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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Bronzereif, Schleier und dem edlen, wenn auch leicht zerschlissenen Gewand ausstaffiert sang sie ihre Hymnen und ließ Simon Münzen einsammeln. Der prall gefüllte Beutel beruhigte sie. Ebenso wie Hildegard hatte sie ihren Platz in der Truppe gefunden.
    Antonius führte Hildegard noch eine Weile durch die Stadt. Adelind schlug das Angebot ihrer Schwester, einfach mitzukommen, aus, denn sie ahnte, dass der Zahnkünstler mit Hildegard allein sein wollte. Marcia verschwand mit einem prächtig gewandeten Herrn, der sie vor dem Münster angesprochen hatte, sodass Adelind allein mit Simon und Peyres im Wagen sitzen blieb. Der Wahrsager fädelte bunte Steine zu Ketten, die er bald schon zum Verkauf anbieten wollte. Peyres machte sich an einer Kiste zu schaffen, in der er den Münzbeutel verstaute. Dann griff er tief in das hölzerne Innere, wühlte eine Weile herum und zog schließlich heraus, wonach er gesucht hatte. Staunend erkannte Adelind drei Schriftrollen in seinen kräftigen Händen, die er rasch in einem Beutel verstaute. Ihr wurde bewusst, dass sie keinen geschriebenen Text mehr hatte entziffern können, seit sie aus dem Kloster geflohen war.
    » Was ist das? « , fragte sie aufgeregt. Ihr fiel ein, dass Peyres vermutlich nicht lesen konnte. Wie war er in den Besitz von Schriftrollen gekommen?
    » Nichts « , erwiderte er barsch und warf ihr einen zornigen Blick zu. Adelind wusste, dass er sonst nur Marcia manchmal so ansah. Empört straffte sie die Schultern.
    » Nach nichts sieht es mir nicht aus « , erwiderte sie schnippisch. » Das sind Schriftrollen. Sollen sie verkauft werden? Wenn ich einen Blick darauf werfen dürfte, so könnte ich vielleicht einschätzen, wie wertvoll sie sind. «
    Sie hoffte, Peyres durch dieses Angebot zu besänftigen, aber er machte nur einen sehr lauten Schritt in ihre Richtung. Die Planken des Wagens erzitterten leicht. Adelind zuckte erschrocken zusammen, doch war sie bemüht, sich keine Furcht anmerken zu lassen. Wenn Peyres jemals seine Hand gegen sie erheben sollte, so würde sie die Truppe verlassen, beschloss sie in diesem Moment. Leider hatte sie keine Ahnung, wohin sie in dem Fall gehen könnte.
    Doch er schlug sie nicht, musterte sie nur kurz aus funkelnden Augen.
    » Ich weiß durchaus, dass die kluge Jungfer lesen kann « , sagte er mit leiser, aber schneidender Stimme. » Sie sollte sich jedoch nicht in Angelegenheiten mischen, die sie nichts angehen. So gerät sie auch nicht in Schwierigkeiten. «
    Dann sprang er mit einem Satz vom Wagen, um in den Gassen der Stadt zu verschwinden. Adelind blieb fassungslos zurück. Ihr war, als hätte sie tatsächlich eine Ohrfeige erhalten.
    » Er ist immer sehr reizbar, wenn es um diese Dinge geht « , hörte sie den alten Simon sagen, der sich weiterhin über seine Ketten beugte.
    » Was für Dinge? « , bohrte sie nach. Der Alte zuckte nur mit den Schultern.
    » Alles, was mit seiner Schwester zu tun hat. Er liebt seineSchwester, mehr als jeden anderen Menschen, glaube ich. «
    » Und was hat seine Schwester mit diesen Schriftrollen zu tun? Hat sie diese selbst beschrieben? « , fragte Adelind, die sich über diese vagen Aussagen langsam zu ärgern begann. Der Wahrsager blickte endlich auf. Er rutschte auf den Planken näher an sie heran, um leise reden zu können.
    » Ich denke nicht, dass sie schreiben kann « , erzählte er. » Aber diese Leute, mit denen sie zusammenlebt, können es teilweise. Sie schicken Botschaften an ihre Gesinnungsgenossen. Peyres hat sich bereit erklärt, sie zu überbringen. Ich glaube, allein aus diesem Grund sind wir zu dieser schrecklich kalten Jahreszeit nach Köln gefahren. «
    » Aber was sind das denn für Leute? «
    Unter Simons tadelndem Blick wurde Adelind bewusst, dass sie unnötig laut gesprochen hatte.
    » Man nennt sie ›die guten Menschen‹ « , erklärte der Alte nach einer kurzen Pause. » Sie sind sehr wohltätig, kümmern sich um Kranke und Waisen. «
    » Daran ist doch nichts Schlimmes. Auch in Klöstern wird so gehandelt « , erwiderte Adelind. Simons faltiges Gesicht verzog sich zu nachsichtigem Spott.
    » In manchen Klöstern vielleicht. Aber diesen Leuten ist es ernster mit der Frömmigkeit und Nächstenliebe. «
    » Und warum wird daraus ein solches Geheimnis gemacht? «
    Adelinds Herz pochte aufgeregt, wie jedes Mal, wenn sie etwas über Peyres in Erfahrung brachte.
    » Weil es als notwendig gesehen wird « , entgegnete Simon. » Frage nicht so viel, es ist nicht gut. Du

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