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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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keine weitere Blöße zu geben,
rührte sich Lazarus nicht von der Stelle und überlegte sich seine Antwort
genau. Mittlerweile ging die Sonne auf, und aus einem der Hinterhöfe in der
Nähe stieg der Schrei eines Hahns zum purpurfarbenen Morgenhimmel empor. Als
sei dies das Signal, sich endlich eines Besseren zu besinnen, gab Lazarus zähneknirschend
klein bei und fragte in gedämpftem Ton: »Was verlangt Ihr von mir?«
    »Eine kleine Gefälligkeit, mehr nicht. Solltest du
imstande sein, dich dazu durchzuringen, mögt ihr in Frieden von dannen
ziehen!«, schaltete sich Bruder Hilpert mit Blick auf den Totengräber ein, der
sich immer noch in der Gewalt des Müllkutschers befand.
    »Und die wäre?«
    »Das Leben dieses Mannes!«, lautete die entschiedene
Replik.
    »Damit er Euch erzählt, wie er uns ausspioniert hat?«
    »Mag sein. Im Gegenzug werden wir euch allerdings
laufen lassen. Falls ihr ein Interesse habt, ungeschoren davonzukommen.«
    »Wie nobel von Euch.«
    Bruder Hilpert ließ sich von der höhnischen Antwort
des Poeten nicht beeindrucken, sondern fuhr ungerührt fort: »Auch wenn du
nichts darauf gibst – mein Wort darauf! Wir – das heißt Bruder Wilfried, mein
Freund Berengar und ich – sind hinter jemand ganz anderem her. Eine Bestie, mit
der selbst du und deine Gefährten es nicht aufnehmen könnt. Darum, und nur
darum sind wir hier. Was dich und deine Gefolgsleute betrifft, bringt euch
meinetwegen in Sicherheit! Vorausgesetzt, ihr wendet euch in Zukunft einem
ehrlicheren Gewerbe zu!«
    Mit Blick auf Wigbert, vor dessen Kehle immer noch ein
Messer blitzte, stand Lazarus geraume Zeit unschlüssig da. Dann aber gab er
Krätze und seinen übrigen Gefährten einen Wink, drehte sich zu Bruder Hilpert
um und sprach: »Kein Schmerz ist größer, als sich der Zeit des Glücks zu
erinnern, wenn man im Elend ist!« Kurz darauf waren er und seine Gefährten im
Zwielicht des heraufdämmernden Tages verschwunden.
    Gerade so, als hätte es sie nie gegeben.
     
    *
     
    »Ein fauler Kompromiss, wenn du mich fragst!«,
grummelte Berengar missmutig vor sich hin.
    »Aber einer, der sich auszahlen wird!«, hielt ihm
Bruder Hilpert entgegen. Ein paar Schritte entfernt saß Wigbert zusammen mit
Ansgar auf seinem Handkarren, ließ die Füße baumeln und erstattete Bruder
Wilfried Bericht. »Oder willst du etwa behaupten, die beiden Schlitzohren da
drüben wären nicht von Nutzen für uns gewesen?«
    »Keine Frage.« Berengar schüttelte den Kopf und lachte
leise in sich hinein. »Das muss man sich mal vorstellen: Einen Diebstahl
begehen und die Beute am Tatort verstecken! Und dann noch in des heiligen
Kilian ehemaligem Sarkophag! Ein Bubenstück, das an Dreistigkeit nicht zu
überbieten ist!«
    »Aber eines, wofür Agilulf mit dem Leben bezahlt hat.«
    »Allerdings. Und anschließend mit einem Müllkarren
durch halb Würzburg kutschiert worden ist.« Berengar kratzte sich nachdenklich
hinter dem Ohr. »Komisch, dass niemand etwas davon mitgekriegt hat!«
    »Wovon denn?«
    »Davon, wie dieser Dreckskerl Agilulf abgemurkst und
sich anschließend aus dem Staub …«
    »Verzeiht, Herr, wenn ich Euch unterbreche, aber ich
denke, es ist an der Zeit, meine Beichte bei Bruder Hilpert zu Ende zu
bringen!«, ließ sich Ansgar plötzlich vernehmen.
    »Beichte – wozu das?«
    Bruder Hilpert musste herzhaft lachen. »Das soll
heißen, mein Freund, dass Ansgar mir eine detaillierte Schilderung des
Raubzuges geben wollte, ich ihn aber auf später vertröstet habe. Und dann ist
uns ja dieses Missgeschick mit den Aussätzigen passiert.«
    »Und was gibt es zu berichten, Junge?«, wollte
Berengar wissen.
    »Wie gesagt – nachdem wir die Reliquien verstaut
hatten, haben wir schleunigst Reißaus genommen. Oder haben es zumindest
versucht. Leider kam uns dabei jemand in die Quere.«
    »Agilulfs Mörder.«
    »Genau, Bruder. Ich wollte gerade zur Tür, als sie
aufging und er auf einmal vor mir stand. Ganz in Schwarz, mit einer Kapuze über
dem Kopf.«
    »Und – hast du ihn erkannt?«
    »Nein, Herr! Aber eins könnt Ihr mir glauben: So eine
Teufelsfratze habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen!«
    Bruder Hilpert und Berengar wechselten einen
vielsagenden Blick. »Und dann?«, fragte Bruder Hilpert gespannt.
    »Dann hab ich ihm den Schädel in den Bauch gerammt,
die Tür hinter mir zugeschlagen und so schnell wie möglich das Weite gesucht.«
    »Und das, ohne auch nur einen Gedanken an deinen
Freund zu verschwenden.«
    Ansgar ließ den Kopf

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