Die Kinder aus Bullerbü
das Erste, was er sehen musste,
sein Zahn. Wie würde er sich da freuen!
Am anderen Morgen hatte Ole wirklich kein Bauchweh mehr.
Er stand draußen vor seinem Zaun und wartete auf uns wie
gewöhnlich. Und er lachte, so dass man in seiner oberen
Zahnreihe eine große Lücke sah.
»Hast du das gemacht, Lasse?«, fragte er.
Und da erzählten wir ihm, wie wir bei ihm gewesen waren, wir
alle zusammen. Und Ole lachte noch mehr, als er hörte, was er
im Schlaf gesagt hatte. Er war so froh, dass er hüpfte. Und er
spielte Fußball mit allen Steinen, die auf dem Weg lagen. Und
dann sagte er:
»Ist eigentlich gar nicht so schlimm, das ganze Zahnziehen!«
»Nein, mit Betäubung nicht«, sagte Lasse. Und wir beschlossen,
uns nachts gegenseitig alle Zähne rauszuziehen – ich meine
natürlich alle, die einmal anfingen zu wackeln. Als wir in die
Klasse kamen, ging Ole sofort auf die Lehrerin zu und sperrte
den Mund auf und sagte:
»Hier, Fräulein Lundgren, ich habe mir meinen Zahn gezogen.«
»Besser gesagt, ich...«, murmelte Lasse hinten in seiner
Bank. Aber das hörte die Lehrerin nicht.
Inga und ich wissen selbst nicht,
was wir tun
nga und ich haben einen besonderen Platz hinter der
I Waschküche, wo die ersten Leberblümchen wachsen.
Und dann haben wir eine Stelle, da wächst der gelbe
Goldstern. Und auf allen Wiesen in Bullerbü wachsen
Buschwindröschen, dass es nur so wimmelt. Wir pflücken
Leberblümchen und Buschwindröschen und Goldstern. Und
wenn wir uns den Strauß unter die Nase halten, dann wissen
wir, dass es Frühling ist, auch wenn wir die Augen
zumachen.
Inga und ich haben noch eine andere Frühlingsstelle. Die ist
in einem tiefen Graben. Wir haben zwei kleine Holzkisten, auf
denen wir sitzen. Um uns her rauscht das Wasser, aber wir
werden nicht nass, jedenfalls nicht sehr. Rund um den Graben
wächst Faulbaum, überall Faulbaum, Wir haben es wie in
einem Saal aus grünem Laub. Wir sitzen ziemlich oft in dem
Graben. Wenn der Faulbaum blüht und die Sonne scheint
und das Wasser rauscht um uns herum, dann ist es ein
wahrhaft schöner Frühlingsplatz, finde ich. Aber Britta
versteht das nicht.
An einem Frühlingstag, als wir da saßen, Inga und ich, kam
Britta und steckte ihre Nase durch die Büsche. Sie sah uns im
Graben und sagte: »Was tut ihr?«
Inga und ich sahen uns an und dachten nach.
»Wir wissen selbst nicht, was wir tun«, sagte ich.
Wir wussten es wirklich nicht. Da ging Britta weg und sagte,
wenn man selbst nicht wisse, was man tue, dann sei das nichts
weiter, und man könne ebenso gut etwas anderes tun. Aber
Inga und ich blieben sitzen, obwohl wir nicht wussten, was
wir taten.
Goldregen wächst auch in diesem Graben. Und wie es so kam –
ich sagte zu Inga, ich sei die Prinzessin Goldregen. Und Inga
sagte, sie sei die Prinzessin Goldlack.
»Willkommen in meinem grünen Schloss!«, sagte ich.
»Willkommen in meinem grünen Schloss!«, sagte Inga.
Eine Weile zankten wir uns fast, wem das grüne Schloss
nun eigentlich gehörte. Aber dann kamen wir auf den Einfall,
Goldregen und Goldlack könnten Zwillinge sein und jede in
einem Teil des Schlosses wohnen.
»O mein grünes Schloss,
o mein rauschender Fluss«,
sagte Inga mit ihrer Spielstimme, die sie nur hat, wenn wir
zusammen spielen. Und ich sagte auch:
»O mein grünes Schloss,
o mein rauschender Fluss.«
Ich nahm kleine Faulbaumzweige und steckte sie mir ins
Haar. Und da machte Inga es auch.
»O meine weißen, weißen Blüten«, sagte ich und ich dachte,
Inga würde nun dasselbe sagen. Aber das tat sie nicht. Sie
sagte:
»O meine weißen, weißen... Kaninchen.«
»Was denn für Kaninchen?«, fragte ich.
»Meine verzauberten Kaninchen«, sagte Inga. Sie sagte, sie habe
in ihrem grünen Schloss einen goldenen Kaninchenkäfig mit
zwei kleinen verzauberten Kaninchen. »Haha! Hast du ja gar
nicht!«, sagte ich.
Aber gerade in diesem Augenblick sah ich einen kleinen
Frosch, der am Grabenrand saß, und da sagte ich:
»O mein verzauberter kleiner Frosch!«
Und ich beeilte mich, den Frosch zu fangen. Denn jeder
Mensch weiß doch, dass Frösche fast immer verzauberte
Prinzen sind. In Märchen, meine ich. Inga wusste das auch
und sie wurde neidisch auf mich und meinen Frosch.
»Ach, bitte, darf ich ihn mal halten«, bat sie.
»Halte du deine weißen Kaninchen«, sagte ich.
Aber Inga bat und bettelte und da durfte sie meinen Frosch
eine Weile halten.
»Stell dir vor, wenn es
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