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Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Ketzerin von Carcassonne: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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Lächeln zur Antwort. Rosa stand ungeduldig auf.
    » Nun, was auch immer deine Gründe sein mögen, wir sollten zurückgehen. Die Gemeinschaft wartet auf uns. «
    Schweigend eilten sie den Hügel hinab. Rosa schritt voran, sodass Biatris sich unauffällig bei Adelind einhaken konnte. Es dämmerte bereits, und die ersten Grillen zirpten. Als sie das Haus erreichten, saßen alle beim Abendmahl versammelt. Hildegard wandte nur kurz den Kopf, um Adelind anzulächeln, dann setzte sie ihr Gespräch mit zwei anderen Mädchen fort. Adelind betrachtete das zufriedene, entspannte Gesicht ihrer Schwester, auf dem im Kerzenschein Schatten tanzten. Im Kloster hatte Hildegard sich stets an sie geklammert und nur ungern allein Gespräche begonnen, doch hier war der Ort, an dem sie Freundschaft und Anerkennung gefunden hatte. Adelind ließ sich an ihrem Platz nieder und begann, hungrig nach der aufgetischten geräucherten Forelle zu greifen. Das Gefühl ungewohnter Freiheit rauschte in ihren Ohren. Da Hildegard nicht mehr ihrer Hilfe bedurfte, gab es nichts, das sie hier noch festhielt.
    Vier Wochen musste sie noch warten, dann gab der große Felsen am Dorfrand wieder jenen Wagen frei, den er einst hatte verschwinden lassen. Adelind, die gemeinsam mit Simon gerade Unkraut im Garten jätete, richtete sich auf, strich ihr Gewand glatt und dachte an den Schmuck, der sicher verwahrt in ihrer Truhe lag. Sobald sie dieses fromme Haus verlassen hatte, würde sie sich die Ohren stechen lassen, um ihn tragen zu können. An die Mauer des Gartens gelehnt wartete sie, bis der Wagen das Dorf durchquert hatte und zum Stillstand kam. Eine erstaunliche Ruhe war in ihr, obwohl sie diesen Augenblick so lange herbeigesehnt hatte, denn sie zweifelte nicht mehr, dass sie bald schon in ebendiesem Wagen selbst davonfahren würde.
    Als Erste sprang Marcia hinaus. Sie trug ein neues Kleid, das weniger bunt, aber besser verarbeitet schien, denn es fiel gleichmäßig und durchaus schmeichelhaft um die Rundungen ihres Körpers. Auf dem pechschwarzen Haar thronte ein Reif mit bunten Steinen.
    » Da sind wir wieder. Wir hatten Erfolg! « , rief sie laut und lächelte Simon entgegen. Antonius kletterte nach ihr durch die Planen ins Freie. Er schien ein wenig stämmiger geworden zu sein, und ein heller Flaum wuchs auf seinem Kinn. Adelind befand, dass er sich langsam in einen ansehnlichen Jüngling zu verwandeln begann, den andere Mädchen gern über den Verlust Hildegards hinwegtrösten würden. Peyres stieg zuletzt vom Kutschbock, band das Maultier los und übergab es einem Dorfjungen, der sogleich herbeigeeilt war. Adelind hob zaghaft die Hand, um zu winken. Sie sah, wie er sich in Bewegung setzte, mit langen Schritten in ihre Richtung lief, um schließlich seine Hände auf ihre Hüften zu legen und sie für einen kurzen Augenblick durch die Luft zu wirbeln.
    » Ich habe dich vermisst, Jungfer Adelind « , rief er. Sein Gesicht war von der Sonne noch dunkler geworden, doch seine Augen erinnerten weiterhin an Bernstein. Adelind verspürte wieder das sehnsüchtige Ziehen in ihrem Unterleib und unterdrückte mit einem letzten Rest von Selbstbeherrschung den Drang, ihn mitten im Kräutergarten zu küssen. In ihrem Rücken hörte sie das Trappeln von Schritten, wandte sich um und blickte drei Frauengesichtern entgegen. Rosa hatte eine abfällige Miene aufgesetzt, als habe sie jetzt erst begriffen, aus welchem Grund Adelind auf die Leitung der domus in Carcassona verzichtet hatte. Biatris strahlte den Bruder an und fiel ihm um den Hals, sobald er Adelind losgelassen hatte. Hildegard war so aschfahl geworden wie nach der Geburt.

10. Kapitel
    A delind schloss rasch die Truhe, als sie Hildegards Schritte vernahm. Sie meinte, noch den weichen Stoff des Gewandes, mit dem sie als Sängerin aufgetreten war, an ihren Fingern zu spüren. Es überraschte sie, wie sehr sie sich danach sehnte, die schlichte, dunkle Kluft der Katharerinnen wieder gegen Farben tauschen zu dürfen.
    » Du willst also mit ihm aufbrechen. «
    Hildegards Worte gingen hart wie ein Hieb auf sie nieder. Verstört wandte sie den Kopf. Ihre Schwester war die ganze Zeit während des Abendmahles nur still und steif dagesessen und hatte selbst für ihre Verhältnisse sehr wenig zu sich genommen.
    » Ja, ich werde mit der Truppe weiterziehen, so wie es ausgemacht war « , bestätigte Adelind. Ihr war unwohl. Hildegard sah nicht nur betrübt aus, sondern bis in die Tiefen ihrer Seele erschüttert.
    » Es ging

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