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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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wahrscheinlich wieder nach Carcassona zurückgekehrt « , entgegnete sie, um einen ähnlich neutralen Tonfall bemüht.
    » Darauf können wir uns nicht verlassen. Olivette hatte sehr viel Glück, dass sie nicht erkannt wurde. Aber wahrscheinlich durchstreifen sie noch die Gegend, denn Simon de Montfort kann sehr unangenehm werden, wenn ein Auftrag nicht zu seiner Zufriedenheit erledigt wird. «
    » Dann sagen wir, dass wir einfache Bauern sind, die… die zu einem Markt ziehen oder deren Dorf abgebrannt wurde. Peyres, bitte, wenn wir im Eilschritt nach Pàmias rennen, brechen viele Leute unterwegs zusammen. «
    Er legte die Stirn in Falten, dann nickte er kurz und wies mit der Hand auf eine flache Wiese auf der rechten Seite des Pfades.
    » Wir setzen uns alle für eine schnelle Mahlzeit hin « , entschied er. Erleichtertes Gemurmel erklang, während die Flüchtlingsgruppe sich auf dem Gras verteilte. Adelind half Peyres, einen Sack mit Äpfeln und Birnen vom Esel zu heben. Sie verteilte die Früchte, während er ein paar Brotfladen, die er selbst getragen hatte, in kleine Stücke zerriss und in gierige Hände übergab. Für rituelle Gebete war nun keine Zeit. Adelind ließ sich an Olivettes Seite nieder und merkte, dass ihre Füße nun wieder brannten. Die Wunden hatten kaum Gelegenheit zur Heilung gehabt, da sie auch in dem Dorf ständig auf den Beinen gewesen war. Zudem waren die Holzschuhe, die Hugues für sie aufgetrieben hatte, etwas zu klein und quetschten ihre Zehen zusammen. Sie erwog, sie für einen Augenblick auszuziehen, wusste aber aus Erfahrung, dass es danach umso qualvoller wäre, ihre Füße wieder in dieses enge Gefängnis zu zwängen.
    » Da kommt jemand « , flüsterte Felice und zupfte sie am Ärmel. Adelind wandte den Kopf. Hinter der Wiese lag ein bewaldeter Hügel, von dem nun ein paar Gestalten zu Pferde herabritten. Sie näherten sich ohne Hast, als wüssten sie, dass Fußvolk leicht einzuholen war. Adelind wurde schwindelig, denn sie erkannte das blutrote Kreuz auf weißen Überwürfen. Panisch sah sie sich um. Der einzig mögliche Schutz lag in dem Wald, aus dem die Kreuzritter kamen, ansonsten waren sie hier von Wiesen und Feldern umgeben.
    » Duck dich! Sie sollen dich nicht wiedererkennen! « , zischte sie Olivette zu. Ihre socia legte beide Arme um Felice und Veronica, formte gemeinsam mit deren Mutter einen Kreis aus gesenkten Häuptern. Adelind sprang auf und eilte, ohne weiter nachzudenken, an Peyres’ Seite. In ihrem Rücken hörte sie Schritte, und als sie sich kurz umsah, leuchtete die Glatze von Hugues vor ihr auf.
    » Wir brauchen eine Erklärung, wer wir sind und wohin wir wollen « , zischte er zu ihr hoch. » Wir dürfen einander nicht widersprechen, wenn sie uns befragen. «
    Adelind bewunderte seinen von Angst völlig ungetrübten Verstand. Warum hatten sie all dies nicht schon vor dem Aufbruch abgesprochen?
    » Bauern « , zischte sie. » Einfache Leute, die aus ihrem Zuhause vertrieben wurden. Das ist nicht einmal gelogen, und deshalb werden wir glaubwürdig klingen. «
    Sie hörte die anderen Flüchtlinge bereits Angstschreie ausstoßen und sah, wie Peyres sich aufrecht hinstellte.
    » Bleibt alle hier! Sobald ihr losrennt, hetzen sie euch wie Wild bei einer Jagd. «
    Seine Worte verhallten unbeachtet, denn etliche Gestalten stoben bereits davon. Die Reiter setzten zum Galopp an. Schwerter blitzten auf.
    » Kommt zurück! « , schrie Adelind und schwenkte beide Arme. » Wir sind ehrliche, gottesfürchtige Menschen und haben nichts zu fürchten! «
    Es erstaunte sie, dass sie tatsächlich Gehör fand. Die meisten der Fliehenden verlangsamten ihren Lauf, drehten sich um und kamen nach einigem Zögern zurück, um eine eng beieinanderstehende Gruppe zu bilden. Sie dachte an Hugues’ Worte. Es mochte an ihrem unermüdlichen Einsatz für die Verletzten liegen, dass sie tatsächlich eine angesehene Perfacha geworden war.
    Die Reiter hatten ihre Schwerter wieder gesenkt, und die Pferde näherten sich nun im Trab. Adelind stellte sich vor Peyres, um seine Gestalt hinter der ihren zu verbergen, denn sein dunkles Gesicht konnte sie alle verraten. Sie straffte die Schultern und setzte eine gefasste Miene auf, als die Kreuzritter auf sie zukamen. Sie sah drei Männer, deren Häupter unbedeckt waren, denn wegen einfacher Bauern brauchten sie keine Helme aufzusetzen. Vermutlich handelte es sich um die Verfolger aus dem Wald, doch eine Gestalt war hinzugekommen. Sie hielt sich im

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