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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Empfinden sei, sich von ihr abzuwenden. Außerdem meinte er, ich hätte seinen Freund nur benutzt und ihm das Herz gebrochen. «
    Sie drehte sich herum und warf Adelind einen verzweifelten Blick zu.
    » Er schrie in aller Öffentlichkeit im Dorf herum. Alle konnten es hören. «
    » Aber nicht verstehen « , beruhigte Adelind. » Er hat doch sicher auf Deutsch gebrüllt. «
    Hildegards Schluchzen ließ allmählich nach. Wieder rieb sie sich die Nässe aus den Augen.
    » Ich wollte wirklich nichts Unrechtes tun, als ich während der Reise Zeit mit Antonius verbrachte. Meinst du, es stimmt, was Peyres sagt? Dass ich seinen Freund benutzt habe? Ich fühle mich jetzt so schlecht. «
    Adelind ergriff ein Tuch und trocknete sanft die Wangen ihrer Schwester. Hildegard war eine junge Frau von sechzehn Jahren, doch in solchen Augenblicken glich sie einem hilflosen, verwirrten Kind. Sie hatte Hildegard stets mit Krallen und Zähnen gegen Angriffe verteidigen müssen, da ihr selbst alle Kraft fehlte, sich zu wehren. Nun begann unbändige Wut in ihr zu kochen. Niemand hatte das Recht, ihre zarte, empfindsame Schwester derart zu verletzen, nur weil sie die Keuschheit einer Beziehung mit einem glühenden Verehrer vorzog. Meinten Männer denn, Frauen hätten ihnen stets zu Diensten zu sein?
    » Wo ist dieser Kerl? Ich werde ihm die Meinung sagen! « , rief sie, als sie bereits aufgesprungen war, um den Kittel wieder über den Rock zu ziehen.
    » Draußen im Kräutergarten, glaube ich. Er sagte, er würde nicht hineingehen, denn an all der Heiligkeit in diesem Haus könnte er ersticken. Aber Adelind, überleg, ob es ein guter Einfall ist… Adelind… dein Schleier! «
    Adelind hörte die Worte in ihrem Rücken, während sie bereits die Stufen hinablief. Ohne weiter zu überlegen, stieß sie die Eingangstür auf. Der Wind blies reine, kühle Luft in ihr Gesicht, die sie ein wenig beruhigte. Sie tat ein paar Atemzüge, und ihre Augen gewöhnten sich allmählich an die aufziehende Dunkelheit. Im Hintergrund zeichneten sich die wuchtigen Formen des Gebirges als Schatten am Horizont ab, vereinzelte Stimmen waren noch im Dorf zu hören, und eine Gestalt lief mit einer brennenden Fackel herum. Adelind wurde bewusst, dass sie hier an diesem winzigen Ort kein Gezeter beginnen konnte, ohne dass es alle Anwohner mitbekamen. Vielleicht war es besser, mit dem Gespräch ein wenig zu warten, bis die Gemüter sich beruhigt hatten. Während sie erwog, einfach ins Haus zurückzukehren, wurde ihr Name gerufen. Im blassen Mondlicht sah sie Peyres auf der Bank neben den Kräutersträuchern sitzen. Er hatte sich ihr bereits zugewandt, sodass es keine Fluchtmöglichkeit mehr gab. Verlegen strich Adelind sich das Haar aus der Stirn und bemerkte, dass sie tatsächlich den Schleier vergessen hatte. Das Haar reichte mittlerweile bis zu ihren Schultern.
    » Welch eine Überraschung, Jungfer Adelind. Willst du ein wenig an der frischen Luft herumlaufen? «
    Sie vermochte keinen Spott in seiner Stimme zu entdecken, was die Wogen ihrer Wut ein wenig glättete.
    » Ich habe mit meiner Schwester gesprochen. Sie war sehr aufgebracht über die Art, wie Ihr mit ihr geredet habt « , meinte sie dennoch. Peyres kam mit gesenktem Kopf auf sie zu.
    » Ich weiß, es war falsch « , gab er widerstandslos zu. » Ich hatte kein Recht, mich einzumischen. Aber manchmal, da überkommt mich eine solche Wut, dass ich nicht mehr weiß, was ich sage. Meine Schwester denkt, ich hätte Dämonen im Leib. Vielleicht hat sie recht. «
    Er hob die Handflächen, als wolle er durch diese Geste Hilflosigkeit ausdrücken. Für gewöhnlich war Adelind nicht so nachgiebig, aber an seinem Gesicht erkannte sie echte Verlegenheit.
    » Jeder Mensch kann manchmal wütend werden « , erklärte sie und scharrte mit den Füßen auf dem Boden, denn sie fühlte sich von plötzlicher Unruhe befallen. Peyres lächelte. In der allmählich schwarz werdenden Dämmerung waren seine Zähne strahlende Perlen.
    » Würdest du mir bei einem Abendmahl Gesellschaft leisten wollen, Jungfer Adelind « , schlug er vor, nun wieder mit dem üblichen Selbstvertrauen. Adelinds Kopf senkte sich zu einem Nicken, noch bevor sie ernsthaft nachgedacht hatte. Bedenken regten sich in ihrem Kopf, wurden aber von einem Gefühl freudiger Aufregung hinweggespült.
    » Aber wird man uns nicht in dem großen Zimmer vermissen, wo alle gemeinsam essen? « , fragte sie nur. Ihr wurde bewusst, dass sie in dieser Gemeinschaft wohl wieder

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