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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Mann, der auch vor Schlägen nicht zurückscheut«, warnte die Bäuerin sie.
    Vevas Augen blitzten auf. »Das soll er probieren! Dann aber ist hier der Teufel los, das schwöre ich euch.« Sie sah sich um. »Wo ist eigentlich der Schwab? Ich habe ihm doch gesagt, er soll mitarbeiten!«
    »Das tut er auch. Er mäht unsere Wiese unten im Bergfeld, damit wir Heu machen können.« Die Bäuerin klang erleichtert. Obwohl nur noch eine Kuh im Stall stand, wollte sie den Heuboden gefüllt sehen, damit Futter vorhanden war, falls der neue Besitzer weiteres Vieh ankaufen würde.
    Vevas Gedanken gingen in eine andere Richtung. Ihr Vater war niemand, der schlechtem Geld gutes hinterherwarf. Anstatt diesem Hof wieder auf die Beine zu verhelfen, würde er einen Prozess gegen Prielmayr anstrengen. In dem Fall aber verlören Hein und seine Familie unweigerlich ihre Heimat.
    »Wie war das mit dem Verwalter des Herrschaftshofes? Er hat euch nicht nur das Vieh und die Vorräte wegholen lassen, sondern euch auch den besten Acker weggenommen und dem Herrschaftshof zugeschlagen?«
    »So ist es«, sagte der Bauer mit betrübter Miene. »Aber ich muss meinem Weib zustimmen. Geht nicht zu ihm! Er ist ein böser Mann und hat auch mich schon ein paarmal geschlagen.«
    Ein, zwei Herzschläge lang wurde Veva schwankend. Dann aber kochte ihre Wut erneut hoch. Niemand betrog einen Leibert aus München, ohne die Folgen tragen zu müssen. Das hatte der Vater Bartl und ihr seit frühester Jugend eingebleut. »Ein Leibert macht alleweil das bessere Geschäft!«, pflegte er zu sagen. Diesmal aber hatte er ein sehr schlechtes gemacht. Wäre Bartl an ihrer Stelle, würde er wahrscheinlich nach Hause zurückkehren, um genau das dem Vater zu erklären. Doch dazu war sie nicht bereit. Zu oft hatte der Vater ihr klargemacht, dass sie gerade gut genug war, unter seiner Aufsicht und nach seinem Diktat Briefe zu schreiben. Nun würde sie ihm beweisen, dass auch sie sich durchzusetzen wusste.
    Mit diesem Vorsatz setzte sie sich, zog ihren Löffel heraus und begann mit den anderen zusammen den Morgenbrei aus dem irdenen Topf zu löffeln, den die Altbäuerin auf den Tisch gestellt hatte. Zum Trinken gab es für jeden einen Becher Kuhmilch. Veva bekam von der Bäuerin noch einen Becher mit Schlehenwein vorgesetzt, den diese im Vorjahr angesetzt hatte.
    »Bier haben wir keines«, sagte sie entschuldigend. »Das haben wir bislang vom Herrschaftshof bekommen. Von denen kriegen wir jedoch nichts mehr, und selbst kann ich keines brauen.«
    »Ist schon gut«, wehrte Veva ab und beschloss, den Schwab aufzufordern, bei einem der Wirte im Umland ein Fass Bier zu besorgen. Wer hart arbeitete, brauchte Kraft. Und dafür war die Kost, die hier auf den Tisch kam, viel zu karg.
    »Euer Knecht kriegt seinen Brei, wenn er kommt, und auch einen Becher Schlehenwein«, erklärte die Bäuerin, als Veva vom Tisch aufstand.
    »Mach das! Ich geh jetzt zum Herrschaftshof und sage dem Verwalter ein paar passende Worte.« Veva verabschiedete sich, wusch draußen am Hofbrunnen ihren Löffel und steckte ihn ein. Danach ging sie mit raschen Schritten zu dem großen Hof hinüber, der ebenfalls dem Herzoglichen Rat Prielmayr gehörte.
    Unterwegs kam sie am Urbarshof vorbei, dem größten im Ort, dessen Besitzer der Herzog selbst war. So, dachte sie, sollte auch der Steinhof aussehen. Doch zu dem gehörte nur ein Bruchteil der Wiesen und Felder, und von den vielen Kühen, die von einem Jungen in Lederhose und grauem Wollhemd gehütet wurden, konnten Hein und die Seinen nur träumen.
    Kurz darauf erreichte sie Prielmayrs Herrschaftshof und trat auf das Hauptgebäude zu. Eine Magd, die am Brunnen die hölzernen Milcheimer spülte, wurde auf sie aufmerksam. »Wer bist du denn?«, fragte sie misstrauisch, da sie Veva nach der derben Reisekleidung, die diese trug, nicht einzuschätzen wusste.
    »Ich bin die Leibert Veva aus München und will mit dem Verwalter reden!«, antwortete Veva kühl.
    Die Magd schüttelte den Kopf. »Der Herr Verwalter ist noch beim Frühstück. Der hat jetzt keine Zeit, mit jemandem zu reden.«
    »Für mich wird er Zeit haben! Sag ihm, ich komme wegen des Steinhofs. Will er nicht mit mir reden, so wird ihm mein Vater den Landrichter von Schwaben schicken. Ihr gehört doch zu diesem Gericht, nicht wahr?«
    »Freilich«, sagte die Magd und begriff dann erst, was Veva gesagt hatte. »Den Richter willst du schicken?« Erschrocken ließ sie den Eimer fallen, den sie gerade mit

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