Die Kinder aus Bullerbü
ziehen können, aber er hatte es sich in
den Kopf gesetzt, dass seine losen Zähne von nun an auch im
Schlaf gezogen werden sollten. Deshalb band er abends einen
langen Zwirnsfaden um seinen Zahn, befestigte ihn am
Türgriff und legte sich ins Bett. Und als Agda am nächsten
Morgen die Jungen wecken wollte und die Tür öffnete, sauste
Bosses Zahn heraus, und Bosse wachte auf, ohne dass Agda
ihn noch zu wecken brauchte.
»Es ist doch toll, wie viel Spaß man mit Zähnen haben kann«,
sagte Bosse, als wir an diesem Tag zur Schule gingen.
Er hatte seinen Zahn auch in eine Streichholzschachtel gelegt
und Ole und Bosse verglichen ihre Zähne miteinander. Das
ärgerte Lasse, dass er keinen gezogenen Zahn hatte, und er
sagte:
»Ich möchte wissen, wo der Backenzahn geblieben ist, der
mir gezogen wurde, als im vorigen Jahr der Zahnarzt in
Storbü war.«
Am Abend suchte er gründlich in seiner Kommode und fand
dabei viele schöne Sachen, von denen er gedacht hatte, dass
sie für ewig verloren seien. In einer Zigarrenkiste lagen
einige Kastanien und eine kaputte Trillerpfeife und ein
kaputter Füllfederhalter und eine kaputte Taschenuhr und eine
kaputte Taschenlampe und fünf kaputte Zinnsoldaten und –
sein Backenzahn. Der war auch kaputt. Deshalb war er
gezogen worden.
Lasse sah sich all die kaputten Sachen an und meinte, er würde
sie heilmachen, wenn er Zeit hätte. Natürlich nicht den Zahn
– den legte er in eine Streichholzschachtel. Und den ganzen
Abend gingen Lasse und Bosse und Ole herum und rasselten
mit ihren Streichholzschachteln und waren so eingebildet,
dass sie nicht einmal Brennball spielen wollten. Britta und
Inga und ich spielten Hüpfen und kümmerten uns nicht um
sie.
»Ich bin Zähne so leid, dass ich bald meine eigenen
ausspucke«, sagte Britta.
Gerade da kamen die Jungen. Sie waren eine lange Zeit in
Lasses und Bosses Zimmer gewesen. Sie taten sehr
geheimnisvoll.
»Erzählt nur nicht den Mädchen, was wir vorhaben«, sagte
Lasse.
»Soweit kommt das noch, dass man es denen erzählt«,
sagte Bosse.
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Ole.
Wir waren so neugierig, dass wir beinahe platzten, Britta und
Inga und ich. Aber wir waren klug genug, nichts zu sagen.
»Du bist jetzt dran, Inga«, sagte ich.
Und wir hüpften wie die Besessenen und taten, als seien wir
nicht neugierig. Lasse und Bosse und Ole setzten sich an den
Wegrand und sahen zu.
»Du hast ihn hoffentlich gut versteckt«, sagte Bosse zu Lasse.
»Keine Sorge«, antwortete Lasse. »Den Schrein der Weisen
muss man an einem sicheren Platz verstecken.«
»Ein Glück, sonst könnten die Mädchen ihn finden, und das
wäre ein Jammer«, sagte Ole.
Lasse zog eine Grimasse, als könnte er sich kein größeres
Elend vorstellen.
»Mach mich nicht schwach, Ole«, sagte er. »Wenn die
Mädchen ihn erwischen würden – ojojojoj!«
»Du bist jetzt dran, Lisa«, sagte Britta.
Und wir hüpften und taten, als hätten wir kein Wort vom
Schrein der Weisen gehört.
Da gingen die Jungen los. Hintereinander gingen sie den Weg
entlang und Inga zeigte hinter ihnen her.
»Da gehen die Weisen - hihihi!«, flüsterte sie.
Und wir lachten, so laut wir konnten. Lasse drehte sich um
und sagte:
»Es ist nur gut, wenn ihr den Humor behaltet, denn es gibt
Sachen, von denen ihr Ärmsten keine Ahnung habt.«
Da beschlossen wir, den Schrein der Weisen aufzuspüren.
Wir konnten uns zwar denken, dass es wieder einer der
üblichen dummen Einfalle der Jungen war, aber wir
wollten auf jeden Fall wissen, was der Schrein der Weisen
in Wirklichkeit war.
Die Jungen waren auf die Wiese gegangen, um auf Svea,
unserem schwarzen Pferd, zu reiten. Und wir machten uns
schnell auf den Weg in Lasses und Bosses Zimmer.
Wir suchten. Oh, wie wir suchten! Aber es ist nicht so leicht,
den Schrein der Weisen zu finden, wenn man nicht einmal
weiß, wie er aussieht. Wir guckten in die Schubladen und unter
die Betten und auf die Schränke und in den Kachelofen, und
wir suchten auch draußen den ganzen Bodenraum ab. Aber den
Schrein der Weisen sahen wir nicht.
Als wir mitten im Suchen waren, hörten wir, wie die Tür zur
Bodentreppe geöffnet wurde und die Jungen angepoltert kamen.
Jetzt hatten wir es aber eilig! Auf dem Dachboden hängen eine
Menge alter Kleider. Dahinter versteckten wir uns und standen
ganz, ganz still.
»Wir holen ihn hervor und sehen ihn uns noch einmal an«, sagte
Bosse.
»Zuerst müssen wir
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