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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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der Gaukler dann schon fort « , warf ein anderer Mann ein.
    » Bei so einem Weib geht keiner, bevor sie ihn fortschickt. Und sie weiß, dass Raimond in Friedenszeiten gern bis zur hora tertia schläft « , mischte der junge Redner sich wieder ein, da er die Burgherrin besser zu kennen schien als alle anderen Verschwörer. Adelind staunte, wie sehr sie das Gehörte aufwühlte. Sollte die hochgewachsene rothaarige Dame nun von einem inzwischen abgelegten Liebhaber ins Unglück gestürzt werden, der es ihr nicht verzeihen konnte, durch einen dunkelhäutigen Spielmann ersetzt worden zu sein? Die Männer debattierten noch kurz, doch wurde der letzte Vorschlag schließlich angenommen. Sie verließen das hölzerne Gebäude, um wieder in dem großen Steinbau zu verschwinden. Kurz bellten die Hunde, dann rollten sie sich wieder friedlich zusammen, und es wurde still. Adelind trat endgültig aus ihrem Versteck. Mit heftigen Atemzügen sog sie die Nachtluft in ihre Lungen. Nun war es nicht mehr möglich, zu den anderen Gauklern zu gehen und friedlich bis zum Morgengrauen zu schlafen. Peyres war der Kopf ihrer Truppe, und bald schon konnte sein Leichnam in eine Latrine geworfen werden, denn niemand scherte sich um einen toten Spielmann. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, völlig rat- und ziellos, während ein Sturm durch ihren Kopf fegte. Sie musste Peyres warnen, wusste aber nicht, wie sie dabei vorgehen konnte. Kurz erwog sie, die anderen Gaukler zu wecken, verwarf den Gedanken aber wieder. Zu viel Aufruhr würde die Hunde endgültig unruhig werden lassen und die Verschwörer erneut herauslocken. So leise wie möglich schlich sie auf den großen Steinbau zu. Sie hoffte, dass die Männer sich in ein Schlafgemach zurückgezogen hatten, andernfalls wäre alles verloren.
    Das Eingangstor schwang mit leisem Knarren auf, ließ sie eintreten und fiel hinter ihr zu. Es wurde dunkel. Ihr Atem schien so laut, als würde sie alle Angst und Empörung aus sich herausschreien. Warum hatte Peyres sich wie eine gewöhnliche Hure benehmen müssen? Während sie mit ihrem Zorn auf den großen dunklen Mann haderte, gewöhnten ihre Augen sich langsam an die Dunkelheit. Sie nahm eine breite Treppe wahr, die sie nach ihrer Ankunft zur Vesper bestiegen hatten, um in den großen Saal zu gelangen. In ihrem Kopf nahm ein vertrautes Bild langsam klarere Formen an. Sie hatte selbst einst eine Burg ihr Zuhause genannt, auch wenn es schon sehr viele Jahre her war. Hinter dem großen Saal lag das Gemach des Burgherrn, doch dort schlief Raimond de Bergers nun allein. Wendeltreppen führten in Türme, wo die Gemächer der Damen lagen. Langsam tastete sie sich an Wänden entlang, erklomm Stufen und suchte nach einem abzweigenden Gang. Sie entdeckte ihn kurz vor dem Rittersaal, zwang sich, in noch tiefere Finsternis vorzudringen, und kroch schließlich auf allen vieren die Treppe hoch, um nicht zu stolpern. Dann drang endlich ein erlösender Lichtstrahl durch eine geschlossene Tür. Sie vernahm den Klang von Peyres’ Fiedel, begleitet von tiefem, gurgelndem Kichern aus einer Frauenkehle. Putana, dachte sie, verfluchte Tochter Satans! Ohne Zögern stieß sie die Tür auf.
    Ein paar Kerzen flackerten auf einem kleinen Tisch. Peyres kniete auf dem Boden, die Fiedel unter sein Kinn gestemmt. Vor ihm saß die Burgherrin zwischen zur Seite gezogenen Bettvorhängen. Ihre bloßen Füße steckten in purpurroten Pantoffeln, und ein gestreifter Wollschal lag auf ihren Schultern. Darunter trug sie nur ein Untergewand aus feinem Leinen, das die Umrisse ihres Körpers unnötig deutlich werden ließ. Feuerrotes Haar wallte nun gelöst über ihre Schultern, blitzte und schimmerte im Kerzenschein wie die Farben der Hölle. Adelind stürmte herein, musste dann ein paar tiefe Atemzüge tun, um nicht in lautes Schreien auszubrechen. So gefasst und zusammenhängend wie möglich trug sie die Sachlage vor, bemerkte, wie Peyres aufstand und mit der Burgherrin zu flüstern begann. Die Dame hob nur hilflos die Hände und stieß ein paar Worte aus, die wie Flüche klangen. Indessen hatte Peyres Adelind schon an der Schulter gepackt, um sie aus dem Gemach zu drängen. Vorsichtig tasteten sie sich hinab, bis sie endlich in die Freiheit des Burghofs gelangten. Diesmal sprangen die Hunde auf und ließen auch ein Bellen erklingen, das in der nächtlichen Stille ohrenbetäubend war. Peyres redete beruhigend auf sie ein, doch die Antwort war ein empörtes Knurren. Als hinter ihnen

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