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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Haselegner trat näher, doch da drehte Leibert das Blatt einfach um. »Was wollt Ihr?«, fragte er immer noch unfreundlich.
    »Ich habe läuten hören, dass Ihr Eure Tochter mit dem Rickinger Ernst verheiraten wollt. Diesen Entschluss müsst Ihr in einem Zustand völliger Ratlosigkeit getroffen haben. Der Ernst taugt nichts und ist nichts wert. Wollt Ihr, dass der Kerl Euer Geld mit schlechten Weibern durchbringt? Eurer Tochter wird zuletzt nichts anderes übrigbleiben, als sich als Magd im Kloster zu verdingen!«
    Leibert sah Haselegner mit verbissener Miene an. »Bis jetzt habe ich geglaubt, der Ernst wäre Euer Freund. Wie’s aussieht, habe ich mich getäuscht.«
    »Ich bin halt ein paarmal mit ihm im Wirtshaus gewesen. Aber mehr wegen dem Bartl. Der war mein Freund! Der junge Rickinger war bloß dabei, weil Euer Sohn einen Narren an dem Kerl gefressen hatte. Was meint Ihr, wie oft ich dem Bartl ins Gewissen geredet habe, sich nicht mehr mit dem Ernst abzugeben? Denkt doch nur an den Ruf, den der junge Rickinger hat. Solch einem Mann dürft Ihr Eure Tochter nicht geben!« Die letzten Worte brüllte Haselegner, konnte seinen Gastgeber jedoch nicht beirren.
    »Ich habe mit Hochwürden Eisenreich gesprochen. Er sagt, gegen eine entsprechende Spende und den Bau einer Kapelle – den ich ohnehin plane, weil mein Sohn ohne die heiligen Sterbesakramente den Weg ins Himmelreich hat antreten müssen – wird sich die Münchner Geistlichkeit zufriedengeben. Einigen von ihnen ist Pater Remigius selbst ein Dorn im Auge, und sei es nur, weil er gegen das elfte Gebot verstoßen hat.«
    »Hä?«
    »Es heißt: Du sollst dich nicht erwischen lassen!«
    Haselegner fuhr auf. »Ein Mann wie der hochwürdige Doktor Portikus wird sich von ein paar Gulden oder einer Kapelle nicht beeindrucken lassen, sondern diesen Lumpen weiterhin verfolgen, bis er ihn am Wickel hat.«
    »Der lateinische Thürl ist vor allem eines, nämlich ehrgeizig, und er wird sich mit einem entsprechend großen Ablass zufriedengeben, den ich für Ernst erstehen werde. Mit dem kann er seinen Vorgesetzten gegenüber protzen. Verfolgt er Ernst dann weiterhin, ist es für seinen weiteren Aufstieg in der Kirchenhierarchie eher hinderlich.«
    Zum Leidwesen seines Gastes hatte Leibert recht. Portikus schäumte zwar bereits, wenn der Name Ernst Rickinger fiel, doch er würde jeder Lösung zustimmen, von der er sich einen Vorteil versprach. Daher änderte Haselegner seine Taktik und malte Ernsts Charakter in den dunkelsten Farben aus.
    Leibert hörte ihm eine Weile zu und schlug dann auf den Tisch. »Schluss jetzt! Ich habe mich entschieden, und dabei bleibt es.«
    »Ihr werdet Veva nicht mit Ernst verheiraten!« Haselegner packte den alten Mann mit einem schmerzhaften Griff und drückte ihn nieder. »Ich werde sie heiraten, habt Ihr verstanden? Wir werden sogleich den entsprechenden Vertrag aufsetzen und unterschreiben.«
    In dem Augenblick flog die Tür auf. »Ich glaube nicht, dass mein Herr das will!«
    Der Schwab hatte die immer lauter werdende Unterhaltung auf dem Flur verfolgt und hielt es für geboten, einzugreifen. »Lass meinen Herrn los!«, forderte er Haselegner auf.
    Dieser warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Halt du dich da raus. Das geht nur Leibert und mich etwas an!«
    Er schüttelte den alten Mann und wollte ihn ohrfeigen. Der Schwab packte ihn und riss ihn zurück. »So haben wir nicht gewettet! Mach, dass du verschwindest, sonst …«
    »Was sonst?«, fragte Haselegner spöttisch. »Willst du, ein lumpiger Knecht, die Hand gegen mich erheben? Dafür würde dir Meister Hans im Kerker sämtliche Knochen im Leibe brechen!«
    »Das glaubt aber auch nur Ihr!« Leibert hatte sich dem Griff entwunden und funkelte Haselegner wütend an. »Schaff ihn raus, Schwab, und wenn er sich sträubt, dann ruf Sepp zu Hilfe. Sollte er zum Richter laufen, so werde ich diesem sagen, was ich von Männern halte, die in mein Haus eindringen, mich misshandeln und zu Verträgen zwingen wollen, die allein zu ihrem Vorteil sind.«
    Das ließ sich der Knecht nicht zweimal sagen. Er war zwar etwas kleiner und leichter als Haselegner, aber dank der körperlichen Arbeit sehr viel kräftiger.
    Als Haselegner begriff, dass er den Kürzeren ziehen würde, riss er sein Messer heraus und stach zu.
    »Verfluchter Hund!«, schrie der Schwab auf, taumelte zurück und presste sich die linke Hand auf den Leib. Zwischen den Fingern quoll Blut hervor.
    Haselegner starrte ihn zuerst noch

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