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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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ihr genügen musste, da Gott es wohl so für sie bestimmt hatte.
    » Aber wenn es in der Region zu Gefechten kommt, dann sollten wir auch überlegen, wo wir uns verstecken können « , mischte sich nun Olivette ins Gespräch. » Dieses Haus am Dorfrand ist doch völlig ungeschützt. Sie werden es verwüsten, sobald sie Gerüchte hören, wer wir sind. «
    Adelind musste erkennen, dass Esclarmondes Tochter sich neuerdings tatkräftiger verhielt als sie selbst, da sie zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt war, um an politische Fragen zu denken.
    » Nun, wir können immer hinauf in die Burg « , entgegnete Esclarmonde, während sie in einen Apfel biss.
    » Dort ist nicht viel Platz. Die Dorfbewohner werden auch dorthin flüchten wollen « , warf Philippa ein, die von der Idee einer überfüllten Burg nicht sehr angetan schien.
    » Vielleicht sollten einige von uns nach Montsegur gehen, jene sicherste aller Festungen, deren Bau Ihr angeregt habt « , schlug Olivette ihrer Mutter nun vor. » Wir beide bleiben hier und warten, ob Flüchtlinge eintreffen, die wir dann in dem Haus versorgen können. «
    Esclarmonde drehte ihren Weinbecher in der Hand und ließ ihren Blick über die versammelte Runde wandern.
    » Ich schlage vor, ihr geht nach Montsegur « , meinte sie nun zu ihnen. » Adelind übernimmt die Führung, denn sie hat bereits eine Gruppe von Flüchtlingen erfolgreich nach Pàmias gebracht, wie ich von meiner Tochter weiß. Biatris soll fürs Erste bei uns bleiben, um bei der Verwaltung des Hauses zu helfen. Sollten weitere Flüchtlinge eintreffen, schicken wir sie mit ihr nach. Sobald die Lage sich beruhigt hat, kann wer auch immer will nach Dun zurückkommen. «
    Es war nur ein Vorschlag gewesen, doch niemand widersprach, denn sie waren es alle gewöhnt, die Vorschläge Esclarmondes als Weisungen zu betrachten. Adelind fühlte, wie sich Erleichterung in ihr ausbreitete. Ihre Gräfin schätzte sie weiterhin und wollte sie mit wichtigen Aufgaben betrauen. Ihr Neid auf Olivette war kleinlich gewesen, eine Folge ihrer Einsamkeit und Verlorenheit nach Hildegards Tod. Sie gehörten weiterhin alle zusammen.
    Als das Mahl vorbei war, wollte sie aufstehen und beim Abtragen des Geschirrs helfen, doch ihr Magen vereitelte es, indem er alle soeben verzehrten Speisen zurück in ihren Mund stieß. Wieder einmal musste sie rasch aus dem Raum eilen.
    Sie versuchte gerade, das Erbrochene unter einem Haufen lockerer Erde im Kräutergarten zu verbergen, als Biatris aus der Tür trat und sich neben sie hockte, um ihr dabei zu helfen. Gemeinsam brachten sie die unangenehme Aufgabe zu Ende, ohne ein Wort zu wechseln. Biatris hatte es stets verstanden, in den richtigen Momenten zu schweigen. Auch nach der Trennung von Peyres hatte sie Adelind keine Fragen gestellt.
    Nachdem die Spuren beseitigt waren, half Biatris ihr aufzustehen und führte sie zu jener Bank, wo sie bereits früher vertraute Gespräche geführt hatten. Adelind folgte ohne Widerstand, war auf einmal nur dankbar, dass jemand noch Anteilnahme an ihrem Schicksal zeigte. Sie saßen in den allmählich ermüdenden Strahlen der Herbstsonne, und Biatris tätschelte ihre Hand.
    » Als du in Carcassona verhaftet wurdest, haben da… haben einige der Wächter sich… haben sie sich nicht wie wahre Christen benommen? «
    Aufgrund der Erfahrung mit Gaston begriff Adelind sofort, was gemeint war.
    » Nein. Es geschah auf der Flucht. Und nicht gegen meinen Willen. «
    Biatris atmete langsam aus und ließ Adelinds Hand los.
    » Ich will dich nicht fragen, wer es war, denn offenbar möchtest du es für dich behalten. Aber was wirst du jetzt tun? Ich kann dir vielleicht helfen. «
    Adelind schüttelte den Kopf, denn wiederum hatte sie das Unausgesprochene verstanden.
    » Ich weiß, dass nach unserem Glauben die Seele eines Ungeborenen sofort in einen anderen Körper wandert und es daher kein schlimmes Vergehen wäre. Aber ich kann es nicht. «
    Biatris nahm dies ohne Widerspruch hin. Eine Weile saß sie nachdenklich da, um dann mit völlig ruhiger Stimme weiterzusprechen, als sei nichts Ungewöhnliches geschehen.
    » Ich denke, Esclarmonde wird dir vergeben. Du wirst deine Sünde öffentlich beichten müssen und dich vielleicht erst einmal keine Perfacha mehr nennen dürfen, bis du nochmals das Consolament empfangen hast. Aber dadurch geht die Welt nicht unter. Du bist klug und tüchtig. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis du deine alte Stellung wieder einnehmen kannst. In

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