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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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zu gehen und so eine Menge
    Krebse mit nach Hause zu bringen. Onkel Erik pfiff und wir
    sangen:
    »Es ging ein Jäger jagen...«
    Plötzlich schrie Lasse: »Jetzt sehe ich den Rauch von
    Bullerbü!«
    Und wir alle sahen den Rauch, der über dem Wald aufstieg. Es
    war der Rauch aus drei Schornsteinen. Da wussten wir, dass
    sie wach waren im Nordhof und im Mittelhof und im Südhof.
    Und als wir noch ein kleines Stück gegangen waren, sahen wir
    das ganze Bullerbü. Die Sonne schien auf die
    Fensterscheiben, und das sah wunderschön aus.
    Ich sagte zu Inga: »Mir tun alle Menschen Leid, die kein
    Zuhause haben.«
    Und Inga sagte: »Mir tun alle Menschen Leid, die nicht in
    Bullerbü wohnen.«
    Großvater war bereits wach und saß unter der Ulme, die auf
    der Wiese vor dem Nordhof steht. Und als er uns kommen
    hörte, rief er:
    »Gibt es dieses Jahr Krebse im Nocken?«
    Onkel Erik sagte, es gebe so viele Krebse, wie Großvater
    bestimmt noch nie im Leben gesehen habe. Aber da sagte
    Großvater:
    »Jajajaja, das muss man ausgerechnet mir erzählen, der ich
    zu meiner Zeit die meisten Krebse aus dem Nocken geholt
    habe!«
    Wir setzten uns neben Großvater ins Gras und erzählten
    ihm, wie viel Spaß wir gehabt hatten. Lasse öffnete den
    Blechkanister, in dem die Krebse waren, die die Jungen für
    sich selbst gefangen hatten, und ließ Großvater die Krebse
    hören. Es hört sich so ganz besonders an, wenn Krebse
    übereinander krabbeln; es klingt wie
    »Klirr-klirr«.
    Großvater lachte zufrieden und sagte:
    »Jaja, das sind Krebse, da ist kein Irrtum möglich!«
    Da fragte Lasse: »Großvater, kann unser Krebsessen heute
    Abend bei dir sein?«
    »Jajajaja, aber natürlich«, sagte Großvater.

    Großvater wird achtzig
    m Sonntag wurde Großvater achtzig Jahre alt. Da
    A standen wir alle früh auf in Bullerbü, kann ich euch
    sagen! Morgens um acht gingen wir alle zusammen zu
    Großvater. Papa und Mama und Lasse und Bosse und ich
    und Agda und Oskar hier vom Mittelhof, und Onkel Nils
    und Tante Lisa und Ole und auch Klein Kerstin vom
    Südhof und alle vom Nordhof, versteht sich. Tante Greta,
    Brittas und Ingas Mutter, hatte ein hübsches Kaffeetablett
    hergerichtet. Und alle, alle hatten wir Blumen für Großvater.
    Großvater war schon aufgestanden und saß in seinem
    Schaukelstuhl. Er sah richtig vornehm und freundlich aus.
    Wir Kinder sangen ihm ein Lied und Onkel Erik hielt eine
    Rede. Und am Schluss seiner Rede sagte er: »Keiner hat
    solch einen Vater wie ich!«
    Da weinte Großvater und die Tränen tropften in seinen Bart.
    Es fehlte nicht viel, und ich hätte auch geweint. Den ganzen
    Tag kamen Briefe und Blumen und Telegramme für
    Großvater.
    »Jajajaja, stellt euch vor, dass sich die Leute an so einen alten Mann wie mich erinnern«, sagte Großvater.
    Wir Kinder blieben bei Großvater. Es machte solchen Spaß,
    ihm seine Briefe und Telegramme vorzulesen. Ich überlege
    gerade, wie oft Großvater an seinem Geburtstag »Jajajaja«
    gesagt hat. Er saß ganz still in seinem Schaukelstuhl, aber hin
    und wieder sagte er:
    »Achtzig Jahre, denkt nur, dass man so alt ist, jajajaja!«
    Als er es zum fünften Mal sagte, lief Inga zu ihm und
    nahm Großvater am Arm und sagte:
    »Großvater, versprich, dass du nie, nie stirbst!«
    Aber Großvater antwortete nicht darauf. Er streichelte Inga
    nur über die Wange und sagte: »Mein liebes, gutes, kleines
    Mädchen!«
    Als keine Briefe und Telegramme mehr ankamen, lasen wir
    Großvater aus der Zeitung vor. Und da stand doch:
    »Am Sonntag, dem 18. Oktober, begeht der ehemalige
    Hofbauer Anders Johann Andersson vom Nordhof in
    Bullerbü seinen achtzigsten Geburtstag.«
    Das lasen wir Großvater vor, und er nickte und sah sehr
    zufrieden aus und sagte:
    »Soso, man steht sogar in der Zeitung, jajajaja!«
    Zuerst verstand ich nicht, dass der ehemalige Hofbauer
    Anders Johann Andersson Großvater war. Es hätte wohl
    ebenso gut da stehen können:
    »Großvater in Bullerbü wird am Sonntag achtzig Jahre alt.«
    Wir lasen Großvater die ganze Zeitung vor. Aber dann und
    wann wollte er, wir sollten das von dem ehemaligen
    Hofbauern noch einmal vorlesen.
    Es standen übrigens nur traurige Sachen in der Zeitung, von
    Krieg und Krieg und wieder Krieg.
    »Wenn der Krieg nun mal hierher kommt und Bullerbü
    kaputtmacht«, sagte Bosse. »Glaubst du das, Großvater?«
    »O nein«, sagte Großvater, »das tut er nicht. Der liebe Gott
    wird seine Hand sicher über unser kleines Bullerbü

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