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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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später. «
    Nun stieß Peyres dennoch ein wütendes Schnauben aus, holte Luft, doch Marcia schnitt ihm das Wort ab, bevor er auch nur einen Fluch hatte ausstoßen können.
    » Jemand muss hier auf unser Hab und Gut aufpassen. Die andere Betschwester und Simon schaffen es wohl kaum allein, Räuber abzuwehren! Also bleib du am besten bei ihnen, bis wir wieder zurück sind « , rief sie spitz, drehte sich auf dem Absatz um und ging mit wiegenden Hüften los, als trete sie einen vergnügten Spaziergang an.
    Nachdem die drei auf der anderen Seite des Hügels verschwunden waren, begann Peyres schweigend, das gebrochene Rad eingehender zu inspizieren. Simon sammelte auf dem Karren alle durcheinandergeratenen Gegenstände ein, um sie auf dem Pfad zu ordnen. Adelind sah, dass auch ihre bescheidenen Habseligkeiten, die sich auf das gute Gewand und den feinen Schleier beschränkten, unbeschadet geblieben waren. Sie kam sich nutzlos vor und überlegte, warum sie nicht mit Hildegard aufgebrochen war. Alles hatte sich so schnell abgespielt, dass sie kaum Gelegenheit zum Nachdenken gefunden hatte. Sie spürte weiterhin die unangenehme Enge des schweißnassen Stoffes auf ihrer Haut. Seit Monpeslier hatte sie keine Gelegenheit mehr gehabt, sich gründlich zu waschen. Als sie ein Stück tiefer auf dem Abhang ein schmales Flüsschen im Sonnenlicht schimmern sah, zog sein funkelndes, in Tönen von Grau und Blau schimmerndes Wasser sie magisch an, und sie lief ihm entgegen.
    Der Wasserlauf schlängelte sich durch eine von dichten Büschen umgebene Stelle, wo Adelind rasch ihre Kleidung ablegen konnte. Zwar hatte die Sonne bereits die Luft erwärmt, doch das Wasser war immer noch frostig, sodass sie nur kurz darin eintauchte, um sich dann mit ihrem Kittel trockenzureiben. Es tat dennoch wohl, wenigstens den gröbsten Schmutz von ihrer Haut entfernt zu haben, befand sie und schlüpfte wieder in Kittel und Wollrock. Dann schüttete sie sich etwas Wasser ins Gesicht und ließ die Tropfen ihren Hals hinabrieseln. Ein Stück neben den Büschen blieb sie im Gras sitzen, um die friedliche Stille zu genießen und dabei auch die feuchte Kleidung trocknen zu lassen. Das Brennen der Sonne auf ihrem Kopf begann nach einer Weile unangenehm zu werden, unter dem schweren schwarzen Schleier ihrer Nonnentracht perlte erneut der Schweiß, um in Strömen über ihren Nacken zu fließen. Adelind zögerte einen Moment, dann tat sie, was sie ihre Schwester auf dem Marktplatz von Monpeslier hatte tun sehen. Mit einem energischen Ruck riss sie das letzte Zeichen keuscher Sittsamkeit fort, um ihrem Haar die Berührung frischer Frühlingsluft zu gönnen. Sogleich wurde ihr wohler, als sei sie von einer drückenden Last befreit worden. Versonnen fuhr sie sich durchs Haar, das inzwischen fast bis zu ihren Schultern reichte. Bisher hatte sie stets nur den schwarzen Schleier gegen den feineren weißen für ihre Auftritte getauscht, doch nun nahm sie sich Zeit, mehrere Strähnen genauer anzusehen. Sie waren nicht von so zarthellem Blond wie die Hildegards, auch mit der Lockenpracht von Raimonde Bergers’ Gemahlin konnte sie es nicht aufnehmen. Ihr Haar glitt geschmeidig und fein durch ihre Finger, war von unauffälliger hellbrauner Farbe. Sie beugte sich über das Wasser. Ein ernstes Gesicht mit klugen Augen sah ihr entgegen, zu streng in seinem Ausdruck, um wirklich anziehend wirken zu können. Sie war keine Nonne mehr, zu der eine solche Miene gepasst hätte. Jetzt war sie Spielfrau, trug ihr Haar offen und sollte gefallen. Sie lächelte sich selbst zu und wurde etwas zufriedener mit ihrem Gegenüber, das auf zarten Wellen schwimmend nun fast lieblich wirkte. Nochmals schöpfte sie Wasser und ließ es auf ihr Haar laufen, um ihm mehr Frische zu verleihen. Sorgfältig rieb sie das reinigende Nass in ihre Kopfhaut, schüttelte sich dann und streckte ihr Gesicht der wärmenden Sonne entgegen.
    Als sie Schritte hinter sich vernahm, empfand sie mehr Ärger über die Störung als Furcht. Ein Schatten schob sich zwischen sie und das Sonnenlicht. Sie fuhr herum. Peyres stand vor ihr, die Hände in die Hüften gestemmt und mit ein paar Falten auf der sonst so glatten Stirn.
    » Du warst plötzlich weg. Ich habe mir Sorgen gemacht. Hier in den Bergen können durchaus Räuber lauern. «
    Adelind zog die Schultern zurück.
    » Aber bisher sind keine aufgetaucht. Ich wollte mich waschen, das ist alles. Mir war nicht klar, dass ich deshalb um Erlaubnis bitten muss. «
    Peyres

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