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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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ziehen können, aber er hatte es sich in
    den Kopf gesetzt, dass seine losen Zähne von nun an auch im
    Schlaf gezogen werden sollten. Deshalb band er abends einen
    langen Zwirnsfaden um seinen Zahn, befestigte ihn am
    Türgriff und legte sich ins Bett. Und als Agda am nächsten
    Morgen die Jungen wecken wollte und die Tür öffnete, sauste
    Bosses Zahn heraus, und Bosse wachte auf, ohne dass Agda
    ihn noch zu wecken brauchte.
    »Es ist doch toll, wie viel Spaß man mit Zähnen haben kann«,
    sagte Bosse, als wir an diesem Tag zur Schule gingen.
    Er hatte seinen Zahn auch in eine Streichholzschachtel gelegt
    und Ole und Bosse verglichen ihre Zähne miteinander. Das
    ärgerte Lasse, dass er keinen gezogenen Zahn hatte, und er
    sagte:
    »Ich möchte wissen, wo der Backenzahn geblieben ist, der
    mir gezogen wurde, als im vorigen Jahr der Zahnarzt in
    Storbü war.«
    Am Abend suchte er gründlich in seiner Kommode und fand
    dabei viele schöne Sachen, von denen er gedacht hatte, dass
    sie für ewig verloren seien. In einer Zigarrenkiste lagen
    einige Kastanien und eine kaputte Trillerpfeife und ein
    kaputter Füllfederhalter und eine kaputte Taschenuhr und eine
    kaputte Taschenlampe und fünf kaputte Zinnsoldaten und –
    sein Backenzahn. Der war auch kaputt. Deshalb war er
    gezogen worden.
    Lasse sah sich all die kaputten Sachen an und meinte, er würde
    sie heilmachen, wenn er Zeit hätte. Natürlich nicht den Zahn
    – den legte er in eine Streichholzschachtel. Und den ganzen
    Abend gingen Lasse und Bosse und Ole herum und rasselten
    mit ihren Streichholzschachteln und waren so eingebildet,
    dass sie nicht einmal Brennball spielen wollten. Britta und
    Inga und ich spielten Hüpfen und kümmerten uns nicht um
    sie.
    »Ich bin Zähne so leid, dass ich bald meine eigenen
    ausspucke«, sagte Britta.
    Gerade da kamen die Jungen. Sie waren eine lange Zeit in
    Lasses und Bosses Zimmer gewesen. Sie taten sehr
    geheimnisvoll.
    »Erzählt nur nicht den Mädchen, was wir vorhaben«, sagte
    Lasse.
    »Soweit kommt das noch, dass man es denen erzählt«,
    sagte Bosse.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Ole.
    Wir waren so neugierig, dass wir beinahe platzten, Britta und
    Inga und ich. Aber wir waren klug genug, nichts zu sagen.
    »Du bist jetzt dran, Inga«, sagte ich.
    Und wir hüpften wie die Besessenen und taten, als seien wir
    nicht neugierig. Lasse und Bosse und Ole setzten sich an den
    Wegrand und sahen zu.
    »Du hast ihn hoffentlich gut versteckt«, sagte Bosse zu Lasse.
    »Keine Sorge«, antwortete Lasse. »Den Schrein der Weisen
    muss man an einem sicheren Platz verstecken.«
    »Ein Glück, sonst könnten die Mädchen ihn finden, und das
    wäre ein Jammer«, sagte Ole.
    Lasse zog eine Grimasse, als könnte er sich kein größeres
    Elend vorstellen.
    »Mach mich nicht schwach, Ole«, sagte er. »Wenn die
    Mädchen ihn erwischen würden – ojojojoj!«
    »Du bist jetzt dran, Lisa«, sagte Britta.
    Und wir hüpften und taten, als hätten wir kein Wort vom
    Schrein der Weisen gehört.
    Da gingen die Jungen los. Hintereinander gingen sie den Weg
    entlang und Inga zeigte hinter ihnen her.
    »Da gehen die Weisen - hihihi!«, flüsterte sie.
    Und wir lachten, so laut wir konnten. Lasse drehte sich um
    und sagte:
    »Es ist nur gut, wenn ihr den Humor behaltet, denn es gibt
    Sachen, von denen ihr Ärmsten keine Ahnung habt.«
    Da beschlossen wir, den Schrein der Weisen aufzuspüren.
    Wir konnten uns zwar denken, dass es wieder einer der
    üblichen dummen Einfalle der Jungen war, aber wir
    wollten auf jeden Fall wissen, was der Schrein der Weisen
    in Wirklichkeit war.
    Die Jungen waren auf die Wiese gegangen, um auf Svea,
    unserem schwarzen Pferd, zu reiten. Und wir machten uns
    schnell auf den Weg in Lasses und Bosses Zimmer.
    Wir suchten. Oh, wie wir suchten! Aber es ist nicht so leicht,
    den Schrein der Weisen zu finden, wenn man nicht einmal
    weiß, wie er aussieht. Wir guckten in die Schubladen und unter
    die Betten und auf die Schränke und in den Kachelofen, und
    wir suchten auch draußen den ganzen Bodenraum ab. Aber den
    Schrein der Weisen sahen wir nicht.
    Als wir mitten im Suchen waren, hörten wir, wie die Tür zur
    Bodentreppe geöffnet wurde und die Jungen angepoltert kamen.
    Jetzt hatten wir es aber eilig! Auf dem Dachboden hängen eine
    Menge alter Kleider. Dahinter versteckten wir uns und standen
    ganz, ganz still.
    »Wir holen ihn hervor und sehen ihn uns noch einmal an«, sagte
    Bosse.
    »Zuerst müssen wir

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