Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)
ein Mittagsmahl aus Eiern und Käse, das sie, von Hühnern, Ziegen und Schweinen umgeben, in einem kleinen Hinterhof hinunterschlangen, denn die frische Luft machte hungrig. Dann ging es weiter. Peyres hoffte, Dun bereits am nächsten Tag zu erreichen, sodass keine längeren Pausen mehr eingeplant waren. Als der Pfad sich in ein Tal hinabschlängelte, machte jedoch ein spitzer Stein diese Pläne zunichte, denn er bohrte sich so fest in das Holz eines Rades, dass es mit einem lauten Krachen zerbrach. Sogleich neigte sich das Gefährt zur Seite, während das entsetzte Maultier laute Protestschreie auszustoßen begann. Marcia sprang schwungvoll vom Wagen und rollte kurz durchs Gras den Hügel hinab, bevor sie sich fluchend aufrappelte. Antonius hatte indessen Hildegard entschlossen in Sicherheit gezerrt. Sie landeten auf dem platt getretenen Pfad, ohne zu stürzen. Allein Adelind und Simon klammerten sich weiter an die Planken, während die Landschaft vor ihren Augen zunehmend in die Schräge geriet.
» Los, springt auch runter! « , schrie Peyres, der bereits neben dem Maultier stand und es zu beruhigen versuchte. Adelind ergriff die Hand des alten Mannes, der wieder in nervöses Husten ausgebrochen war, während das Gefährt unter ihnen immer weiter einsackte und sich in beunruhigender Weise dem Abhang des Hügels zuzuwenden begann. Adelinds letzter Gedanke war, dass Peyres hoffentlich klug genug wäre, das arme Maultier rechtzeitig loszubinden, damit es nicht mit hinabgerissen wurde. Dann sprang sie los, zerrte Simon von der Hinterseite des Wagens auf den Pfad hinab, denn inzwischen wäre es gefährlich geworden, sich wie Marcia einfach von der niedrigsten Stelle aus ins Gras des Hügels fallen zu lassen. Stürzte der Karren ihnen hinterher, hätten sie von ihm erschlagen werden können.
Sie verlor kurz das Gleichgewicht und ruderte mit den Armen, wobei sie Simon losließ. Der arme Mann landete auf den Knien, richtete sich aber mit schmerzverzerrtem Gesicht sogleich wieder auf. Indessen sackte das Gefährt hinter ihnen mit lautem Krachen endgültig unter dem zerbrochenen Rad ein, schwankte kurz auf den Abhang zu, kam aber mit Stöhnen und Quietschen zum Stillstand.
» Gott sei Dank ist alles vorbei! « , rief Hildegard und fiel ihrer Schwester um den Hals. Adelind, die im Geiste bereits den Karren mitsamt allen Habseligkeiten in einzelnen Bruchstücken vor sich gesehen hatte, fand in der Umarmung etwas Frieden. Dann spürte sie, wie das Gewand schweißnass an ihrer Haut klebte. Warum war es immer Hildegard, der Leute zu Hilfe kamen, und niemals ihr selbst? Peyres hatte sich indessen im Hintergrund aufgebaut.
» Wir müssen das Rad richten. Es ist in zwei Teile gebrochen, die wir zusammenflicken können « , sagte er ruhig. » Im Wagen sind ein Hammer und ein paar Nägel. Wir brauchen Holz, um die zersprungenen Stellen zu stärken. «
» Ich habe von Anfang an gesagt, dass dieser uralte Karren uns nicht heil bis nach Dun bringt. Es ist ein Wunder, dass wir überhaupt so weit gekommen sind « , maulte Marcia und beugte sich vorsichtig in den schräg stehenden Wagen, um die Kiste mit ihren Habseligkeiten herunterzuziehen. Sorgfältig stellte sie den geretteten Besitz auf der Wiese neben dem Pfad ab, schüttelte dann ihren Rock, um Schmutz zu entfernen, und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. » Ich laufe jetzt in das Dorf zurück, denn dort sind Leute, die uns ein neues Rad fertigen können. Das ist allemal besser als diese dumme Idee vom Zusammenflicken. Dann haben wir den nächsten Unfall, noch bevor wir den Hügel hinuntergerollt sind. «
Sie warf Peyres einen abwartenden Blick zu, doch er reagierte nicht auf die Provokation. Adelind war schon seit Längerem aufgefallen, dass die Stimmung zwischen den beiden sich verdüstert hatte. Selbst ihre heimlichen Stelldicheins im Schutz des Waldes mussten aufgehört haben, denn sie waren nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr gemeinsam fort gewesen.
Marcia sah sich erwartungsvoll nach den anderen Spielleuten um. Antonius bot sich als Begleiter an, damit sie den Weg ins Dorf nicht völlig schutzlos würde laufen müssen. Hildegard trat nach kurzem Zögern an seine Seite.
» Ich würde auch gern helfen, wenn es geht « , flüsterte sie. Antonius hob abwehrend die Hände, aber Marcia kicherte nur.
» Na gut, wenn du ein paar Tränen über dein Engelsgesicht kullern lässt, dann bauen die uns vielleicht gleich einen neuen Karren, denn den brauchen wir früher oder
Weitere Kostenlose Bücher