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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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werdet Ihr mich einen Lügner schimpfen!«
    Bruder Hilpert schüttelte entschieden das Haupt. »Das,
Meister Heribert, käme mir nie in den Sinn! Ausgerechnet bei jemandem wie Euch,
dem ich zu so großem Dank verpflichtet bin!«
    Da er Lob fast so sehr brauchte wie gutes Essen, ließ
sich Heribert nicht lange bitten, rückte näher an Bruder Hilpert heran und
sprach mit stolzgeschwellter Brust: »Nicht gerade ein Kinderspiel, diesen
Lysander zum Reden zu bringen. Von der Schwierigkeit, ihn aufzuspüren, gar
nicht zu reden!«
    »Kann ich mir denken!« Bruder Hilpert war bemüht, so
schnell wie möglich auf den Punkt zu kommen. »Darüber vielleicht ein andermal
mehr. Um es kurz zu machen: Was habt Ihr ihm bezüglich seiner … seiner Liaison
mit dem Herrn von Marmelstein entlocken können?«
    »Mehr, als ich je zu träumen wagte.«
    »Und das wäre?«
    »Kein Zuckerschlecken, so ein Verhör!«, wich Heribert
zunächst aus. »Gutes Zureden allein hilft bei einem wie dem ja nicht
weiter. Und da musste ich ihn halt erst ein wenig unter Druck setzen.«
    Da er genau wusste, was Heribert damit meinte,
andererseits aber über seine Methoden der Wahrheitsfindung nicht allzu genau
Bescheid wissen wollte, überging Bruder Hilpert seine letzte Bemerkung und
fügte hinzu: »Mit anderen Worten: eine freundschaftliche Unterredung, die der
Mühe wert gewesen ist!«
    Heribert gluckste. »Und ob! Stellt Euch vor, Bruder:
Das Knäblein schwört jeden Eid, nicht mehr Handsalben kassiert zu haben, als es
in diesem Gewerbe allgemein Usus zu sein scheint.«
    »Aber wie kommt es dann, dass von Marmelstein …«
    »… diesem Büttner den Dolch an die Brust gesetzt und
sich auf derart schamlose Weise bereichert hat? Ganz einfach: Weil er das Geld
gebraucht hat wie Satan die Seele einer Frau. Ein Ansinnen, dem meine Gattin
bislang widerstanden hat.«
    Ein Schmunzeln auf den Lippen, fuhr Bruder Hilpert mit
dem Zeigefinger über den Nasenflügel und sprach: »Um es auf den Punkt zu
bringen: Es gibt ganz offensichtlich jemanden, der diesen Lysander gezwungen
hat, wahre Unsummen für seine Dienste einzufordern. Geld, das besagte Person
anschließend wieder abkassiert hat. Abzüglich des von Euch erwähnten Obolus. Wobei,
wollte er nicht mit einem Strick um den Hals enden, diesem Lustknaben kaum eine
andere Wahl geblieben sein dürfte.«
    Bei so viel Scharfsinn bekam Heribert fast den Mund
nicht mehr zu. »Woher wisst Ihr das, Bruder?«, fragte er, außerstande, seine
Verblüffung zu verbergen.
    »Pure Logik, nichts weiter!«, wehrte Bruder Hilpert
schmunzelnd ab. »Doch um zum Kern des Casus zu kommen, Meister: Hat Euch der
Lustknabe die Identität seines Erpressers preisgegeben?«
    »Hat er, Bruder.«
    »Ein Mann, der Euch bekannt ist?«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Könnte es sein, dass dies sein Name ist?« Damit die
drei anderen es nicht hörten, trat Bruder Hilpert möglichst nah an Heribert
heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Die Wirkung auf Berengars Schwager hätte
einschneidender nicht sein können. Heribert riss Mund und Augen auf und konnte
sich einen Ausruf der Überraschung erst im letzten Moment verkneifen. »D… d…
das ist er, Bruder!«, stammelte er, der um eine Antwort nur selten verlegen
war. »Woher in drei Teu… äh … in aller Welt …«
    »Pure Logik, ein Abschiedsbrief – und vielleicht auch
ein bisschen mehr!«, gab Bruder Hilpert stillvergnügt zu.
    Berengars Schwager rieb sich die Hände. »Gehe ich
recht in der Annahme, Bruder, dass es diesem Satan in Menschengestalt demnächst
an den Kragen geht?«
    »In der Tat, Meister Heribert. In der
Tat. Bevor wir jedoch zum entscheidenden Schlag ausholen, lasse ich mir alles
noch einmal durch den Kopf gehen. Damit auch wirklich nichts übersehen wird!«
Bruder Hilpert konnte ein Gähnen nur mit Mühe unterdrücken. »Außerdem bin ich
todmüde und könnte ein, zwei Stunden Schlaf gut gebrauchen.«
    »Und ich ein Glas Wein!«, räumte der Gewürzhändler
freimütig ein, gab Bruder Wilfried, Ansgar und Wigbert einen Wink und schlug
den Nachhauseweg ein. Tief in Gedanken, folgte ihnen Bruder Hilpert auf dem
Fuße.
    Kaum waren die Gefährten und er jedoch in die
Dominikanergasse eingebogen, wurde ihm klar, dass er so schnell nicht ins Bett
kommen würde.
    Von seinen Begleitern gänzlich unbeachtet, die soeben
Heriberts Haus betraten, löste sich eine Frauengestalt aus dem Schatten der
gegenüberliegenden Klostermauer und ging mit wiegendem Schritt auf Bruder
Hilpert zu.

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