denken.« Haselegner strich seinen Verdienst nicht nur heraus, um Rickinger zu beeindrucken, sondern auch, um Veva und ihren Vater erneut an seine Heldentat zu erinnern. Den beiden musste klarwerden, dass es im Hause Leibert ohne sein Eingreifen noch leerer geworden wäre.
    Ernst kümmerte sich nicht weiter um Veva, sondern umfasste die Hände des alten Mannes. »Es tut so mir leid, Herr Leibert. Bartl war ein fröhlicher junger Bursche und der beste Freund, den es je gegeben hat!«
    »Vor allem der beste Saufkumpan«, warf Haselegner giftig ein.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, versicherte Ernst Leibert, ohne auf Haselegner zu achten.
    Einen Augenblick wirkte er entmutigt. Dann aber straffte sich seine Gestalt, und er wirkte mit einem Mal entschlossen. »Man muss diese Mordbuben verfolgen, fangen und für diese feige Untat bestrafen. Herr Leibert, habt Ihr schon mit dem Stadtrichter gesprochen oder mit den Herren vom Rat? Die Stadt muss ihre Kriegsknechte ausschicken, damit die Straßen durchs Gebirge sicherer werden.«
    Haselegner lachte. »Und du stellst dich wohl als Hauptmann dieser Schar zur Verfügung? Bleib lieber bei deinem Weinbecher, Ernst. Den zu leeren verstehst du nur zu gut. Aber überlass die Verfolgung der Schuldigen besser dem Landrichter von Kiefersfelden. Der weiß, was er zu tun hat, und braucht dafür keinen Tagedieb wie dich!«
    Der beißende Spott ihres Retters verwunderte Veva, hatte sie doch geglaubt, Haselegner und Ernst seien ebenfalls enge Freunde. Unwillkürlich verglich sie die beiden Männer. Haselegner war zwei Fingerbreit größer, wirkte aber hager, während Ernst Rickinger, der auch nicht gerade ein Zwerg war, breite Schultern und schwellende Muskeln hatte, die wahrlich nicht vom Wirtshaushocken herrühren konnten. Sein Gesicht wirkte so ernst wie sein Vorname, und sie glaubte, echte Trauer um ihren Bruder zu spüren.
    Bei Haselegner war sie sich da nicht so sicher. Seine Zunge lief zwar wie geschmiert, doch um die Lippen lag ein Zug, der sie abstieß. Dennoch war er ein anständiger Mann und ein fleißiger Kaufherr. Ernst Rickingers Ruf hingegen war denkbar schlecht, und eine ihrer Nachbarinnen, die Meisterin Anna, war überzeugt, dass er zu allen Schurkenstücken fähig war.
    »Ich werde mit den Ratsherren und dem Richter sprechen und sie fragen, was wir gegen das Räuberunwesen im Gebirge tun können. Leicht wird es nicht werden, da diese Bande von einer Herrschaft in die andere wechselt und ihren Verfolgern jeweils eine lange Nase dreht«, sagte Leibert und wunderte sich über sich selbst, dass er dem jungen Rickinger Rede und Antwort stand. Bislang hatte er Ernst für einen Taugenichts gehalten und seinen Freund Rickinger dieses missratenen Sohnes wegen bedauert. Nun aber glaubte er neue Facetten an dem jungen Mann zu entdecken.
    Haselegner fand es an der Zeit, sich wieder bemerkbar zu machen. »Ich habe mit dem Amtmann von Kiefersfelden gesprochen. Dieser glaubt nicht, dass sich die Herren in Tirol oder der Pfleger von Garmisch mit ihm zusammentun werden, um die Halunken gemeinsam zu fangen. Die kochen ihren eigenen Brei und essen diesen oft genug aus demselben Napf wie die üblen Halunken. Da müsste schon der Herrgott selber dreinschlagen, um diese Räuber zu bestrafen.«
    Insgeheim verfluchte Haselegner den jungen Rickinger, dessen Anwesenheit es ihm unmöglich machte, weiter auf Leibert und dessen Tochter einzuwirken. Er hatte den beiden noch einmal nachdrücklich vor Augen führen wollen, dass die Jungfer mit dem Ruf, der ihr nach dem Überfall anhing, keinen anderen angesehenen Mann bekommen würde als ihn. Leibert konnte Veva daher nur ihm zur Frau geben. Zumindest war das seine feste Überzeugung gewesen. Nun aber erinnerte er sich daran, dass Leibert und der alte Rickinger die besten Freunde waren, und wenn es mit dem Teufel zuging, würden die beiden auf Gedanken kommen, die seine Pläne gefährdeten.
    »Hast du nichts anderes zu tun, als in ein Trauerhaus hineinzuplatzen und herumzuplärren?«, fuhr er Ernst deshalb an und neigte anschließend vor Leibert den Kopf. »Erlaubt, dass wir gehen und Euch nicht weiter stören.«
    »Ich halte niemanden auf«, gab Vevas Vater kühl zurück.
    »Du hast es gehört!« Haselegner packte Ernst am Ärmel und zerrte ihn auf die Tür zu.
    Im ersten Moment

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