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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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ihrer Seite. Hildegard war im Begriff, sich in das Geschehen zu mischen. Kurz erwog Adelind, sie zurückzuholen, denn welchen Sinn machte es, wenn die mitfühlende Schwester Antonius nun bei der Arbeit störte, doch tat Hildegard nichts dergleichen. Sie kniete sich nur neben den gepeinigten Dicken und legte ihre Finger auf seine Schulter, um ihm ins Gesicht zu sehen. Ihre Lippen bewegten sich.
    Dominus pascit me nihil mihi deerit
    in pascuis herbarum adclinavit me
    super aquas refectionis enutrivit me
    animam meam refecit duxit me per semitas
    iustitiae propter nomen suum…
    Adelind lauschte den vertrauten Worten des Psalms und begann aus Gewohnheit leise mitzubeten. Erstaunt sah sie, wie der Körper des gepeinigten Mannes sich entspannte, während seine Augen an Hildegard hingen, als bestünde seine Welt nur noch aus einem lieblichen Mädchengesicht. Das Stoßen der Füße ließ nach, und Simon konnte seinen Griff ein wenig lockern. Dieser Mann sah wie ein wohlhabender Handwerker oder Händler aus, dass er Latein verstand, war unwahrscheinlich. Dennoch hatte Hildegard ihm eben jene tröstende Nähe Gottes vermitteln können, die in dem Psalm besungen wurde. Ohne auf die Wirkung ihres Einmischens zu achten, redete die Schwester weiter:
    Sed et si ambulavero in valle mortis non timebo malum quoniam tu mecum es virga tua et baculus tuus ipsa consolabuntur me pones coram me mensam ex adverso hostium meorum inpinguasti oleo caput meum calix meus inebrians
    sed et benignitas et misericordia subsequetur me omnibus diebus vitae meae et habitabo in domo Domini in longitudine dierum
    Auf einmal war es sehr still geworden. Der Dicke ergab sich widerstandslos seinem Schicksal, während er weiter in Hildegards graublaue Augen starrte. Nur ein letztes Röcheln erklang, dann hielt Antonius mit blutüberströmter Hand seine Zange hoch, in der ein gelblich brauner Zahn steckte. Adelind staunte, wie winzig die Ursache großer Pein sein konnte.
    » Nun habe ich die Zahnwürmer endgültig besiegt « , verkündete Antonius. Begeistertes Klatschen erklang, während dem Dicken ein weiterer Krug Wein gebracht wurde, um seinen Mund auszuspülen. Die kleine Frau hatte sich aufgerichtet, musterte Hildegard mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Misstrauen, während sie ihrem Gemahl das Blut von der Wange wischte.
    » Gott segne die Maid, welche einem Leidenden seine Liebe nahebrachte « , verkündete Antonius indessen und umklammerte Hildegards Hand, die sie ihm zunächst empört entziehen wollte. Erst das anerkennende Murren der Menge ließ sie schließlich stillhalten.
    Ein Seufzer schlüpfte aus Adelinds Brust. Ganz so nutzlos schien Hildegard nicht zu sein. Der Dicke drückte ihr dankbar ein paar Münzen in die Hand, bevor er auf seine Frau gestützt davonschwankte. Antonius strahlte und weigerte sich, Hildegards Hand aus der seinen zu entlassen. In ihrem Rücken erahnte Adelind eine hohe, eindrucksvolle Gestalt, und als sie sich umwandte, war sie nicht überrascht, Peyres zu sehen. Seine schwarzen Augen strahlten.
    » Das hat die kleine Heilige großartig gemacht « , murmelte er und zog Marcia herbei, deren Gesicht wie versteinert war. Adelind konnte nicht umhin, ihr einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.
    Diesmal konnten sie sich die Unterkunft in einer Herberge leisten, vor der Maultier und Wagen festgebunden wurden. Männer und Frauen verteilten sich in die Gemeinschaftsräume, sodass es Adelind fast wieder wie im Kloster schien, wo sie regelmäßig bei den Schnauf-, Schnarch- und Furzlauten anderer Frauen in den Schlaf gesunken war. Neu war jedoch das Glücksgefühl angesichts eines eigenen Lagers mit weicher Strohmatte, denn früher hatte sie nicht gewusst, wie es sich anfühlte, auf harten Holzplanken zu liegen. Dank der schlechten Beleuchtung sah sie das Ungeziefer nicht, doch am nächsten Tag wies ihre Haut kleine rote Bisswunden auf. Der Wagen hatte auch seine Vorteile, befand sie, denn Marcia hielt ihn erstaunlich sauber. Die Gauklerin wahrte Abstand von ihnen, erst als sie sich mit den Männern zum Morgenmahl trafen, wurde sie etwas gesprächiger und maulte über das harte, trockene Brot. Peyres beachtete sie nicht, denn er plante bereits Adelinds Auftritt vor dem Münster und unterzog ihre Kleidung einer strengen Musterung. Da er nichts sagte, ging sie davon aus, dass er zufrieden sein musste. Sobald er einen Becher Bier geleert hatte, rief er zum Aufbruch.
    Sie empfand weitaus weniger Angst als zunächst befürchtet. Mit

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