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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Nächstenliebe praktiziert hat.«
    Ernst war gerade so richtig in der Stimmung, über die Diener und Mägde der Kirche herzuziehen. Doch da setzte sich Gigging zu ihnen, der schweigend hinter ihnen gestanden hatte. »Was willst du denn, Rickinger? Die Geistlichen und Nonnen sind doch auch bloß Menschen. Wenn es denen so richtig zwischen den Beinen juckt, müssen sie etwas dagegen tun.«
    Ernst fuhr auf. »Aber von den Gläubigen verlangen sie, dass sie sogleich beichten, wenn einer bloß einmal einem Mädel hinterhergesehen hat.«
    »Ich glaube nicht, dass es bei dir beim Hinterhersehen geblieben ist«, warf Haselegner ein und wandte sich an Gigging. »Wisst Ihr, unser Ernst ist ein wenig das, was man auf dem Land den Dorfstier nennt. Da gibt es keinen Tanz und kein Fest, bei dem er nicht hinterher mit einem hübschen Mädel auf dem Heuboden verschwindet.«
    »Ärger als du treibe ich es auch nicht«, biss Ernst zurück. »Erinnere dich, dass du es warst, der seiner eigenen Haushälterin ein Kind gemacht hat.«
    »Halt, so kannst du das nicht sagen! Da gibt es genug andere, die dafür in Frage gekommen sind. Ich habe damit nichts zu tun.«
    »Trotzdem heißt es, du hättest ihr Geld gegeben und sie nach Freising geschickt, wo sie einen Stadtknecht hat heiraten können!« Ernst war es leid, von Haselegner wie ein dummer Junge behandelt zu werden, und hätte diesen Streit notfalls bis zum Ende ausgetragen.
    Doch da griff Franz von Gigging ein. »Jetzt gebt Ruhe! Ihr seid beide Kerle nach meinem Sinn. Darum trinken wir jetzt und lassen die Weiber Weiber sein. Zum Wohl!«
    »Zum Wohl!« Ernst stieß mit Gigging und nach kurzem Zögern auch mit Haselegner an und trank den Krug in einem Zug leer.
    »Das hat es gebraucht!«, meinte er dann und rief der Wirtsmagd zu, ihm den Krug neu zu füllen und etwas zu essen zu bringen.
    »Das ist ein guter Gedanke. Ich habe nämlich ein Loch im Bauch«, erklärte Gigging und lenkte das Gespräch wieder auf sein Lieblingsthema, die Oberländer Räuber. »Ich nehme an, dass die Kerle sich nach ihrem letzten Streich nach Westen abgesetzt haben und jetzt die bischöflich-augsburgischen Landstriche heimsuchen. Hoffentlich kommt das nicht zu schnell auf, sonst glauben die Kaufleute, sie bräuchten keinen Schutz mehr auf dem Weg nach Süden. Das wäre schlecht für mein Geschäft!«
    Ernst wartete auf Giggings Lachen, mit dem er beinahe jede Rede abschloss, doch diesmal blieb es aus. Stattdessen sah der Ritter Haselegner an. »Du stehst doch noch zu dem Vertrag, den wir zwei abgeschlossen haben?«
    In Ernsts Ohren klang das wie eine Drohung. Doch Haselegner gab dem Ritter gut gelaunt Antwort. »Freilich stehe ich dazu! Jetzt noch mehr als früher.« Erst jetzt schien Haselegner zu bemerken, dass Ernst ihn neugierig anstarrte. »Weißt du, Herr von Gigging beschützt meine Warensendungen, die von Italien heraufkommen, und hilft mir auch mit Knechten und Vorspannpferden aus. Mit diesem Abkommen bin ich bislang bestens gefahren, denn ich habe noch keinen einzigen Tuchballen verloren.«
    »Das ist natürlich gut«, antwortete Ernst.
    »Dann verstehst du auch, warum ich auch weiterhin nicht auf diesen Schutz verzichten will. Es drohen ja noch ganz andere Gefahren als nur die Räuber! Viele Karren und Saumpferde sind schon samt der Ware in den Abgrund gestürzt oder haben bei Wetterschlägen Schaden genommen. Herr von Gigging ist in diesen Bergen aufgewachsen und kennt hier jeden Weg und Steg. Auch weiß er schon vorher, ob es ein Unwetter gibt. Dazu hat er mir schon ein paarmal geholfen, meine Waren schneller auf den Markt in München zu bringen als meine Konkurrenten.«
    »Man tut, was man kann!«, ergänzte der Ritter Haselegners Worte mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    An einem Übermaß an Bescheidenheit scheint der Mann nicht zu leiden, fuhr es Ernst durch den Kopf. Aber gerade das machte Franz von Gigging so interessant. Gleichermaßen die Herren von Habsburg wie auch den Herzog von Bayern an der Nase herumzuführen, musste dem Mann erst mal jemand nachmachen. Außerdem vermochte er, wenn er nicht gerade über die Oberländer Räuber schwadronierte, amüsant zu erzählen.
    Ernst musste immer wieder über seine Bemerkungen lachen, während er zuerst seinem Abendessen aus gekochtem Schweinefleisch und Kraut und dann dem süffigen Bier zusprach, das der Wirt zu brauen verstand. Schließlich spürte er die Wirkung des Alkohols und stand auf. »Ich fühle mich auf einmal so müde! Habt ihr

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