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Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Kiliansverschwörung: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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und seines illustren Begleiters
verließ ihn dann aber doch der Mut, und er fingerte die Schlüssel zur Kiliansgruft
unter seinem Habit hervor.
    »So viele Schlüssel – für nur eine Tür? Ein wenig
umständlich, oder?«, schaltete sich Bruder Hilpert unvermittelt ein. Das
bisherige Hickhack war ihm genauso auf die Nerven gegangen wie dem Vogt.
Höchste Zeit, fand er, diesem hochnäsigen Wichtigtuer auf den Zahn zu fühlen.
    »Wenn es um die sichere Verwahrung der Reliquien
unserer drei Frankenapostel geht, existiert das Wort ›umständlich‹ nicht!«,
erwiderte von Stetten pikiert.
    »Umständlich oder nicht – der Erfolg gibt Euch jedenfalls
recht!«, feixte Berengar, sehr zum Verdruss von Bruder Hilpert, der ihm einen
vorwurfsvollen Blick zuwarf.
    »Eine echte Herausforderung für jeden Dieb!«, war
dieser denn auch bemüht, die Wogen zu glätten.
    Der Chorherr antwortete nicht, hob die Klappe an und
entsicherte das Schloss der vergitterten Tür. Als Nächstes waren die beiden
massiven Vorhängeschlösser an der Reihe. Zeit für Bruder Hilpert, in die Knie
zu gehen und seine Laterne auf das Türschloss zu richten. »Keinerlei
Beschädigungen – nicht die geringste Spur!«, murmelte er erstaunt.
    Im Begriff, das letzte der drei Schlösser zu öffnen,
gab der Chorherr ein verlegenes Räuspern von sich. »Da habt Ihr zweifelsohne
recht!«, lamentierte er.
    Bruder Hilpert horchte auf. Gerade noch die Arroganz
in Person, war Fredegar von Stetten um einiges kleinlauter geworden. Er wirkte
blass und fahrig, fast konfus. Und wesentlich älter, als es seine drei
Lebensjahrzehnte vermuten ließen.
    »Wie darf ich das verstehen?«
    »Ich fürchte, da gibt es nichts zu verstehen!«,
blitzte der Hochmut des Chorherren ein letztes Mal auf, während er die
Schlüssel zur Gruft unter seinem Habit verschwinden ließ.
    »Dann erklärt Euch. Wir sind ganz Ohr!«, forderte ihn
Berengar auf, die Daumen zwischen Schwertgurt und Wams.
    Der Domherr zupfte nervös an seinem Habit herum,
fasste sich dann aber ein Herz und antwortete: »Wie gesagt – was die
Unversehrtheit der drei Schlösser angeht, habt Ihr zweifelsohne recht.«
    »Um nicht weiter um den heißen Brei herum zu reden:
Ihr wollt damit sagen, dass sich die Reliquien zum Zeitpunkt des Raubes nicht
auf dem Gruftaltar befanden. Wo sie eigentlich hätten sein sollen.«
    Der Chorherr fuhr überrascht auf. »Wo … woher wisst
Ihr das, Bruder?«, fragte er und geriet dabei fast ins Stottern.
    »Pure Eingebung!«, wiegelte Bruder Hilpert mit der
Andeutung eines Lächelns ab und richtete sich wieder auf. »Doch zurück zum
Thema. Ihr wart im Begriff, mir etwas anzuvertrauen. Oder liege ich da falsch?«
    »Keineswegs …«, druckste von Stetten herum.
    »Also?«
    Der Chorherr umklammerte die Gitterstäbe und schlug
die Augen nieder. »Im Grunde genommen ist alles meine Schuld!«, jammerte er.
    »Und wieso?«
    »Wie Ihr sicher wisst, Bruder, werden die Silberbüsten
unserer drei Apostel, in deren Sockel die Reliquiare verwahrt werden, in der Woche
vor Kiliani auf dem Hochaltar zur Schau gestellt. Damit sich das Volk an ihrem
Anblick ergötze. An dem der Büsten, wohlgemerkt. Nicht an dem der in speziellen
Behältnissen verwahrten Schädel. Die nämlich bekommen die Pilger erst an
Kiliani zu Gesicht.«
    »Und worin liegt dann Euer Problem?«, hakte Berengar
nach.
    »Mein Problem, Herr Vogt, besteht darin, dass ich es
in der Nacht von Freitag auf Samstag versäumte, die Büsten der Sicherheit
halber wieder zurück in die Gruft transportieren zu lassen.«
    »Wie das?«, fragte Bruder Hilpert und zog überrascht
die Brauen hoch.
    »Nun ja – wie soll ich sagen?«, war der Chorherr nicht
imstande, seine Verlegenheit zu verbergen. »Der Andrang am Freitag war groß.
Riesengroß. Ehrlich gesagt, habe ich lange nicht mehr so viele Menschen auf
einem Fleck gesehen. Hunderte – ach, was sage ich! – Tausende. Je später, umso
mehr. Anders ausgedrückt: Bei Sonnenuntergang wird die Basilika normalerweise
geschlossen. Zu diesem Zeitpunkt war der Andrang jedoch immer noch so groß,
dass es einen Aufruhr gegeben hätte, wäre die Kirche nicht länger offen
geblieben.«
    »Ich verstehe. Und weiter?«
    »Etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang ebbte der
Pilgerstrom langsam ab. Die Leute wollten in die Schenke, sich amüsieren.« Von
Stetten gab ein verlegenes Hüsteln von sich. »So gegen zehn habe ich dann
Anweisung gegeben, die Basilika zu schließen.«
    »Und wem, wenn man fragen

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