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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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»Hängen statt
vierteilen? Oder sämtliche Grade der Folter, bevor man mich enthauptet? Tut mir
einen Gefallen, Bruder: Lasst mich einfach liegen. Der Rest erledigt sich dann
quasi von selbst.«
    »Oder auch nicht!« Kaum war die Frauenstimme hinter
ihm verklungen, stieg eine dumpfe Ahnung in Bruder Hilpert empor, und er drehte
sich langsam um.
    Schwester Irmingardis sah blass aus, kein Wunder
angesichts der Tortur, die hinter ihr lag. Sie trug ein schlichtes Wollkleid
und hatte schulterlanges, dunkles, wie Seide glänzendes Haar. Selten zuvor
hatte Bruder Hilpert so viel Liebreiz und Anmut in einer einzigen Frau vereint
gesehen. Berengar, der hinter ihr den Raum betrat, dachte genauso. Trotz der
prekären Situation hing sein Blick wie gebannt an der berückend schönen Frau,
die einmal Schwester Irmingardis gewesen war.
    Diese wiederum achtete nicht darauf, und so blieb ihr
Blick nach der Andeutung eines Nickens in Bruder Hilperts Richtung wie
selbstverständlich an Demetrius haften. Ein Blick, den dieser, schon halb im
Delirium, mit dem Ausdruck wachsender Beunruhigung erwiderte.
    Schwester Irmingardis blieb stumm, die Gedanken hinter
der Fassade aufgesetzter Gleichgültigkeit verborgen. Nicht so Demetrius, dessen
wachsende Erregung niemandem verborgen blieb. »Wer immer Ihr seid –«,
schleuderte er ihr entgegen, »warum, zum Teufel, lasst Ihr mich nicht einfach
verrecken?«
    »Weil wir aus dem gleichen Mutterleib stammen!«,
lautete die Antwort, bevor sich Schwester Irmingardis auf die Bettkante setzte
und seine zitternden Hände ergriff.
    Es war totenstill in der Kammer, Bruder Hilpert zum
Statisten degradiert und Berengar nicht minder.
    Eine Zeit lang saßen Bruder und Schwester einander
gegenüber. Keiner der beiden sprach ein Wort. Dann aber, als sich das Schweigen
zur Ewigkeit dehnte, hob Schwester Irmingardis den Blick, setzte eine
entschlossene Miene auf und sprach: »Es ist Zeit, Bruder. Höchste Zeit. Willst
du nicht der Verdammnis anheimfallen, öffne dein Herz! Öffne dein Herz,
Demetrius, sonst ist es zu spät!«
     
    A nno Domini 689
     
    Als die Bewaffneten den Pferdestall stürmten, blieben
sie verdutzt stehen. Der Tarnung halber hatten sie sich die Gesichter mit Ruß
geschwärzt. Eine Mühe, die sie sich hätten sparen können.
    Obwohl das Schwertergeklirr, Keuchen und der Klang
ihrer Schritte nicht zu überhören war, rührten sich die drei vor dem Kruzifix
knienden Mönche nicht vom Fleck. In den Augen der beiden Haudegen an der Spitze
des Trupps war dies natürlich eine Provokation, ihr Zögern nur von kurzer
Dauer. Die drei irischen Wanderprediger mussten sterben, egal, wie. So und
nicht anders lautete ihr Befehl. Und den galt es auszuführen. Sonst würde ihnen
das Gleiche blühen.
    Dass diese drei Herumtreiber sich nicht wehrten,
erfüllte den Anführer des Trupps mit ohnmächtigem Zorn. Er zog sein Schwert aus
der Scheide, machte ein paar Schritte nach vorn und ging neben dem Mönch rechts
von ihm, dem jüngsten der drei, in Position. Eine weit ausholende Bewegung, das
Surren der Klinge, welche die zum Zerschneiden dicke Luft durchtrennte – und
Totnans Haupt kullerte auf den Boden, während sich sein Rumpf noch geraume Zeit
aufrecht hielt. Sehr zum Erstaunen seines Mörders, der beim Anblick der
gefalteten Hände, die sich seinem Willen partout nicht beugen wollten,
zusehends in Harnisch geriet.
    Dem bis an die Zähne bewaffneten Krieger zu seiner
Linken waren derartige Regungen völlig fremd. Bar jeglicher Gefühle, erledigte
er seinen Auftrag mit an Gleichmut grenzender Präzision. Er hatte das Schwert
noch nicht richtig aus der Scheide gezogen, da war Kolonats Leben auch schon
vorüber.
    Was bedeutete, dass die Reihe jetzt wieder beim
Anführer war. Während Kolonats Mörder seine Klinge mit Stroh abrieb, in die
Scheide steckte und ihm einen ausdruckslosen Seitenblick zuwarf, stand der
Anführer des Trupps immer noch reglos da. Eigentlich hätte der Rumpf dieses irischen
Hurensohnes doch schon lange auf die Seite kippen müssen!, dachte er. Dass er
dies nicht tat, erzürnte ihn, im gleichen Maße, wie ihn dessen zum Gebet
erhobene Hände in Erstaunen versetzten.
    Quasi um sich abzulenken, wandte sich der Anführer der
gedungenen Rotte dem Mönch in der Mitte zu. Er kannte ihn. Und hatte ihn vom
ersten Moment an gehasst. Einer dieser Christenhunde, die das Land wie eine
Heuschreckenplage überzogen! Aber damit war jetzt endgültig Schluss. Schluss,
aus und vorbei. Odin, Freya und

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