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Die Kinder aus Bullerbü

Die Kinder aus Bullerbü

Titel: Die Kinder aus Bullerbü Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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wissen, wo die Mädchen sind«, sagte Lasse.
    »Vielleicht sind sie in Lisas Zimmer und albern mit den Puppen
    herum.«
    »Ach, dann würde man das Geschnatter hören, das ist doch
    klar«, sagte Ole. »Die sind irgendwo im Nordhof, glaub ich.
    Hol den Schrein raus!«
    Wir wagten nicht, uns zu bewegen. Ich hatte solche Angst –
    wenn ich nun niesen musste oder lachen?
    Es sah aus, als wollte Lasse genau auf mich zugehen, und ich
    dachte: Oh, jetzt ist es aus! Aber er hielt rechtzeitig inne und
    bückte sich und hob etwas auf, was ich nicht sehen konnte. Inga
    stieß mich an und ich sie.
    »Weise Männer, schwört, das Versteck niemals zu verraten«,
    sagte Lasse.
    »Ja, aber was sollen wir sagen?«, fragte Bosse.
    Er kann sich nicht so leicht etwas ausdenken wie Lasse und ich.
    Aber Ole sagte: »Wir schwören, das Versteck niemals zu
    verraten!«

    »Schwört, dass die Ungetreuen niemals den Schrein der
    Weisen in die Hände bekommen«, sagte Lasse.
    Die Ungetreuen, das waren natürlich Britta, Inga und ich, und
    ich stieß Inga wieder an.
    Bosse und Ole schworen, niemals den Schrein der Weisen in
    die Hände der Ungetreuen fallen zu lassen.
    »Niemals! Denn wenn die Ungetreuen ihn anfassen, dann
    schwindet die geheime Kraft des Schreins«, sagte Lasse.
    Ich hätte zu gern diesen seltsamen Schrein gesehen, aber die
    Jungen standen davor und verdeckten ihn. Endlich legte
    Lasse ihn wieder unter ein loses Bodenbrett. Und dann
    polterten sie die Treppe hinunter.
    Nun kam Leben in uns. Sobald die Bodentür zugeschlagen
    war, sausten wir aus unserem Versteck und hoben das Brett auf.
    Und da war der Schrein der Weisen!

    Was sage ich? Es war Lasses alte Zigarrenkiste und nichts
    anderes!

    war mit großen Buchstaben auf den Deckel geschrieben und
    darunter war ein Totenschädel gemalt.
    »Schnell, beeil dich, Britta, damit wir endlich sehen, was drin
    ist«, sagte Inga.
    Britta öffnete den Schrein, Inga und ich reckten uns fast die
    Hälse aus – aber wir sahen nur drei kleine, weiße Zähne. Zwei
    kleine und einen etwas größeren. Das war alles, was der
    Schrein der Weisen enthielt.
    »Manchmal möchte ich wirklich wissen, ob die Jungen noch
    ganz bei Trost sind«, sagte Britta.
    Agda, unser Hausmädchen, hat ihre Sachen, die sie nicht
    ständig braucht, in einer alten Kommode, die auf dem Boden
    steht. Mama hat gesagt, dass wir auf keinen Fall Agdas Sachen
    anfassen dürfen. Aber Agda ist sehr nett. Sie hat mir schon
    eine Menge Feines gezeigt, was in den Schubladen liegt. Sie
    besitzt ein kleines rosa Nadelkissen, mit Spitze eingefasst, und
    viele schöne bunte Postkarten mit Blumen drauf und eine
    Parfümflasche, die sehr gut duftet, und dann ein Armband,
    das beinahe aus Gold ist, und... ja es ist so viel, dass ich es
    nicht alles aufzählen kann.
    Als der Zahnarzt im vorigen Jahr in Storbü war, machte er
    Agda ein neues Gebiss. Er sagte, er habe noch nie ein
    hässlicheres Gebiss gesehen als Agdas altes, und es wäre
    schade, mit einem solchen Gebiss herumzulaufen, wenn man
    sonst so gut aussehe. Aber Agda warf ihre alten Zähne nicht
    weg. Sie sagte zu mir, sie könne sie vielleicht noch an den
    Wochentagen tragen, zumindest wenn schlechtes Wetter sei,
    dann schone man die neuen für die Sonntage.
    »Zum Kühemelken und Schweinefüttern sind die alten
    Zähne wohl noch gut genug«, sagte sie.
    Aber sie hatte es bald satt, die alten Zähne zu tragen, denn
    die neuen waren ja viel schöner. Agda liebt nämlich Oskar,
    unseren Knecht. Sicher wollte sie also auch an Wochentagen
    gut aussehen. Das alte Gebiss lag in der obersten
    Kommodenschublade, das wusste ich. Und nun fiel mir
    etwas ganz Großartiges ein.
    »Wisst ihr, was wir machen?«, sagte ich zu Britta und Inga.
    »Wir legen Agdas Gebiss in den Schrein der Weisen. Wenn
    drei kleine mickrige Jungenzähne dem Schrein geheime Kraft
    geben, wie muss da erst eine ganze Zahngarnitur wirken!«
    Britta und Inga waren begeistert von meinem Vorschlag. Das
    war ja viel besser, als den Schrein der Weisen zu stehlen,
    meinte Britta. Denn wenn Jungen sich solchen Unsinn
    ausdenken, muss man ihnen schon zeigen, dass man sie nicht
    ernst nimmt, fand sie. Und wir Frauen, fand Britta, sollten
    auch nicht jeden beliebigen Unsinn so ohne weiteres
    hinnehmen.
    Wir legten also Agdas altes Gebiss in die Zigarrenkiste und
    stellten sie wieder an ihren Platz. Dann gingen wir nach
    draußen und suchten die Jungen. Sie waren unten am Weg und
    spielten mit Marmeln. Wir setzten uns an

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