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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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der Hochzeit erlaubt«, fügte Haselegner hinzu.
    Ernst war diese anzügliche Bemerkung unangenehm, auch wenn er recht hatte. Ein warmer Frauenleib im Ehebett war nicht zu verachten. Anders als sein Ruf es glauben machte, kam Ernst eher selten dazu, einem Mädchen zwischen die Beine zu steigen, und auf die Huren im Frauenhaus, die es mit jedem treiben mussten, wollte er nicht angewiesen sein.
    »Dann kommt herein! Vinz, geh zum Herrn Vater und sag ihm, es wären Gäste gekommen.« Der letzte Satz galt einem Knecht, der sogleich ins Haus lief.
    Friedrich Antscheller legte die Arme um die Schultern seiner Gäste und führte sie zur Tür. »Ich hätte nichts dagegen, wenn die Schwestern unter die Haube kämen. Dann wäre wenigstens ein Frieden im Haus, wenn ich selber heirate. Sonst giften sich die Weiber bloß an, und ich muss mir ständig anhören, wie schlecht die Schwestern oder mein Weib wären.« Friedrich Antscheller verzog das Gesicht, als hielte er alle Frauen für zänkische Schwätzerinnen.
    Das ist also der Mann, mit dem Leibert die Veva verheiraten will, fuhr es Ernst durch den Kopf. Beim jungen Antscheller würde sie sich ducken müssen, denn dieser sah nicht aus, als dulde er Widerworte.
    Als er kurz darauf dem Hausherrn gegenüberstand, wirkte der Mann auf ihn wie eine ältere, noch härtere Ausgabe des Sohnes. Das Lachen schienen die beiden nie gelernt zu haben, denn Ferdinand Antscheller zog ebenfalls ein Gesicht, das einen Eishauch als warm hätte erscheinen lassen.
    »Da bist du ja!«, blaffte er Haselegner an. »Was sind das für Sitten, sich anzukündigen und dann nicht zu kommen?«
    »Es gibt halt manchmal Wichtigeres als das Geschäft«, antwortete Haselegner gelassen. »Ich habe die Tochter vom Leibert zurück nach München bringen müssen. Die Oberländer Räuber haben ihren Bruder umgebracht und sie schwer misshandelt.«
    Während der alte Antscheller die Stirn krauszog, dachte Ernst, dass sein Begleiter diese Nachricht auch anders hätte überbringen können. Obwohl er mit Benedikt Haselegner bisher gut ausgekommen war, ärgerte er sich seit ihrem letzten Zusammentreffen zunehmend über ihn und war erleichtert, dass ihr Gastgeber nicht auf seine Worte einging, sondern sie in die gute Stube bat. Dort forderte er eine seiner Töchter auf, eine Brotzeit auf den Tisch zu stellen.
    »Bring auch Wein, Johanna«, rief er dem Mädchen noch nach.
    Ernst bedauerte, dass er das Mädchen nur kurz gesehen hatte, denn er wollte sich so bald wie möglich ein Bild von ihr machen. Doch er tröstete sich damit, dass sie bald zurückkehren würde, und nahm an dem schweren Eichentisch Platz, der Antschellers mit Schnitzwerk getäfelte Prachtstube beherrschte.
    Wieder ergriff Haselegner das Wort. »Darf ich dir meinen Freund vorstellen, Antscheller? Es ist der Sohn des Eustachius Rickinger aus München, den du kennen dürftest. Ernst ist sein einziger Sohn und auch das einzige Kind. Also braucht er später einmal keine Schwester mit einer Mitgift versehen.«
    »Den Rickinger Eustachius kenne ich und mache Geschäfte mit ihm, und von dessen Sohn habe ich auch schon einiges gehört.« Antschellers Miene wirkte so düster, als wäre er alles andere als begeistert.
    »Er kommt, um sich deine Töchter anzuschauen, ob ihm eine als Hochzeiterin taugt!«, fuhr Haselegner fort.
    Die beiden Mädchen, die gemeinsam ein großes Tablett mit Brot, Wurst und Käse, einem großen Krug Wein und vier Bechern in die Stube trugen, sahen sich kurz an, bevor sie Ernst in Augenschein nahmen.
    Auch dieser nahm die Gelegenheit wahr, sie zu begutachten. Antschellers Töchter waren beide großgewachsen und schlank. Dazu hatten sie schmale Gesichter, leichte Adlernasen und braune Augen. Ernst hatte schon hässlichere Mädchen gesehen, aber auch weitaus bezauberndere wie die Bäckersmagd Rosi oder Veva Leibert. Nun, zum Heiraten waren sie hübsch genug.
    Noch während Ernst nachsann, scheuchte Antscheller seine Töchter aus dem Raum, nahm den Weinbecher in die Hand und musterte seine Gäste über den Rand hinweg.
    »Ich gebe es offen zu, ich will meine Johanna und Josefa bald in Ehren verheiraten. Aber ich habe schon zu viel Schlechtes von dem jungen Rickinger gehört, als dass ich meine Zustimmung geben könnte. Sich gegen die Geistlichkeit aufzulehnen tut niemals gut, und ein ehrlicher Christenmensch bringt auch keine Schande über einen hochwürdigen Herrn Pfarrer oder Mönch, so wie du es getan hast, Rickinger!«
    Ernst wusste nicht, ob

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