Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
jetzt aus und lass mir ein paar Krüge Bier schmecken. Essen kann ich auswärts.«
    »Das wird deinem Vater aber nicht gefallen!«
    »Hat er mich gefragt, ob mir seine Heirat gefällt?« Ernst lachte auf und tätschelte Lina die Wange. »Ich hab nichts dagegen, dass er wieder heiratet. Nur hätte er sich besser umschauen können. Die Bäckerin hat nichts an den Füßen, aber eine Verwandtschaft, die kräftig schnorren wird. Nun, das ist ja Gott sei Dank nimmer mein Problem. Mich hat der Vater recht gut versorgt. Wenn ich die Veva heirate, fällt mir das ganze Vermögen ihres Vaters in den Schoß. Das hätte dem Bartl sicher gefallen.«
    Bei der Erwähnung seines ermordeten Freundes schwankte Ernsts Stimme, und er wischte sich über die Augen. Doch seine Überzeugung, dass Bartl Leibert seine Ehe mit Veva gutgeheißen hätte, wog das Gefühl nicht auf, sein Vater habe diese Ehe nur deshalb arrangiert, um ihn auf leichte Weise loszuwerden.
    »Du solltest hierbleiben«, mahnte Lina ihn. »Sicher erwartet dein Vater, dass du sein neues Weib und deren Verwandte in seinem Haus willkommen heißt.«
    Ernst hob abwehrend die Hände. »Mein Vater hat mir oft genug gesagt, was er von mir hält. Da soll er seine Meinung nicht mehr ändern müssen.«
    Er lächelte Lina noch einmal entschuldigend zu und verließ das Haus. Draußen wandte er seine Schritte zum Hirschbräugässel, um seinen Ärger mit ein paar Krügen Bier in seiner Stammwirtschaft hinunterzuspülen. Unterwegs stieß er auf Benedikt Haselegner, der in die gleiche Richtung strebte. »Grüß dich, Benedikt! Das ist aber eine Überraschung. Ich habe geglaubt, du wolltest ins Lombardische reisen.«
    Haselegner drehte sich zu ihm um und verzog das Gesicht zu etwas, das einem Lächeln nahekam. »Es war nicht nötig, selbst zu reisen. Der Antscheller hat seinen Sohn nach Süden geschickt, und da habe ich die Gelegenheit genützt, diesen mit meinen Angelegenheiten zu betrauen.«
    Da Ernst wusste, dass Benedikt dem Innsbrucker dafür einen Anteil am Gewinn zukommen lassen musste, der seine Reisekosten weit überstieg, kniff er verwundert die Augen zusammen. Sein früherer Freund war nicht gerade dafür bekannt, dass er einem anderen freiwillig einen Kreuzer zukommen ließ. Es musste also gewichtige Gründe für den zweiten Abbruch der Geschäftsreise geben.
    Da ihn das jedoch nichts anging, sah er Benedikt fragend an. »Hast du Zeit auf einen Krug Bier? Ich könnte jemanden brauchen, mit dem ich trinken und reden kann.«
    Haselegner wollte eigentlich Leibert aufsuchen, doch die Gerüchte über Ernsts Vater hatten ihn neugierig gemacht. »Für dich habe ich immer Zeit. Weißt du noch, wie oft wir drei zusammengesessen sind, ich, der Bartl und du?«
    Ernst nickte bedrückt. »Mir ist, als wäre es gestern gewesen. Und jetzt ist er tot.«
    »Gott sei seiner armen Seele gnädig«, erklärte Haselegner inbrünstig und hakte sich bei Ernst unter.

11.
    K urz darauf saßen die beiden in der Schankstube vor vollen Krügen und stießen miteinander an. Da Haselegner keine Zeit verlieren wollte, stellte er gleich die Frage, die ihm unter den Nägeln brannte. »Stimmt es, dass dein Vater noch einmal heiraten will?«
    »Ja!« Ernst sagte nur dieses eine Wort, aber man konnte hören, dass darin all seine Gefühle mitschwangen.
    »Das gefällt dir wohl nicht?«, bohrte Haselegner weiter.
    Ernst zuckte mit den Achseln. »Dagegen, dass mein Vater noch einmal heiratet, habe ich nichts. Ich finde bloß, er hätte sich eine bessere Partie suchen können.«
    »Eine Witwe mit Geld, meinst du wohl!«
    »Mir geht’s nicht ums Geld. Aber musste es ein Dachauer Bäckerweib sein? Es gibt auch bei uns in München manch angesehene Wittib, die von ihrer Herkunft her besser ins Rickinger-Haus gepasst hätte. Aber das muss der Vater selbst wissen. Mich geht das nichts an.«
    »Ich finde doch«, wandte Haselegner ein. »Immerhin geht es um dein Erbe. Eine Frau, die nichts mitbringt, aber einen Haufen Kinder wirft, schmälert den Anteil, der dir einmal bleiben wird. Du hättest deinem Vater ruhig den Kopf zurechtsetzen dürfen.«
    »Glaubst du vielleicht, ich hätte nichts gesagt? Aber es ist nun einmal sein Wille, die Striegler Susanne zu heiraten.« Ernst griff nach seinem Krug und trank ihn in einem Zug leer.
    »Resi, nachfüllen!«, rief er der drallen Schankmaid zu und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. »Mein Vater geht seinen Weg und ich den meinen. Ich werde ebenfalls heiraten und für eine

Weitere Kostenlose Bücher