Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
was dagegen, wenn ich mich hinlege, Kameraden?« Er nuschelte so stark, dass Haselegner ihn kaum verstand.
    Doch bevor dieser nachfragen konnte, klopfte Gigging Ernst kräftig auf die Schulter. »Schlaf deinen Rausch aus, Bursche. Wer weiß, ob du noch saufen darfst, wenn der Pfaff dich mit einem Hausdrachen zusammengeschmiedet hat.«
    »Hausdrache! Das ist das richtige Wort«, lallte Ernst und wankte davon.
    Gigging sah ihm spöttisch nach. »Viel verträgt der Kerl ja nicht gerade!«
    »Immerhin hat er vier Krüge mehr getrunken als ich, und ich spüre es auch schon ein wenig im Kopf.« Haselegner schüttelte sich, um die Anzeichen der Trunkenheit zu vertreiben, und sah sich dann in der Wirtsstube um. Die meisten Gäste waren bereits gegangen. Nur vorne neben der Schenktheke saßen zwei Einheimische. Der Wirt war in den Keller gestiegen, um ein frisches Bierfass heraufzuholen, während seine Magd die benutzten Krüge in einem Wasserschaff wusch.
    »Wir sind so gut wie allein und sollten über unser letztes Geschäft reden«, erklärte Gigging für seine Verhältnisse recht leise.
    Haselegner nickte und zog einen Lederbeutel unter seinem Wams hervor. »Hier sind zweihundert Gulden, wie wir es ausgemacht hatten!«
    »Was ist mit einem kleinen Draufgeld? Meine Leute wollen auch was haben. Oder glaubst du, ich zahle sie aus meiner eigenen Kasse?« fragte der Ritter, und seine Stimme hatte mit einem Mal jeden verbindlichen Klang verloren.
    »Sie werden schon nicht zu kurz kommen. Das hier ist erst einmal das Geld für Euch, und das hier ist für Eure Knechte.« Damit zählte Haselegner Gigging zähneknirschend zwei Dutzend Gulden hin.
    »Es könnte schon etwas mehr werden«, forderte Gigging, als sein Gegenüber die Börse wieder zuziehen wollte.
    »Ihr seid ein arger Halsabschneider«, brummte Haselegner und brachte sein Gegenüber damit zum Lachen.
    »Wir leisten gute Arbeit, und die will auch belohnt sein«, erklärte Gigging und strich das Geld ein.
    »Also dann, bis zum nächsten Mal!«, sagte er noch, stand auf und verließ die Wirtschaft.
    Die Schankmagd sah ihm verwundert nach. »Wollt Ihr nicht hier übernachten, Herr Ritter?«
    »Ich hab’s mir anders überlegt. Meine Zeche zahlt übrigens mein Münchner Freund dort. Und jetzt behüt dich Gott, wenn’s kein anderer tut!«
    »Elender Lump!«, stieß Haselegner hervor, allerdings so leise, dass der Ritter es nicht hören konnte.

[home]
Dritter Teil
    Die Hochzeit

1.
    V eva erwachte durch einen vorwitzigen Sonnenstrahl, der über ihre Augenlider wanderte, und wunderte sich. Ihre Schlafkammer ging doch nach Westen hinaus und bekam daher keine Morgensonne ab. Gleichzeitig spürte sie etwas Kleines, Warmes, das sich an sie schmiegte. Dumme Katze, dachte sie, geh Mäuse fangen! Sie wollte das Tier wegschieben, ertastete aber einen Kinderkopf und riss die Augen auf.
    Nun erst begriff sie, dass sie sich auf dem Steinhof in Pewing befand oder, besser gesagt, auf dessen Heuboden. Eines der drei Kinder des Bauernpaars war in der Nacht unter ihre Decke gekrochen. Mitleidig blickte sie auf das schlafende Mädchen und streichelte ihm über das Haar. Wie mager die Kleine war! Daran war nur der Verwalter des Herzoglichen Rates Prielmayr schuld, der nicht nur den Viehbestand des Steinhofs, sondern auch die meisten Vorräte zu dem Gutshof hatte schaffen lassen, auf dem er selbst saß.
    Vevas Wut auf diesen Mann war so groß, dass sie nicht mehr liegen bleiben konnte. Sie stand auf und stieg die schmale Leiter hinab. Unter dem Heuboden befand sich der Stall, in dem derzeit nur eine einsame, nicht gerade junge Kuh stand.
    Die Bauersleute waren bereits auf den Beinen. Während die Bäuerin Holz hereinholte, hatte deren Schwiegermutter den Morgenbrei auf den Herd gestellt. Auch der Bauer schnitzte schon fleißig an einer neuen Schüssel.
    »Guten Morgen«, sagte er, als Veva eintrat.
    »Guten Morgen!« Veva nickte ihm zu und fragte dann seine Frau, wo sie anpacken könne.
    Die Bäuerin, der es schon am Vortag peinlich gewesen war, Veva wie eine Magd arbeiten zu sehen, schüttelte heftig den Kopf. »Aber das geht doch wirklich nicht! Ihr seid die Tochter des ehrengeachteten Kaufherrn Bartholomäus Leibert und dürft keine Bauernarbeit verrichten.«
    »Und ob ich darf – und kann! Sag einfach, was ich tun soll. Allerdings werde ich nach dem Frühstück zuallererst den Herrn Verwalter aufsuchen und ihm gewaltig auf die Zehen treten.«
    »Tut das lieber nicht! Das ist ein harter

Weitere Kostenlose Bücher