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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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nun wirklich ein verzauberter Prinz
    ist«, sagte Inga.
    »Der Faulbaumduft hat dir den Kopf verwirrt«, sagte ich.
    Aber dann dachte ich darüber nach. Vielleicht duftete der
    Faulbaum wirklich so stark in der Sonne, dass auch ich im
    Kopf verwirrt wurde. Denn plötzlich dachte ich doch: Wer
    will denn genau wissen, ob dieser Frosch nicht doch ein verzauberter Prinz ist? Zu der Zeit, als es verzauberte Prinzen
    gab, hatte es sicher auch gewöhnliche Frösche gegeben, die keine Prinzen waren. Und es konnte doch geschehen sein,
    dass irgendeiner von den verzauberten Prinzen vergessen
    worden war - nur weil die Menschen gedacht hatten, es sei
    ein ganz gewöhnlicher Frosch. Und wenn sich damals keine
    Prinzessin bemüht hatte, ihn zu küssen, dann musste
    er bis in alle Ewigkeit ein Frosch bleiben.
    Der Ärmste! Hier saß er nun im Graben von Bullerbü und
    war übrig geblieben! Ich fragte Inga, ob sie das nicht auch
    glaube. Sie glaubte es auch.
    »Hm, also haben wir nur noch eins zu tun: Wir müssen ihn
    küssen, damit der Zauber verschwindet.«
    »Igittigittigitt«, sagte Inga.
    Da sagte ich zu ihr, wenn die Prinzessinnen in früheren
    Zeiten genauso dumm und zimperlich gewesen wären wie
    sie, würden heutzutage die Gräben voll von verzauberten
    Prinzen sein.
    »Aber wir sind doch keine richtigen Prinzessinnen«,
    versuchte Inga sich herauszureden.
    »Wir müssen es trotzdem probieren. Wenn wir uns
    gegenseitig helfen, geht es vielleicht.«
    »Dann fang du an, Prinzessin Goldregen«, sagte Inga und hielt
    mir den verzauberten Prinzen hin. Ich setzte ihn auf meine
    Handfläche und sah ihn mir an. Als ich daran dachte, dass ich
    ihn küssen sollte, hatte ich ein unangenehmes Gefühl im
    Magen. Aber das half mir jetzt nichts.
    Da fiel mir etwas anderes ein.
    »Du, Inga, wenn es wirklich ein verzauberter Prinz ist, dann
    denk bitte nachher daran, dass es mein Frosch war.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Inga.
    »Wegen der Prinzessin, die er dann heiratet, und wegen des
    halben Königreichs - du weißt schon!«
    Aber jetzt wurde Inga wütend.
    »Wenn ich dir helfe, ihn zu küssen, dann gehört er mir genauso
    gut wie dir«, sagte sie.

    »Er soll nachher selbst wählen!«
    Und wir machten aus, dass der Prinz selbst entscheiden sollte,
    ob er Prinzessin Goldregen oder Prinzessin Goldlack
    haben wollte. Und dann sagte ich:
    »Eins, zwei, drei,
    bei vier ist es vorbei,
    beim fünften Male schallt es,
    beim sechsten Male knallt es.«
    Ich kniff die Augen zusammen und küsste den Frosch.
    »Sicher ist er besonders stark verzaubert«, sagte Inga, als
    kein Prinz erschien. »Ich glaube, es lohnt sich kaum, dass ich
    ihn noch küsse.«
    »Versuch nur nicht, dich zu drücken«, sagte ich. »Bitte sehr,
    Prinzessin Goldlack!«
    Da nahm sie den Frosch und küsste ihn sehr schnell. Sie hatte
    es so eilig, den Frosch zu küssen, dass sie ihn in der Eile in
    den Graben fallen ließ. Und husch, husch - fort war er. »Du
    dumme Nuss!«, rief ich. »Da zieht er ab, unser verzauberter
    Prinz.«
    »Weißt du was«, sagte Inga, »es müssen sicher echte
    Prinzessinnen sein, wenn es bei einem solchen Scheusal wirken
    soll.«
    Plötzlich hörten wir hinter den Büschen ein schallendes
    Gelächter. Und dort standen Britta und Lasse und Bosse und
    Ole. Sie hatten alles gesehen und gehört!
    »Guckt mal«, sagte Britta, »da sitzen die, die selbst nicht
    wissen, was sie tun.«

    Und Lasse verdrehte die Augen und sagte:
    »O mein grünes Schloss,
    o mein rauschender Fluss,
    o meine weißen, weißen Blüten!«
    »O meine weißen, weißen Kaninchen«, sagte Bosse. »Und
    dann bekam der Frosch das ganze Königreich und die halbe
    Prinzessin«, sagte Ole und krümmte sich vor Lachen.
    Da nahm Inga eine leere Sardinenbüchse, die wir im Graben
    liegen hatten, füllte sie mit Wasser und goss es Ole
    geradewegs ins Gesicht.
    »Bist du verrückt?«, schrie Ole. »Was tust du eigentlich?«
    »Ich bin so wütend, dass ich nicht weiß, was ich tue«, sagte
    Inga. Und ich tauchte meine Hand ins Wasser und spritzte
    Lasse einen Wasserstrahl ins Ohr.
    »Nein, Inga und ich, wir wissen selbst nicht, was wir tun«,
    sagte ich.

    Der Schrein der Weisen
    en Zahn, den Lasse Ole damals gezogen hatte, hütete
    D Ole, als sei er ein Goldklumpen. Er hatte ihn in einer
    Streichholzschachtel, und ab und zu holte er die Schachtel aus
    der Hosentasche und sah sich seinen Zahn an.
    Einige Tage später hatte Bosse einen losen Zahn. Er hätte ihn
    mit Leichtigkeit selbst

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