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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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und eine merkwürdige Ahnung beschlich sie, die aus den Tiefen ihres Selbst zu kommen schien. Ihr Körper war im Begriff, sich zu verändern, ganz langsam, schleichend, mit jedem Tag ein klein wenig. Es war fast wie eine heimtückische Krankheit, doch bedeuteten die Zeichen etwas anderes.
    Die gesammelten Thymiananzweige entglitten ihren Fingern und segelten langsam wieder auf die Erde, der sie entrissen worden waren. Sie blieb in der Hocke sitzen und vergrub das Gesicht in den Händen, erleichtert, dass der Garten im Augenblick menschenleer war. Sie hatte es schon seit Tagen gewusst, dieses Wissen aber so gut wie möglich aus ihrem Bewusstsein geschoben, bis es nicht mehr zu existieren schien. Der erste Schluchzer kam mit einem leisen Wimmern aus ihrer Kehle, dann rollte sie sich zusammen, um hemmungslos zu weinen.
    Nun, da es ihr selbst ähnlich erging wie einst ihrer Schwester, wurde die Sehnsucht nach Hildegard wieder zu dem reißenden Schmerz, wie ihn das Abtrennen von Gliedmaßen auslöste, und sie presste sich eine Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien.
    » Adelind? «
    Sie fuhr zusammen, als sie Biatris’ Stimme hörte, wischte rasch ihre Wangen trocken und versuchte, eine entspannte Miene aufzusetzen.
    » Olivette hat gesagt, ich soll nach dir sehen. Angeblich war dir in letzter Zeit oft übel. «
    Im Geiste verfluchte Adelind nun Esclarmondes Tochter, die sogleich alles ausplaudern musste. Biatris war kein ahnungsloses jungfräuliches Mädchen. Ihr Blick war wissend.
    » Es ist alles in Ordnung mit mir « , sagte Adelind und richtete sich schnell auf. » Ich habe in Pàmias etwas gegessen, das mir nicht gut bekommen ist. Und natürlich macht mir der Tod meiner Schwester zu schaffen. «
    Biatris nickte und reichte ihr den Arm, um sie zurück ins Haus zu führen. Der Blick ihrer Augen hing dabei mit derart hartnäckiger Aufmerksamkeit an Adelinds Gesicht, dass er fast lästig schien. Adelind wurde zunehmend unwohl. Biatris war nicht leicht zu belügen. Und sie hatte die Augen von Peyres, was eine sehr heftige, fast schmerzhafte Sehnsucht in Adelind weckte.
    » Ihr müsst das dreimal täglich trinken, Dòna « , beharrte Adelind, während sie Esclarmonde zunächst den Schweiß von der Stirn wischte, um ihr dann den heißen, mit Kräutern gewürzten Wein einzuflößen. Olivette war gestern selbst losgezogen, hatte im Wald Wermut gesammelt und auch darauf bestanden, in die Zubereitung des Getränks eingewiesen zu werden.
    Die Gräfin hatte seit einem Tag kein Blut mehr gespuckt, doch ihr Fieber war am Morgen wieder gestiegen. Adelind beschloss, in der Küche feuchte Wadenwickel vorbereiten zu lassen. Leider war es immer noch sehr schwer, die Gräfin zum Essen zu bewegen. Wenn überhaupt, dann gelang es allein Olivette.
    » Wo ist meine Tochter? « , fragte Esclarmonde und ließ ihren glasigen Blick durch das kleine Zimmer irren. Adelind verspürte einen Stich in ihrer Brust.
    » Sie ist mit Biatris auf die Burg gegangen, um mit Eurer Schwägerin Philippa zu reden. Vorher hat sie beim Unterricht der hier noch verbliebenen Mädchen mitgeholfen. «
    Dies wäre eigentlich ihre Aufgabe gewesen, aber da sie sich gleich nach dem Morgenmahl wieder erbrochen hatte, war Biatris’ Wahl auf Olivette gefallen.
    » Es sind nur noch sechs Mädchen hier « , fuhr Adelind fort. » Die Töchter von wohlhabenden Eltern wurden bereits abgeholt und an sichere Orte gebracht. Wir müssen uns überlegen, was wir tun, wenn das Heer hier einfällt. Auch wir werden ein Versteck brauchen. Biatris wollte das mit Eurer Schwägerin besprechen. «
    Sie blickte erwartungsvoll in Esclarmondes Gesicht, hoffte, wieder ein winziges Zeichen der alten Entschlossenheit darin zu entdecken, doch sah sie nichts weiter als die Erschöpfung einer alten Frau, der das Leben allmählich zur Last wurde.
    » Olivette ist ein sehr kluges Mädchen geworden, das hätte ich ihr niemals zugetraut « , sagte die Gräfin, während sie starr auf die Zimmerdecke starrte. » Sie hat rotes Haar wie Jourdain, mein Mann. Es war das Erste, was mir an ihm auffiel, als er mir als mein Verlobter vorgestellt wurde. Ich war damals sechzehn und hatte mich in einen Sänger meines Vaters verliebt. Jourdain war bereits dreißig, ein alter Mann in meinen Augen. Ich wollte diesen Erben der Isle-Jourdain mit seinem lächerlichen Feuerkopf nicht! Aber meine Familie ließ mir keine Wahl. «
    Adelind stellte den Weinbecher zur Seite und setzte sich auf einen Schemel. Ihre

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