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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Herren in der Burg zur Ehre anrechnen würden, wenn Ihr
ihnen zuvor Eure Aufwartung …«
    »Er redet, wenn Er gefragt ist – ist das klar?!«,
erstickte der nächtliche Besucher seinen gut gemeinten Vorschlag im Keim. »Ich
bin inkognito hier. Und dabei bleibt es, verstanden? Zu niemandem ein Wort,
sonst bekommt Er es mit mir zu tun!«
    Heiner nickte devot. Und hielt den Mund. Eine,
gemessen an den Umständen, nur allzu verständliche Reaktion.
    Kurz darauf, als das Tor wieder geschlossen war und
sich Ross und Reiter innerhalb der schützenden Mauern befanden, setzte sich
Heiner an die Spitze des Zuges und schlug den Weg zur Burggasse ein. Beim
Anblick der bis an die Zähne bewaffneten Soldknechte war ihm alles andere als
wohl in seiner Haut, und so beschleunigte er seinen Schritt. Rechts von ihm,
hinter dem mehrere Klafter breiten Wassergraben, ragten die Umrisse der Burg
empor, und plötzlich verspürte Heiner den Wunsch, man möge dort droben auf ihn
aufmerksam werden.
    Doch nichts geschah, und so bog Heiner in die
Burggasse ab. Aus dem guten Dutzend strohbedeckter Katen, vor denen sich Mist
und Abfall türmten, drang kein Laut nach draußen, und die Gasse lag in völligem
Dunkel. Eine eigentümliche Stille lag über der Stadt, selbst dann noch, als der
gespenstische Zug den Marktplatz erreichte.
    Auch hier das gleiche Bild. Nachtschwarze Finsternis
und kein Mensch zu sehen. Heiners Atem ging rascher. Langsam, aber sicher kam
er sich vor wie in einem Traum. Einem Albtraum, denn beim Umdrehen fiel ihm
auf, dass die Hufe der Pferde mit Stofflappen umwickelt waren.
    Jetzt war guter Rat teuer. Der Kardinal wollte
unerkannt bleiben. Und ins Dominikanerkloster. Gut und schön. Aber warum? Wozu
in aller Welt diese Geheimniskrämerei?
    Eher instinktiv und wie in Trance bog Heiner nach
links und schlug den Weg zum Dominikanerkloster ein, vorbei am Rathaus, das
ebenfalls im Dunkeln lag. Ein paar Augenblicke später war es endlich geschafft.
Der Reitertrupp hatte die Pforte des Dominikanerklosters erreicht.
    »Wir sind da, Eminenz!«, rief Heiner erleichtert aus.
Doch die erwartete Reaktion seines Auftraggebers blieb aus.
    Nichts Gutes ahnend, drehte sich Heiner um. Der Mann
mit der scharlachroten Robe sah stur geradeaus und würdigte ihn keines Blickes.
Heiner stutzte. Und hob, der besseren Sicht wegen, die Laterne auf Augenhöhe
empor.
    Der zweite Fehler und zugleich sein letzter auf dieser
Welt.
    Das Gesicht des Kardinals erstarrte zu einer
wachsbleichen Maske. Die Hakennase, auffälligstes Merkmal in dem wie erloschen
wirkenden Gesicht, neigte sich, während sich sein stechender Blick direkt in
Heiners Augen bohrten.
    Fast gleichzeitig schnippte Oddo di Colonna,
Kardinaldiakon in geheimer Mission, mit dem Finger. Eher beiläufig, als sei
das, was nun folgen würde, ganz allein Heiners Schuld.
    Der Mann zu seiner Rechten, ein italienischer
Kondottiere, der ebenso gut als Straßenräuber hätte durchgehen können,
gehorchte, ohne zu fragen. Und ohne einen Moment zu zögern. Er wusste, was er
zu tun hatte.
    Und er tat es schnell.
    Als der Soldknecht mit dem Narbengesicht nur noch eine
Armlänge von ihm entfernt war, sah Heiner die Klinge eines Dolches aufblitzen
und spürte kurz darauf einen heftigen Schmerz in der Brust. »Warum?«, stammelte
er, während der Kondottiere den Dolch aus seiner Brust zog, ihn an einem
Grasbüschel abwischte und mit gleichgültiger Miene zurück in die Scheide
steckte.
    »Warum?« Oddo di Colonna lachte kurz auf. »Weil kein
Mensch je erfahren darf, dass ich hier gewesen bin! Und darum, mit Verlaub: Fahr
zur Hölle, nichtswürdige Kreatur!«
    »Dann bis bald!«, presste Heiner zwischen seinen
zusammengebissenen Zähnen hervor, beschrieb einen Halbkreis – und sackte
lautlos zu Boden.
     
    *
     
    »Und Euer Gewährsmann, Bruder Prior – was war mit
dem?« Kardinaldiakon Oddo di Colonna war so sehr in die Wandgemälde der
Sakristei vertieft, dass er seinen Nebenmann kaum zur Kenntnis nahm. Der
wiederum war leichenblass, nachgerade die Verlegenheit in Person.
    »Bedaure, Eminenz!«, wimmerte Bruder Lothar, knapp 40,
milchbärtig und über die Maßen nervös, und nestelte verlegen an seinem Habit
herum. Die Angst vor dem hochrangigen Besucher saß ihm so tief in den Knochen,
dass er keinen vernünftigen Satz zusammenbrachte. »Keine Ahnung, warum es zu
diesem bedauerlichen Fauxpas gekommen ist!«
    Der Kardinaldiakon zog die buschigen Augenbrauen in
die Höhe und warf dem Prior des

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