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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Adelind.
    Esclarmonde holte Luft, um zu antworten, doch hinderte ein neuer Hustenanfall sie daran. Nun erkannte Adelind sehr deutlich die roten Flecken auf der Handfläche, bevor Biatris der Gräfin ein Tuch reichte, um sie fortzuwischen.
    » Ihr Husten ist in den letzten Wochen immer schlimmer geworden « , erklärte Biatris, während Esclarmonde nach Luft rang. » Sie fiebert, mal mehr, mal weniger, aber ganz gesund wird sie einfach nicht. Sie isst zu wenig. «
    Adelind schob einen Schemel heran und setzte sich.
    » Ich werde jetzt für Euch sorgen, Dòna. Bald wird es Euch besser gehen « , versprach sie und ergriff Esclarmondes Hand. Das Gelenk war erschreckend schmal geworden, und die Adern auf dem Handrücken standen hervor wie blaue Hügelketten.
    » Wenn Gott der Herr mich ruft, ist es nicht zu ändern « , flüsterte Esclarmonde und sah nochmals in Olivettes Gesicht. Wieder lag sehr viel Liebe in diesem Blick, aber auch jene Niedergeschlagenheit.
    » Aber wir brauchen Euch, gerade in dieser schweren Lage « , warf sie sogleich ein. » Die ecclesia Dei hier im Languedoc ist in vielerlei Hinsicht Euer Werk. Nun ist sie bedroht. Ihr müsst um ihre Verteidigung kämpfen. «
    Esclarmonde richtete sich kurz auf. Ihre Wangen schienen ein wenig röter zu werden, doch konnte dies auch am steigenden Fieber liegen.
    » Aber was soll ich denn tun, Adelind? Ein riesiges Heer aufhalten, dem bisher keiner unserer im Umgang mit Waffen geübten Landesherren die Stirn bieten konnte? Ihr werdet untertauchen müssen, euch verstecken wie Ratten. Und ich kann auch nicht viel mehr ausrichten als ebendies. «
    Sie hüstelte nochmals, doch war es nun kein so heftiger Anfall mehr. Olivette ergriff sogleich den Kräutersud, den Biatris inzwischen aus der Küche gebracht hatte, und flößte ihn ihrer Mutter ein, während sie ihr beruhigend über den Kopf strich. Adelind fiel auf, dass dieses zunächst schüchterne, fast menschenscheue Mädchen sehr geschickt im Umgang mit Kranken geworden war. Die wochenlange harte Arbeit im Spital hatte ihre Wirkung gezeigt.
    » Wir werden es schaffen, Mutter. Wir lassen uns nicht einschüchtern « , erzählte Olivette unterdessen. » Sie haben ein paar Siege errungen, aber der größte Teil des Landes ist noch nicht in ihrer Gewalt. Das Blatt kann sich wieder zu unseren Gunsten wenden. Ihr dürft nicht verzweifeln. «
    Esclarmonde lächelte schwach, ergriff dann Olivettes Hand und drückte sie.
    » Es freut mich, dass du so viel Mut hast, mein Kind. Wir werden hier Menschen wie dich brauchen. «
    Adelind spürte plötzlich einen Stich in ihrer Brust, der ihr völlig fremd war. Etwas an der Lage hatte sich verändert, denn früher hatte Esclarmondes Aufmerksamkeit hauptsächlich ihr gegolten, ganz gleich, wie viele andere sociae sich im Raum befanden. Aber diese neue, ausgelaugte, von Krankheit gezeichnete Frau vor ihr schien plötzlich die Kraft der Blutsbande zu spüren, sodass sie ihren Blick kaum von Olivette abwenden konnte. Das Mädchen mahnte sie indessen, die ganze Tasse zu leeren, solange der Sud noch warm war. Esclarmonde verzog das Gesicht, gab aber schließlich nach, als hätten sie die Rollen zwischen Mutter und Kind getauscht.
    » Ich werde mich im Kräutergarten und im Wald umsehen, ob ich Wermut finde « , unterbrach Adelind diese Zweisamkeit und trat hinaus, um sich ein wenig nützlich machen zu können. Im Geiste ging sie alles Wissen durch, das Ursanne ihr vermittelt hatte, denn die Bücher über Heilkunde waren alle in der domus in Carcassona geblieben. Wermut, zerstampft, dann mit Wein und Honig gekocht, half gegen jenen mit Fieberschüben verbundenen Dauerhusten, an dem die Gräfin nun schon sehr lange zu leiden schien. Sie hatte solche Krankheiten schon öfter geheilt, erinnerte sie sich, und vielleicht würde mit dem Fieber auch Esclarmondes Niedergeschlagenheit verschwinden. Sie sehnte sich nach der kämpferischen Gräfin, von der sie einst in die ecclesia Dei eingeführt worden war und die ihr selbst wieder die Kraft geben könnte, mit Überzeugung ihren Weg als Perfacha zu gehen. Ohne Hildegard und auch ohne jene Esclarmonde, die sie kannte, was blieb dann noch von dieser Welt als ein Irrgarten, durch den sie tappte, ohne überhaupt zu wissen, an welches Ziel sie gelangen wollte?
    Sie riss sich zusammen und beugte sich vor, um wenigstens Thymian zu pflücken, da sie Wermut nicht entdecken konnte. Später würde sie sich noch im Wald umsehen.
    Etwas zog in ihrer linken Brust,

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