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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Danach kann sie entweder zu deinem Sohn ziehen und mit ihm als Mann und Frau zusammenleben, oder sie wird in Pewing ihr Kind zur Welt bringen und dann erst mit Ernst die eheliche Gemeinschaft aufnehmen.«
    Rickingers Gesicht hellte sich auf. »So könnte es gehen. Da ich selber bald wieder in den Stand der Ehe treten will, werde ich mit unserem Hochwürden sprechen und beide Aufgebote bestellen. Ist dir das recht?«
    »Aber ja!« Leibert reichte seinem Freund die Hand, die dieser erleichtert ergriff.
    Rickinger interessierte es nicht, dass sein Sohn dieser Abmachung zufolge noch einige Monate auf die Freuden der Ehe verzichten musste, die er selbst bald genießen wollte. Für ihn war nur wichtig, dass Ernst versorgt war. Keinesfalls aber würde er seinen Sohn nach München zurückrufen, solange dieser ohne Veva in Augsburg leben musste.
    In dem Augenblick vernahm er das Lachen seiner Gäste, das aus der guten Stube herausdrang, und schob alle Gedanken an Ernst beiseite. »Ich habe meine Zukünftige und ihre Verwandtschaft zu Gast. Willst du nicht mitkommen und sie begrüßen? Es gibt auch einen guten Wein.«
    Leibert hatte die fröhlichen Stimmen ebenfalls gehört und winkte ab. »Sei mir nicht böse, Rickinger, aber mir ist nicht danach, unter vergnügten Leuten zu sein. Dafür ist der Schmerz über Bartls Tod noch zu groß.«
    »Das verstehe ich. Dann sage ich dir eben: Behüt dich Gott. Irgendwann kommt der Tag, an dem wir wieder wie früher zusammensitzen und uns freuen werden, und wenn es bei der Taufe unseres ersten gemeinsamen Enkels ist.«
    »Den werden wir feiern, Rickinger, das verspreche ich dir. Jetzt aber will ich nach Hause, um nach der Veva zu schicken. Morgen Abend ist sie wieder daheim, und am Tag drauf kann die Hochzeit sein. Sollte unser Hochwürden sich sträuben, kommt es mir auf ein paar Gulden als Spende nicht an.«
    »Mir auch nicht!« Rickinger klopfte Leibert munter auf die Schulter und wies den Knecht an, seinen Freund hinauszubegleiten.
    Er selbst kehrte zu seinen Gästen zurück und hob seinen Becher. »Auf euer Wohl und auf eine schöne Hochzeit. Ich werde gleich morgen mit unserem Herrn Pfarrer reden, damit er seinem Herzen einen Stoß gibt und uns so schnell wie möglich traut!«

15.
    V eva hatte sich recht gut auf dem Bauernhof eingelebt und arbeitete kräftig mit. Zwar dachte sie immer wieder an ihren Bruder, und mehr als ein Mal spürte sie einen scharfen Schmerz, als würde sie selbst in zwei Teile gerissen. Doch ihre Jugend, die Erkenntnis, dass andere ebenfalls leiden mussten, und die friedvolle Umgebung übten eine heilende Wirkung auf sie aus.
    Umso überraschter war sie, als es am Abend an die Tür klopfte und sie Sepp draußen stehen sah, der von München aus hierhergeritten war. Er drückte der Bäuerin die Zügel in die Hand und trat mit dem Befehl »Abreiben und füttern« an ihr vorbei ins Haus. Seine Miene drückte Verachtung für das ärmliche Anwesen aus, und er schenkte weder Hein noch dessen Mutter einen Blick, geschweige denn einen freundlichen Gruß.
    »Der Vater will, dass du morgen heimkommst, Jungfer!«, sagte er in einem unverschämt scharfen Ton zu Veva.
    Sie war zu verblüfft, um ihn zurechtzuweisen. »Aber wieso? Er hat doch gesagt, ich solle länger hierbleiben!«
    »Ich habe ihn nicht gefragt, warum er seine Meinung geändert hat. Vielleicht, weil der Schwab verletzt worden ist.«
    »Der Schwab ist verletzt? Was ist passiert?« Veva sah den Knecht erschrocken an.
    »Er hat einen Messerstich abbekommen. Aber wer’s war, hat er nicht gesagt.« Sepp ärgerte sich, weil er anders als der Schwab nicht in die Geheimnisse seines Herrn eingeweiht war. Er konnte nicht wissen, dass Leibert dem Verletzten befohlen hatte, Stillschweigen über die Angelegenheit zu wahren. Da niemand im Haus Haselegner gesehen hatte, blieb der Zwischenfall ein Rätsel, über den sich das Gesinde den Mund zerriss.
    »Ich komme morgen mit.« Veva drehte sich jetzt zu Hein und dessen Familie um und hob bedauernd die Hände. »Wie ihr gerade gehört habt, muss ich nach Hause. Aber ich werde dafür sorgen, dass ihr Hilfe erhaltet.«
    »Ihr habt uns schon sehr geholfen, Jungfer. Wir haben jetzt wieder Vieh im Stall, und einer der Knechte vom Herrenhof hat gesagt, dass er den Dienst wechseln will, weil der Verwalter ihn andauernd schikaniert. Wenn er zu uns kommt, wird es mit dem Hof wieder aufwärtsgehen.« Der Bauer erhob sich mühsam und humpelte mit seiner Krücke auf Veva zu. »Ich dank

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