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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

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Autoren: Uwe Klausner
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Dominikanermönche zu Mergentheim soeben das Tedeum
anstimmten.

11
     
    Würzburg,
Friedhof zwischen Neumünster und Dom,
    eine Stunde nach
Mitternacht
     
    Der Schlaf, Bruder des Todes, meldete sich immer lauter zu Wort.
Und das sogar im Stehen. Doch seine Selbstdisziplin behielt die Oberhand. Dafür
stand für Bruder Hilpert einfach zu viel auf dem Spiel.
    Ansgar, der mysteriöse dritte Mann. Fehlender Teil des
Kleeblatts. Ein Mosaiksteinchen mehr. Und hoffentlich ein großes.
    So er denn überhaupt auftauchen würde.
    Um sich abzulenken, kramte Bruder Hilpert die
zerknitterte Nachricht hervor, die er seit der Begegnung mit Agilulfs Komplizen
bei sich trug. Darauf stand: »Wenn du im Dunkeln tappst, Bruder, komm um
Mitternacht auf den Friedhof beim Dom. Und dir wird geholfen werden!«
    Bruder Hilpert zuckte die Achseln, las sich die
merkwürdige Nachricht zum x-ten Mal durch und ließ sie wieder unter seiner
Kukulle verschwinden. Der Ort, an dem er sich befand, wirkte alles andere als
anziehend auf ihn. Direkt neben ihm, über dem Grab eines der reichen
Honoratioren der Stadt, breitete ein Engel aus dunklem Marmor die Schwingen
aus, und je länger Bruder Hilpert sich in seinen Anblick vertiefte, umso
nachdenklicher wurde er. Nichts als Mord, Tod und Verderben, dachte er, und das
seit nunmehr drei Tagen! Wohin er auch sah, verstellte ihm der Engel des Todes
den Blick, und wäre nicht die unerschütterliche Gewissheit gewesen, dass sich
alles, auch sein gegenwärtiger Fall, einmal zum Guten wenden würde, hätte er
den Friedhof im Schatten des Domes Hals über Kopf verlassen.
    So aber galt es auszuharren, trotz oder gerade wegen
des ungastlichen Ortes, an dem er sich befand. Während er sich mühsam wach zu
halten versuchte, spürte er eine leichte Brise im Nacken, gerade so, als
strecke der Tod seine Klauen nach ihm aus.
    Als er den Dolch an seiner Kehle spürte, zuckte Bruder
Hilpert nicht einmal mit der Wimper. Geschweige denn, dass er sich von der
Stelle gerührt hätte. Sehr zum Verdruss des flachsblonden Mannes hinter ihm,
der gehofft hatte, ihm einen Schreck einzujagen.
    »Kompliment, Bruder!«, witzelte die Stimme, welche
Bruder Hilpert sofort als diejenige erkannte, die Berengar und ihn vergangenen
Nachmittag genarrt hatte. »Ihr scheint mir ja einer von der ganz abgebrühten
Sorte zu sein!«
    »Ein Kompliment, das ich aus vollstem Herzen
erwidere!«, gab Bruder Hilpert zurück, griff rasch zu und drückte den Arm des
Mannes mit einem kräftigen Ruck zur Seite. Der wiederum war durch diesen
Kunstgriff so verblüfft, dass er den Dolch aus der Hand gleiten ließ.
    Als er mit leisem Klirren auf dem Kiesweg aufschlug,
drehte sich Bruder Hilpert seelenruhig um, nahm seine Laterne zur Hand und
schaute sich den Mann, auf dem nicht wenige seiner Hoffnungen ruhten, näher an.
    Fürs Erste war er nicht wenig überrascht. Statt einem
mit allen Wassern gewaschenen Beutelschneider vom Schlage eines Agilulf stand
ein sommersprossiger, kaum dem Knabenalter entwachsener Blondschopf vor ihm.
Ein breites Grinsen flog über sein Gesicht, auf dem sich hie und da Flaum zu
bilden begann. »Sieht so aus, als hättet Ihr jemand anderes erwartet, Bruder!«,
erriet der Blondschopf Bruder Hilperts Gedanken, bückte sich und hob seinen
Dolch auf, den er mit spielerischer Leichtigkeit durch die Luft wirbeln und in
einem Lederetui verschwinden ließ. Dann breitete er in theatralischer Manier
die Arme aus, verbeugte sich und sah Bruder Hilpert belustigt an.
    Dieser wiederum ließ den Schabernack des Jünglings mit
stoischer Gelassenheit über sich ergehen und spendete demonstrativen Applaus.
»Wie gesagt – ich bin beeindruckt!«, gab er unumwunden zu, wobei er keinen
Moment vergaß, wen er da vor sich hatte. »Hast du noch mehr derartige
Kunststücke auf Lager?«
    »Freilich, Bruder, wie es sich für einen elternlosen
Herumtreiber eben so gehört!«
    »Wenn ich ehrlich bin, hätte ich dich für wesentlich
älter gehalten«, gestand Bruder Hilpert ein.
    »Sind 17 Lenze etwa nicht genug?«
    Ehrlich verblüfft, setzte Bruder Hilpert alles daran,
sich nichts anmerken zu lassen. »Für ein Gewerbe von der Art, wie Agilulf,
Gumpert und du es betrieben habt – nein!«
    Der Hieb saß, und das merkte man dem Blondschopf im
buntscheckigen Wams und den schwarz-blau gestreiften Beinlingen auch an.
»Kompliment, Bruder!«, wiederholte er, was ausnahmsweise einmal ehrlich gemeint
war. »Ich sehe, Ihr kennt Euch in unserer Stadt bestens

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