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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Händen in der gegenüberliegenden Ecke und bekam von der
Gefahr, in der sie alle schwebten, anscheinend nichts mit. Totnan wurde langsam
ärgerlich. Typisch Kilian, sich dem Herrn in einem Maße zu widmen, dass das
irdische Leben mitunter kaum noch eine Rolle für ihn spielte!
    Alles zu seiner Zeit!, dachte Totnan zerknirscht,
während sein Blut immer heftiger zu pulsieren begann. Da draußen war jemand.
Und er konnte sich auch denken, wer.
    »He, Kilian!«, rief Totnan mit gedämpfter Stimme, den
Blick auf die Stalltür gerichtet, die, wie er konsterniert feststellte, nicht
einmal verriegelt war. »Ich glaube, es geht uns langsam an den Kragen!«
    Keine Reaktion.
    »Mensch Kilian, jetzt hör mir gefälligst mal …«
    Weiter kam Totnan nicht.
    Das Lächeln, welches ihm sein Gefährte über die
Schulter hinweg zuwarf, ließ ihn augenblicklich verstummen.

Vierter Tag
     
    Noch drei Tage bis Kiliani, Anno Domini 1416

8
     
    Ruprechtsbau der
Heidelberger Burg, nach Sonnenaufgang
     
    Er war einmal Papst gewesen. Und wollte es wieder werden. Mit
aller Macht. Die Frage war nur, wie.
    Eine halblaute Verwünschung auf den Lippen, trat
Baldassare Cossa, vor gut einem Jahr noch Papst Johannes XXIII., vor den Kamin
des Rittersaales und reckte die Handflächen über die prasselnde Glut. Wiewohl
Gefangener des Pfalzgrafen, konnte er sich über nichts beklagen. Es sei denn,
über die Kühle des Morgens, die einem gebürtigen Neapolitaner wie ihm
ordentlich zusetzte. Bekanntermaßen war es bereits Juli, aber verglichen mit
seiner Heimat kam er sich wie im tiefsten Winter vor.
    Der knapp 46-jährige, vorzeitig gealterte und ein
wenig korpulente Mann mit der Hakennase und dem südländischen Teint machte ein
grimmiges Gesicht. Umso mehr, als sein Blick auf das in den Kamin eingemeißelte
Wappen mit den Rauten und dem pfälzischen Löwen fiel. Ruprecht, Pfalzgraf bei
Rhein und Kurfürst, mitverantwortlich für die größte Schmach seines Lebens, war
ein mächtiger Mann, das musste ihm der Neid lassen. Aber er, Baldassare Cossa,
würde am Ende den Sieg davontragen und sich für seine Absetzung rächen. So wahr
er einmal Papst Johannes XXIII. gewesen war.
    Und es wieder sein würde.
    Die Frage war nur, wie.
    Wenn etwas geschehen sollte, dann schnell. Das
jedenfalls stand fest. Die Nachrichten aus Konstanz, wo das Konzil über einen
möglichen Nachfolger für ihn beriet, hörten sich wenig verheißungsvoll an, und
mit jedem Tag, der ungenutzt verstrich, würden seine Chancen, den Stuhl Petri
wieder zu besteigen, unweigerlich in Richtung Nullpunkt sinken.
    Mit einem Blick, der seine ganze Verachtung für die
beiden Kriegsknechte ausdrückte, die ihn auf Schritt und Tritt begleiteten,
nahm Baldassare Cossa auf dem gepolsterten Lehnstuhl Platz, der unweit des
Kamins auf den kalten Steinfliesen des Rittersaales stand. Trotz Pelzmütze,
Otterfellmantel und Beinlingen aus Wolle konnte er sich eines Fröstelns nicht
erwehren, und wenn er sich der sonnenbeschienenen Hänge des Vesuvs erinnerte,
begann der Hass auf seine Widersacher ins Unermessliche zu steigen.
    Doch was auch geschah: Baldassare Cossa, mit den
Wechselfällen des Lebens bestens vertraut, würde am Ende die Oberhand behalten,
mochten sich seine Gegner König, Kurfürst oder Erzbischof nennen.
    Nur wie und auf welchem Wege, das war die Frage.
    Während er so dasaß und grübelte, streifte ein
Windhauch sein Gesicht, und als er aufblickte, konnte er seine Überraschung nur
mit Mühe verbergen. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit dem Besuch
eines Landsmannes. Vom Auftauchen seines engsten Vertrauten aus besseren Tagen
gar nicht zu reden. »Colonna – Ihr?!«, entfuhr es dem abgesetzten Papst,
während ein Ruck durch seinen Körper ging. »Was führt Euch hierher?«
    »Die Sorge um Euer Wohlbefinden, Heiliger Vater!«,
antwortete Kardinaldiakon Oddo di Colonna und deutete eine Verbeugung an. Mit
achtundvierzig nur unwesentlich älter als Cossa, war er in puncto Statur das
genaue Gegenteil von ihm, nämlich fast sechs Fuß groß, hager und von Natur aus
ein wenig blass. Wie um dies zu kaschieren, trug er einen breitkrempigen, mit
Quasten und Bändern geschmückten Hut, das Purpurgewand der Kardinäle und ein
silbernes Brustkreuz, die perfekte Ergänzung zu der Leibschärpe, die er über
seinem Habit trug. Neben dem kantigen, nahezu emotionslosen Gesicht, das den
mit allen Wassern gewaschenen Kurienkardinal verriet, waren es vor allem seine
Augen, welche die Aufmerksamkeit

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