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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Thor, Gottheiten seines Stammes, waren immer
noch mächtig genug. Und würden es auch bleiben. Ein verlauster irischer
Wanderprediger wie dieser Kilian würde nichts daran ändern. So wahr er die
rechte Hand der Herzogin war.
    Sein Auftrag lautete, diesen Schmutzfink mitsamt der
beiden anderen Schweinepriester zu töten. Unter allen Umständen und egal, wie.
Und das würde er auch tun.
    Jetzt gleich.
    Leider war die Sache nicht so einfach wie gedacht.
Irgendetwas hatte dieser irische Herumtreiber an sich. Schwer zu erklären, was.
Irgendetwas, das ihn davon abhielt, die Sache möglichst schnell hinter sich zu
bringen. Eine unsichtbare Wand, die zwischen ihm und seinem Opfer stand.
    Der Anführer zögerte, wie gebannt von den
Blutspritzern, mit denen Kilians Kutte besudelt war. Dass Totnans Rumpf soeben
auf dem Boden aufschlug, berührte ihn kaum. Was ihm dagegen auffiel, waren
seine schweißnassen Hände. Und das ausgerechnet bei ihm, dem gefürchtetsten
Krieger weit und breit. Dieser irische Bastard hatte es in sich. Das musste ihm
der Neid lassen.
    Doch dann, als sich die Spitze seines Schwertes in
bedenklicher Weise zu senken begann, geschah es. Der irische Schweinepriester
begann zu sprechen. In einer Art Singsang, die ihm von Anbeginn an verhasst
gewesen war. Ein Akzent, der ihn in Rage brachte wie noch nie. »Was zögerst
du?«, sprach der Mönch, und das, ohne sich nach ihm umzudrehen. »Du hast doch
nicht etwa Angst?!« Und weiter: »Warum in Gottes Namen führst du deinen Auftrag
nicht endlich aus? Je früher ich mit meinen Gefährten vor den Stuhl des Herrn
trete, umso besser!«
    Der Anführer des Mordkommandos rieb sich verwundert
die Augen. Hatte er da eben richtig gehört? Wollte dieser dreckige irische
Straßenköter wirklich sterben? Anscheinend schon, und wenn, dann musste dies gleich
geschehen. Bevor die anderen merkten, dass ihm der Angstschweiß aus sämtlichen
Poren drang.
    Der Anführer des Mordkommandos schloss die Augen,
umklammerte den Knauf seines Schwertes – und tat, wie ihm geheißen.
     
    *
     
    Einen Tag noch und eine Nacht. Und dann würde er den
Verstand verlieren. Aber das konnte er in dem Moment, als er und seine
Handlanger die Leichen der drei Mönche verscharrten, noch nicht wissen.

Sechster Tag
     
    Noch ein Tag bis Kiliani, Anno Domini 1416

12
     
    St.
Ulrichkapelle in Standorf, kurz vor Mitternacht
     
    So kurz vor dem Ziel würde sie niemand mehr aufhalten. Nicht einmal der
Leibhaftige in Person. Das Werk war getan, die Mission der ›Milites Christi‹
erfüllt. Bis auf einen ihrer Brüder hatten sich alle am verabredeten Treffpunkt
eingefunden. Exakt zur richtigen Zeit. Keine Macht der Erde hatte sie aufhalten
können. Gott der Herr war auf ihrer Seite.
    Nur noch dieser eine Mitstreiter, und sie wären
komplett. Dann, und erst dann, wäre ihr Triumph vollkommen.
    Acht. Zahl der Vollendung.
    Doch noch war es nicht so weit. Ein Krieger des Herrn
musste wachsam sein. Und durfte sein Gelübde auf keinen Fall brechen. Sonst war
sein Leben verwirkt.
    Und so harrten sie der Dinge, die da kamen. Auf ihren
Schwertknauf gestützt, regungslos, wie in Erz gegossene Standbilder, die wie
durch Zauberhand in die entlegene Wallfahrtskapelle gelangt waren.
    Nur noch einer ihrer Brüder. Dieser eine noch. Die
letzte Stufe vor dem endgültigen Sieg.
    Jeder für sich an einer Kante der achteckigen Kapelle
postiert, starrten die hochgewachsenen, mit dunklen Kapuzenmänteln bekleideten
Gestalten mit erwartungsvollem Blick zur Tür. Die Fackeln in ihrer Hand
tauchten den Kirchenraum in diffuses Licht. Plötzlich war in der Ferne leises
Donnergrollen zu hören. Kaum war es verklungen, flog die Pforte der Kapelle mit
lautem Krachen auf. Ein eiskalter Luftzug brachte die Altarkerzen zum
Erlöschen, und ein Mann im wehenden Ornat betrat den Raum. Nicht etwa der
erwartete Gefährte, dafür aber jemand, bei dessen Anblick die Kapuzenmänner instinktiv
Haltung annahmen.
    Eine eigentümliche Stille machte sich im Kirchenraum
breit. Der Wind legte sich, wenn auch nur für einen Augenblick. Im Widerschein
der Fackeln sah der Neuankömmling im Kardinalsornat wie um Jahre gealtert aus.
Weit älter als jemand mit knapp 50 Lenzen auszusehen pflegte.
    Die Kapuzenmänner rührten sich nicht von der Stelle
und sahen wie in Bronze gegossene Statuen aus. Dies war der Mann, den sie alle
fürchteten. Dem sie zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet waren. Ein Mann, vor
dem selbst die mächtigsten Fürsten zu Kreuze

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