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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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antwortete
Hilpert mit grimmiger Miene. »Alles deutet darauf hin, dass dem auch so war.«
    »Und welcher Ort käme Eurer Meinung nach infrage?«
    »Ehrlich gesagt, möchte ich das auch gerne … Heilige
Muttergottes … was ist denn das?« Eher zufällig hatte Bruder Hilpert bei der
Untersuchung des Leichnams einen Blick auf Agilulfs Hände geworfen. Und war auf
Anhieb fündig geworden.
    »Was habt Ihr denn, Bruder?« Flink wie ein Wiesel
hatte Bruder Hilarius den Tisch umrundet und war mit erwartungsvoller Miene
neben Bruder Hilpert getreten. »Irgendetwas Bedeutsames?«
    »Und ob!«, lautete seine Antwort, während Bruder
Hilpert Agilulfs rechte Hand begutachtete. »Oder ist das etwa nichts?«
    »Was denn?«
    »Na, das da … schaut eben etwas genauer hin!«
    Bruder Hilarius kniff die Augen zusammen und beugte
sich leicht nach vorn. Kurz darauf erhellten sich seine Züge. »Ihr meint die
Striemen an seiner Hand?«, fragte er in der Manier eines Schülers, der seinem
Lehrer um jeden Preis imponieren will.
    »Exakt!«, frohlockte Bruder Hilpert, während ein Ruck
durch seinen Körper ging. Durch die Rundbogenfenster der Valentinuskapelle mit
den schlichten Butzenglasscheiben dämmerte der Morgen und erfüllte den Raum mit
goldgelbem Glanz. »Womit wir zumindest einen kleinen Schritt weiter wären!«
    »Wie meint Ihr das?«
    Bruder Hilpert lächelte, weniger über die kindliche
Unbeholfenheit des Priors als über die Schlussfolgerung, die sich aus seiner
Entdeckung ergab. Mit seiner Antwort hielt er freilich noch hinterm Berg. »Und
wie sieht es mit seiner linken Hand aus?«, wich er dem Prior aus.
    »Seiner … ach so! Jetzt verstehe ich Euch, Bruder!«
Mit der ihm eigenen Beflissenheit trat Bruder Hilarius auf die andere Seite des
Tisches, begutachtete Agilulfs linke Hand und bedachte Bruder Hilpert mit einem
triumphierenden Blick. »Das Gleiche!«, entgegnete er mit kindlichem Stolz.
    »Wusste ich’s doch!«, sprach Hilpert mit gedämpfter
Stimme und richtete sich zu voller Größe auf, wobei er den Prior um mindestens
einen Fuß überragte. »Wenn mich nicht alles täuscht, ist unser Mordopfer vor
seinem Tod gefesselt worden. Gefesselt und hinterrücks getötet. Vermutlich
mithilfe eines Stiletts.«
    »Ein typischer Raubmord also.«
    »Wie kommt Ihr darauf, Bruder Hilarius?«
    »Als wir ihn fanden, trug er ein Lederhalsband. Mit
einer Geldbörse daran. Leer.«
    »Gut zu wissen. Wenngleich ich der Meinung bin, dass
das Motiv für den Mord ein gänzlich …«, begann Bruder Hilpert, aber eine ihm
wohlbekannte Stimme ließ ihn abrupt verstummen. Es war die von Berengar, und
ihr Ton entsprach dem Entsetzen, das dem Vogt des Grafen von Wertheim ins Gesicht
geschrieben stand: »Gut, dass ich dich hier treffe!«, brach es aus ihm hervor,
während er mit Riesenschritten in die Kapelle stürmte. »Du musst mitkommen –
und zwar sofort!«
    »Was in der Heiligen Jungfrau Namen ist denn los mit
dir?«, entgegnete Hilpert und deckte den Leichnam rasch zu.
    »Dieser Scheiß… bitte um Vergebung, Bruder Prior …
dieser Dreckskerl, nach dem wir suchen, hat Agilulfs Haus in Brand gesteckt!«
    »Er hat was?!«, fragten Hilpert und Bruder Hilarius
wie aus einem Munde.
    »Ganz recht!«, bekräftigte Berengar mit finsterem
Blick. Er war immer noch völlig außer Atem, und der Schweiß tropfte nur so auf
sein Wams. »Und das Ärgerliche daran ist: Bruder Wilfried, der die ganze Zeit
über Wache geschoben hat, hat ihn weder kommen noch gehen sehen! Dieser Bastard
muss mit dem Teufel im Bunde stehen!«
    »Und seine Frau?«, fragte Bruder Hilpert, kreidebleich
und auf einen Schlag wie gelähmt. »Was ist mit ihr …?«
    »Tot«, erwiderte Berengar dumpf. Die nun folgende
Stille war so drückend, dass es keiner der drei Männer wagte, das Wort zu
ergreifen, auch Hilpert nicht, der in stummem Entsetzen neben Agilulfs Leichnam
verharrte. Erst als er Berengars Hand auf der Schulter spürte, hob er den
Blick, schlug ein Kreuz und strebte mit raschen Schritten dem Ausgang zu.
    »Und der Leinenweber?«, rief ihm Bruder Hilarius
hinterher.
    »So leid es mir tut – er wird sich noch ein wenig
gedulden müssen!«, erwiderte Bruder Hilpert, hob die Hand zum Gruß und
verschwand.
     
    *
     
    ›Haus der sieben
Sünden‹, bei Sonnenaufgang
     
    Das Fieber, ungebetener, aber immer häufigerer Gast,
wütete in ihm wie ein Berserker, und jetzt, da der Morgen dämmerte, wurde ihm
klar, dass seine Tage gezählt sein würden. Zu schwach, um sich von

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