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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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lebend in die
Hände ihrer Feinde fallen.
    Und so bugsierte Oddo di Colonna seinen Vollblüter in
die Richtung, in die das Fuhrwerk mitsamt seiner Eskorte verschwunden war,
entledigte sich des goldenen Ringes an seiner Hand und warf ihn verächtlich ins
Gras. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und preschte mit wehendem Mantel
davon. Für die Reiter, die soeben vor der Kapelle auftauchten, hatte er nicht
viel mehr als einen Seitenblick übrig. Er würde ihnen entkommen. Daran hegte er
nicht den geringsten Zweifel.
    Genauso wenig wie an der Tatsache, dass er seine Pläne
in die Tat umsetzen würde.
    In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti.
    Amen.
     
    *
     
    Berengar von Gamburg war so richtig in seinem Element.
Ganz nach meinem Geschmack, dachte er, während er die schmiedeeiserne
Friedhofstür aufstieß und mit gezücktem Schwert in Richtung Kirchenportal
stürmte. Keine spitzfindigen Diskussionen, stundenlangen Verhöre oder
fingierten Zeugenaussagen mehr. Die hingen ihm nämlich zum Halse heraus.
    Bruder Hilpert, trotz seines Regenmantels nass bis auf
die Haut, teilte die euphorische Stimmung des Freundes nicht. Mehr noch, er
hatte ein ausgesprochen ungutes Gefühl. Nicht etwa wegen des guten Dutzends
Kriegsknechte, die nach allen Richtungen ausschwärmten und die Kapelle
hermetisch abriegelten. Sondern weil er nicht wusste, mit wem er seine Kräfte
würde messen müssen.
    Groß zum Überlegen kam er freilich nicht. Denn ein
paar Augenblicke später hatten er, Berengar und weitere Bewaffnete das Portal
der Kapelle erreicht. Taubeneigroße Hagelkörner prasselten vom Himmel herab,
und der Wind blies mit einer Heftigkeit, dass er Mühe hatte, sich auf den
Beinen zu halten.
    »Aufmachen!«, brüllte Berengar, als er das Portal
verschlossen fand. »Oder wir treten die Türe ein!«
    Keinerlei Reaktion. Blitz, Donner, Hagel und eisige
Böen, die einem unaufhörlich ins Gesicht peitschten. Es schien, als hätte die
Hölle ihre Pforten geöffnet. Kein Mensch, der bei diesem Inferno auf die Idee
käme, dass jetzt erst Juli war.
    »Macht die Tür auf!«, schrie Berengar mit
wutentbrannter Stimme und hämmerte mit dem Schwertknauf gegen die Tür. »Sonst
könnt ihr Scheißkerle da drinnen was erleben!«
    Bruder Hilpert zog den Kopf ein. Ohne Erfolg. Die
nächste Bö brauste heran und riss ihm die Kapuze vom Kopf. »Berengar, sollten
wir nicht besser …«, brüllte er dem Freund ins Ohr. Der aber winkte unwirsch
ab. »Nichts da!«, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. »Wir werden
die Sache zu Ende bringen, so oder so!«
    Wild entschlossen, seinen Worten auch Taten folgen zu
lassen, trat Berengar mit voller Wucht gegen das Portal, und die beiden
Türflügel sprangen mit lautem Krachen auf.
    Mit allem hatte der Vogt gerechnet. Nur damit nicht.
    Das Innere der Kapelle war festlich erleuchtet, und
das nicht etwa von zwei oder drei, sondern exakt acht Kerzen, alle gleich groß,
jede einzelne ein Vermögen wert. Das merkte man allein schon an ihrem Duft,
einer Mixtur aus Lavendel und Jasmin. Dieser Duft freilich war eine Sache, der
Standort des Kandelabers eine andere. Er entsprach einem genauen Schema, dem
eines Oktogons. Dies alles, einschließlich der orientalischen Wohlgerüche,
welche aus vier Räucherbecken in die Höhe stiegen, war schon unwirklich genug.
Noch unwirklicher, ja geradezu absurd, war das Tedeum, welches aus dem Munde
der sechs dunkel gewandeten Gestalten vor dem Hochaltar kam. Von den
waffenstarrenden Würzburger Kriegsknechten, allen voran Berengar, schienen sie
keinerlei Notiz zu nehmen, sondern drehten ihnen demonstrativ den Rücken zu.
    Berengar war so verblüfft, dass er sich nicht von der
Stelle bewegte. Das plötzliche Abklingen des Unwetters nahm er nur noch am
Rande wahr, genauso wie den feierlich anmutenden Gesang. Bruder Hilpert,
mindestens genauso überrascht wie er, erging es nicht anders. Der Sinn der
Inszenierung war ihm ein Rätsel, die Absicht, welche seine Widersacher damit
verfolgten, dagegen kaum.
    »Na los doch, bringen wir’s hinter uns!«, fand sein
Freund als Erster die Sprache wieder, doch kaum hatte er den rechten Fuß vor
den linken gesetzt, blieb er unverrichteter Dinge stehen. Und dies, wie Hilpert
blitzartig erkannte, nicht ohne Grund.
    Die Gestalt, welche sich aus dem
Schatten neben der Eingangstür löste, glich derjenigen von Demetrius fast aufs
Haar. Dunkle Stiefel, Sporen, Kapuzenmantel: Fast schien es, als habe sich der
Erdboden aufgetan und einen Dämonen

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