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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Montfort oder der hohen Kleriker benutzen. Mir blieb nichts als die Hoffnung, mit Hildegard durch den Gang zu entkommen, bevor ihr Verschwinden auffallen und Simon de Montfort nochmals die ganze Stadt auf den Kopf stellen lassen würde, wie er es schon deinetwegen getan hat. «
    Adelind fühlte, wie ihre Knie schwächer wurden. Bald würde sie selbst fremde Hilfe brauchen, um noch aufrecht zu stehen. Tausend Fragen rasten durch ihren Kopf, und sie war immer noch nicht ganz von Peyres’ Geschichte überzeugt, doch darauf kam es jetzt nicht an.
    » Was geschah mit Hildegard? « , flüsterte sie.
    » Sie ergab sich sofort ohne Widerstand, beteuerte zunächst aber, nur eine gewöhnliche Hure zu sein. Dadurch gewann ich Zeit loszulaufen. Bald schon wurde ich verfolgt… und verletzt, aber ich schaffte es bis in den Gang. «
    Adelind nickte. Sie fühlte sich so betäubt wie nach einem schweren Schlag auf den Kopf. Im Grunde ihres Herzens war sie froh, Peyres lebend vor sich zu sehen, aber wer würde nun Hildegard noch helfen können?
    » Deine Schwester wird heute vermutlich verhört werden « , redete er weiter. » Die zwei Fluchtversuche sprechen natürlich gegen sie, aber wenn sie abschwört, dann kann Dominique de Guzmán sicher eine Begnadigung erwirken. Sie wird Nonne werden und weiter ein keusches Leben führen können, wie sie es sich wünscht. «
    Im Dorf begann sich Leben zu regen. Vermutlich hatte ihre Unterhaltung mehrere Menschen geweckt. Die kleine, alte Frau, die ihnen gestern den Verschlag als Schlafstelle angeboten hatte, kam aus ihrer Hütte und warf Peyres einen besorgten Blick zu.
    » Der Mann sollte sich hinlegen, bis es ihm wieder besser geht « , mahnte sie. Adelind nickte. Peyres hatte Blut verloren.
    » Wir müssen eine kräftige Brühe für ihn kochen « , meinte sie zu der Alten, die sofort wieder in ihrer Hütte verschwand, um sich an die Arbeit zu machen. Dann tauchte eine blasse Olivette auf, stieß einen Freudenschrei aus, als sie Peyres erblickte, und hob die Arme, als wolle sie ihm um den Hals fallen. Im letzten Augenblick ließ sie davon ab, vielleicht weil sie seinen verletzten Arm erblickt hatte, oder ihr war eingefallen, dass sich dies für eine fromme Katharerin nicht geziemte.
    » Was ist mit Hildegard? « , fragte nun auch sie, und Adelind erklärte, dass ihre Schwester auf der Flucht nochmals festgenommen worden war und nun erneut im Verlies saß. Olivette biss sich auf die Lippen und senkte den Kopf.
    » Das tut mir sehr leid, Dòna, aber Ihr müsst bedenken, dass die Lage fast aussichtslos war. Wir sollten Gott danken, dass Peyres lebend entkommen ist. «
    Eine Stimme in Adelinds Kopf flüsterte, dass diese Worte der Wahrheit entsprachen, aber dennoch blieb ein leiser, hartnäckiger Groll gegen Peyres zurück.
    » Wir müssen uns noch heute auf den Weg nach Pàmias machen « , drängte er nun. » Sobald ich diese Brühe gegessen habe, die ich angeblich dringend brauche. Wenn sie den geheimen Gang entdecken, dann sind sie bald schon hier und metzeln das ganze Dorf nieder, weil die Leute uns geholfen haben. «
    Olivette nickte.
    » Er hat recht, Dòna. Ihr könnt seine Wunde auch unterwegs weiterversorgen. «
    Adelind sah sich um. Nun standen Männer, Frauen und Kinder vor den schlichten Holzhütten. Einfaches Volk in farblosen Kitteln, das neugierig starrte. Sie hatten es nicht verdient zu sterben.
    » Warum sollten sie den Gang jetzt finden, wenn ihnen dies bisher nicht gelungen ist? Das halb verfallene Lagerhaus… «
    » Wirkte zunächst völlig unverdächtig, aber nun hat man mich vielleicht dort hineinlaufen sehen « , unterbrach Peyres. » Zudem hatte ich nach eurer Flucht wieder Kisten auf die Falltür gestellt, bevor ich in die Burg zurückkehrte. Dazu gab es jetzt keine Möglichkeit mehr. «
    Sie musste hinnehmen, dass all dies völlig vernünftig klang, und zwang sich, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen.
    » Wir können uns auch im Wald verstecken « , meinte sie nach kurzem Überlegen. » Dann gefährden wir die Dorfbewohner nicht. Ich gehe nicht fort, bevor ich weiß, was mit meiner Schwester geschieht. Falls sie nicht abschwört, werde ich nach Carcassona zurückkehren, um mich zu stellen. Ich lasse sie nicht alleine sterben. «
    Olivette stieß einen leisen Schrei des Protestes aus, und ein Schatten legte sich auf Peyres’ Gesicht. Adelind straffte den Rücken. Ihr Entschluss war unabänderlich, das hatte sie in dem Moment gewusst, da sie ihn gefasst hatte. Es war

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