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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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vor.
    » Rosa hat ein schweres Leben hinter sich. Ihr Herz hat sich früh verhärtet. Sie ist streng und unbeugsam in ihrem Glauben, ihr fehlt jegliches Verständnis für menschliche Schwäche. Wir brauchen die Unterstützung der mächtigen Fürsten dieses Landes, daher wäre es ungünstig, wenn Menschen wie Rosa unseren Glauben nach außen vertreten. «
    Es erstaunte Adelind nicht wirklich, dass Esclarmonde in ihrem Herzen immer noch mehr geschickt taktierende Fürstin war als fromme Gläubige.
    » Rosa soll dich nach Carcassona begleiten « , teilte die Gräfin ihre Beschlüsse weiter mit. » Du kannst sie besser in Grenzen weisen, als die gutmütige Biatris es vermag. Nutze ihre Fähigkeiten für unsere Zwecke, aber bringe sie dazu, schweigsam zu sein, wenn wichtige Leute das Haus besuchen. Nun, Adelind, traust du dir dies zu? «
    Zwei Augenpaare ruhten abwartend auf ihr. Adelind vernahm nur noch das Hämmern ihres eigenen Herzschlags.
    » Ich danke Euch, Dònas, für die Ehre, die ihr mir erweist « , begann sie. So weit war es nicht schwer gewesen, die passenden Worte zu finden, aber wie sollte sie ein derart großzügigesAngebot ablehnen, ohne die zwei Gräfinnen zu kränken?
    » Meine Schwester Hildegard hat eine ähnlich gute Ausbildung genossen wie ich « , versuchte Adelind sich zu retten. » An Frömmigkeit übertrifft sie mich sogar und… «
    » Adelind, es gibt Gründe, warum unsere Wahl auf dich gefallen ist « , unterbrach Esclarmonde mit einem Hauch von Ungeduld in ihrer Stimme. » Überlass diese Entscheidungen uns. Auch Hildegard wird dich natürlich nach Carcassona begleiten, wenn sie es wünscht. Jede Perfacha hat ihre socia, eine Gefährtin, die niemals von ihrer Seite weicht. «
    Adelind schloss für einen Moment die Augen. Alle Ausflüchte, die sie suchen mochte, waren Pfade, die ins Leere führten oder sie wieder an den Ausgangspunkt zurückbrachten. Sie sog Luft in ihre Lungen, was sie ein wenig beruhigte. Esclarmonde verdiente keine Lügen.
    » Dònas, Ihr wart beide vermählt und habt Kinder geboren « , begann sie zaghaft. » Ich weiß, unser Glaube stellt die Keuschheit über die Ehe, doch ist es denn wahrhaft verwerflich, wenn… wenn… eine Frau zunächst einen anderen Weg gehen will? «
    Philippa de Foix stieß ein ungeduldiges Schnauben aus und flüsterte ein paar Worte, die Adelind nicht verstand. Ihr wurde kalt. Würde man sie nun davonjagen, bevor Peyres zurückkehrte?
    » Es gibt also einen Mann, dessen Gemahlin du sein möchtest? « , fragte Esclarmonde mit ehrlichem Staunen. Offenbar hatte Rosa nicht alles durchschaut. Adelind nickte stumm, wartete ergeben auf den Sturm, der nun auf ihr Haupt niedergehen würde.
    » Die Fleischeslust ist sündhaft, selbst unter Eheleuten « , kam es auch schon von Philippa, doch Esclarmonde brachte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung zum Schweigen.
    » Ein jeder Mensch soll den Weg zu Gott freiwillig gehen, nicht unter Zwang « , mahnte sie. » Ich selbst liebte meinen Gemahl und bin dankbar für die Jahre, die ich an seiner Seite verbringen durfte. Lassen wir dieses Mädchen frei entscheiden. «
    Wieder wandte sie sich an Adelind, der das Atmen nun etwas leichter fiel.
    » Ich kann nicht leugnen, dass ich enttäuscht bin. Du wärest ein großer Gewinn für unsere Kirche gewesen. Solltest du dich eines Tages dennoch berufen fühlen, eine Perfacha zu werden, so bist du uns natürlich willkommen. Bis dahin wünsche ich dir Gottes Segen. «
    Adelind erhob sich.
    » Ich danke Euch für Eure Güte, Dòna. Aus Euch spricht die Stimme des Herrn. «
    Philippas Stirn lag in Falten, aber Esclarmonde lächelte nun durchaus geschmeichelt. Sie war nicht frei von Eitelkeit, stellte Adelind leicht belustigt fest, obwohl ihre Worte ehrlich gemeint gewesen waren. Sie verabschiedete sich mit einem weiteren tiefen Knicks und trat hinaus zu Biatris und auch zu Rosa, die sie erwartungsvoll ansah. Die roten Flecken auf ihren Wangen waren verschwunden, aber ihre angespannte Miene deutete ein aus Stein gemeißeltes Gesicht mit tiefen Falten an, das Rosa vielleicht im Alter haben würde.
    » Keine Sorge, ich stehe dir in Carcassona nicht im Weg « , meinte Adelind sogleich. » Ich komme nicht mit. « Rosas Augen weiteten sich.
    » Du hast abgelehnt? « , fragte sie kopfschüttelnd. » Bei Gott, ich hätte dich für klüger gehalten. Warum nur? «
    » Ich habe andere Pläne. «
    Nun hob Biatris den Kopf. Adelind nickte ihr kurz zu und erhielt ein zufriedenes

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