Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)
des Betrachters auf sich zogen. Dunkelbraun,
fast schwarz, waren sie ständig in Bewegung. Schwer vorstellbar, dass sie etwas
Wesentliches übersahen. Schon gar nicht, wenn es um das Wohlbefinden seines
Herrn ging.
Mit dem, wie Colonna instinktiv erriet, stand es indes
nicht zum Besten. »Come sta, Santo Padre * ?«, fragte er mit besorgter Miene, wobei sich die
buschigen Augenbrauen fast berührten. Die beiden Kriegsknechte, durch das
plötzliche Auftauchen des Kardinaldiakons ein wenig irritiert, sahen sich
stirnrunzelnd an, griffen jedoch nicht ein.
Baldassare Cossa hingegen verstand und wechselte nun
seinerseits ins Italienische über. »Molto bene! ** «, lautete die wenig überzeugende Replik, ein Wink mit
dem Zaunpfahl, der Colonna natürlich nicht entging. »Wie es einem in der
Gefangenschaft eben so geht! Doch reden wir lieber nicht darüber.« Cossa warf
den beiden miteinander tuschelnden Kriegsknechten einen verstohlenen
Seitenblick zu. »Wie habt Ihr es überhaupt geschafft, bis zu mir vorzudringen?«
Colonnas Mundwinkel verzogen sich zu einem maliziösen
Lächeln. »Pecunia non olet, Santo Padre *** !«, spottete er. »Wenn es um dringende
Familienangelegenheiten wie den Tod der Mutter Eurer Heiligkeit geht, lässt
selbst Pfalzgraf Ruprecht mit sich reden.«
Cossa lachte leise in sich hinein. »Einer Mutter
freilich, die seit geraumer Zeit nicht mehr unter den Lebenden weilt!«,
spottete er. »Aber sagt mir, Colonna: Was gibt es Neues?«
»Aus Konstanz? Nun, wie Euch sicher bekannt sein
dürfte, ist der König in diplomatischer Mission unterwegs. Diesen
avignonesischen Narren namens Benedikt zur Räson zu bringen, ist offenbar nicht
ganz leicht.«
»Und das Konzil?«
»Schaut sich derweilen nach einem geeigneten Nachfolger
für Euch um.«
»Was es unter allen Umständen zu verhindern gilt.«
»Amen.« Colonna, klug genug, sich in Cossas Gegenwart
in Demut zu üben, gab ein zustimmendes Nicken von sich. »In diesem Punkt stimme
ich Eurer Heiligkeit von Herzen zu.«
»Soll das heißen, Ihr habt bereits einen Plan?«
»Nicht nur das!«, erwiderte Colonna in Beifall
heischender Manier. »Die Zustimmung Eurer Heiligkeit vorausgesetzt, habe ich
konkrete Maßnahmen eingeleitet, um einen Stimmungsumschwung zu Euren Gunsten
herbeizuführen. Scheint es doch nicht wenige Konzilteilnehmer zu geben, welche
die Absetzung Eurer Heiligkeit mittlerweile bereuen.«
»Maßnahmen? Wie darf ich das verstehen?«
Ein hintergründiges Lächeln auf den Lippen, spielte
Colonna mit dem goldenen Ring, den er über dem purpurnen Handschuh trug. »Ich
bin mir nicht sicher, ob ich Euch mit derlei Dingen belästigen sollte«, wehrte
er unschlüssig ab. »Wo doch die Bürde, die Eure Heiligkeit zu tragen haben,
ohnehin schon groß genug ist.«
Cossa runzelte die Stirn und trommelte ungeduldig auf
der Stuhllehne herum. »Soll das etwa heißen, Colonna, Ihr seid im Begriff, Euch
unlauterer Mittel zu bedienen?«
»Wie man’s nimmt!«, erwiderte der Kardinaldiakon
aalglatt. »Der Zweck heiligt eben die Mittel!«
»Und welche?«
»Solche, die geeignet sind, insbesondere die deutschen
Bischöfe, Äbte und Prälaten wieder zurück auf den rechten Weg zu bringen.«
»Und das alles ohne fremde Hilfe?«
»Nicht ganz!«, versetzte Colonna in
hochmütigem Ton. »Um im Sinne Eurer Heiligkeit wirken zu können, habe ich
nichts unversucht gelassen, mich der Dienste einer Reihe von Gefährten zu
versichern, allesamt treue Diener des Herrn, mir und Eurer Heiligkeit
bedingungslos ergeben.«
»Darf man fragen, um wen es sich dabei handelt?«,
fragte Cossa in bissigem Ton.
»Wie gesagt – ich halte es nicht für ratsam, wenn Eure
Heiligkeit zu viel über meine Pläne weiß. Für den Fall, dass etwas schiefgeht,
meine ich.«
»Mit anderen Worten: Die Sache steht auf des Messers
Schneide.«
»Wo denkt Ihr hin!«, rief Colonna mit gespielter
Entrüstung aus. »Meine Gefährten – und insbesondere ihr Anführer – sind mit
Feuereifer bei der Sache, getreue Diener der Kirche, wahre Krieger des Herrn.«
»Heraus damit, Colonna – was geht in Eurem
Reptiliengehirn vor?«
»Noch drei Tage, Eure Heiligkeit: Dann richtet über
mich.«
Aufs Äußerste gespannt, ließ Cossa nicht locker. »Dazu
müsste ich erst einmal wissen, was Eure sogenannten Krieger des Herrn
vorhaben!«, insistierte er.
»Faustpfänder in die Hand zu bekommen, Eure
Heiligkeit. Faustpfänder, mit deren Hilfe es nicht schwer sein dürfte, die
betroffenen Bischöfe,
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