Die Kinder aus Bullerbü
nun wirklich ein verzauberter Prinz
ist«, sagte Inga.
»Der Faulbaumduft hat dir den Kopf verwirrt«, sagte ich.
Aber dann dachte ich darüber nach. Vielleicht duftete der
Faulbaum wirklich so stark in der Sonne, dass auch ich im
Kopf verwirrt wurde. Denn plötzlich dachte ich doch: Wer
will denn genau wissen, ob dieser Frosch nicht doch ein verzauberter Prinz ist? Zu der Zeit, als es verzauberte Prinzen
gab, hatte es sicher auch gewöhnliche Frösche gegeben, die keine Prinzen waren. Und es konnte doch geschehen sein,
dass irgendeiner von den verzauberten Prinzen vergessen
worden war - nur weil die Menschen gedacht hatten, es sei
ein ganz gewöhnlicher Frosch. Und wenn sich damals keine
Prinzessin bemüht hatte, ihn zu küssen, dann musste
er bis in alle Ewigkeit ein Frosch bleiben.
Der Ärmste! Hier saß er nun im Graben von Bullerbü und
war übrig geblieben! Ich fragte Inga, ob sie das nicht auch
glaube. Sie glaubte es auch.
»Hm, also haben wir nur noch eins zu tun: Wir müssen ihn
küssen, damit der Zauber verschwindet.«
»Igittigittigitt«, sagte Inga.
Da sagte ich zu ihr, wenn die Prinzessinnen in früheren
Zeiten genauso dumm und zimperlich gewesen wären wie
sie, würden heutzutage die Gräben voll von verzauberten
Prinzen sein.
»Aber wir sind doch keine richtigen Prinzessinnen«,
versuchte Inga sich herauszureden.
»Wir müssen es trotzdem probieren. Wenn wir uns
gegenseitig helfen, geht es vielleicht.«
»Dann fang du an, Prinzessin Goldregen«, sagte Inga und hielt
mir den verzauberten Prinzen hin. Ich setzte ihn auf meine
Handfläche und sah ihn mir an. Als ich daran dachte, dass ich
ihn küssen sollte, hatte ich ein unangenehmes Gefühl im
Magen. Aber das half mir jetzt nichts.
Da fiel mir etwas anderes ein.
»Du, Inga, wenn es wirklich ein verzauberter Prinz ist, dann
denk bitte nachher daran, dass es mein Frosch war.«
»Was meinst du damit?«, fragte Inga.
»Wegen der Prinzessin, die er dann heiratet, und wegen des
halben Königreichs - du weißt schon!«
Aber jetzt wurde Inga wütend.
»Wenn ich dir helfe, ihn zu küssen, dann gehört er mir genauso
gut wie dir«, sagte sie.
»Er soll nachher selbst wählen!«
Und wir machten aus, dass der Prinz selbst entscheiden sollte,
ob er Prinzessin Goldregen oder Prinzessin Goldlack
haben wollte. Und dann sagte ich:
»Eins, zwei, drei,
bei vier ist es vorbei,
beim fünften Male schallt es,
beim sechsten Male knallt es.«
Ich kniff die Augen zusammen und küsste den Frosch.
»Sicher ist er besonders stark verzaubert«, sagte Inga, als
kein Prinz erschien. »Ich glaube, es lohnt sich kaum, dass ich
ihn noch küsse.«
»Versuch nur nicht, dich zu drücken«, sagte ich. »Bitte sehr,
Prinzessin Goldlack!«
Da nahm sie den Frosch und küsste ihn sehr schnell. Sie hatte
es so eilig, den Frosch zu küssen, dass sie ihn in der Eile in
den Graben fallen ließ. Und husch, husch - fort war er. »Du
dumme Nuss!«, rief ich. »Da zieht er ab, unser verzauberter
Prinz.«
»Weißt du was«, sagte Inga, »es müssen sicher echte
Prinzessinnen sein, wenn es bei einem solchen Scheusal wirken
soll.«
Plötzlich hörten wir hinter den Büschen ein schallendes
Gelächter. Und dort standen Britta und Lasse und Bosse und
Ole. Sie hatten alles gesehen und gehört!
»Guckt mal«, sagte Britta, »da sitzen die, die selbst nicht
wissen, was sie tun.«
Und Lasse verdrehte die Augen und sagte:
»O mein grünes Schloss,
o mein rauschender Fluss,
o meine weißen, weißen Blüten!«
»O meine weißen, weißen Kaninchen«, sagte Bosse. »Und
dann bekam der Frosch das ganze Königreich und die halbe
Prinzessin«, sagte Ole und krümmte sich vor Lachen.
Da nahm Inga eine leere Sardinenbüchse, die wir im Graben
liegen hatten, füllte sie mit Wasser und goss es Ole
geradewegs ins Gesicht.
»Bist du verrückt?«, schrie Ole. »Was tust du eigentlich?«
»Ich bin so wütend, dass ich nicht weiß, was ich tue«, sagte
Inga. Und ich tauchte meine Hand ins Wasser und spritzte
Lasse einen Wasserstrahl ins Ohr.
»Nein, Inga und ich, wir wissen selbst nicht, was wir tun«,
sagte ich.
Der Schrein der Weisen
en Zahn, den Lasse Ole damals gezogen hatte, hütete
D Ole, als sei er ein Goldklumpen. Er hatte ihn in einer
Streichholzschachtel, und ab und zu holte er die Schachtel aus
der Hosentasche und sah sich seinen Zahn an.
Einige Tage später hatte Bosse einen losen Zahn. Er hätte ihn
mit Leichtigkeit selbst
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