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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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er die Möbel und alle die Klamotten wieder auslösen und uns neu einkleiden. Wir haben ja kaum mehr was anzuziehen. Er war doch so lange arbeitslos. Und dann soll ich doch auch auf 'ne bessere Schule kommen.«
     
    »Eigentlich schade, wo gerade die Wohnung frei ist.«
     
    »Ja, wenn wir aufs Mal einen ordentlichen Batzen Geld bekämen, vielleicht ein großes Los gewännen, dann ging' det schon. Aber det kommt doch nich!« Paul schüttelte den Kopf. »Komm man, gehen wir lieber.«
     
    Sie liefen in den Hof hinunter. Dort trafen sie Mirjam, die an der Hausmauer stand und mit ihrem Ball spielte.
     
    »Wo wart ihr denn?« fragte sie. »Wohnt der Paul jetzt dort oben?«
     
    »Er könnte schon, wenn er genug Geld hätte.«
     
    Bei dem Wort »Geld« machte Mirjam ein nachdenkliches Gesicht und sah Paul bedauernd an.
     
    Erwin ließ sich auf der Schwelle nieder, und Paul schlenderte unlustig im Hof herum. Er blickte verstohlen immer wieder zu der leeren Wohnung.
     
    »Denk mal, wie wir schon schuften mußten, nur um uns det bißchen Geld zum Fußball zu verdienen. Und einmal haben wir dann noch 'nen Krankenschein für Pauls Mutter bezahlt. Wir hatten zehn Mark. Aber 'ne Wohnung kann man nicht verdienen helfen.«
     
    Mirjam steckte ihren Ball ein und kam näher. »Warum eigentlich nicht?«
     
    Erwin lenkte ab. »Das braucht doch viel zuviel Geld und dauert zu lange, und bis dahin is die Wohnung längst vermietet.«
     
    Sie betrachteten den müßig umherschlendernden Paul.
     
    Die Portierfrau kam über den Hof und schüttelte Papier und Abfall in den Mülleimer.
     
    »Donnerwetter«, rief Erwin und hob eine halbzerrissene Illustrierte auf, die neben den Mülleimer gefallen war. Er versuchte, die einzelnen Teile wieder zusammenzufügen, glättete sie vorsichtig mit den Händen und legte sie über seine Knie. »Da sind nämlich immer knorke Witze drin und fabelhafte Bilder. Und so wat Schönes schmeißen die Leute weg —«
     
    Mirjam deutete auf ein großes Bild. »Guck mal, wie lustig. »Maskenball zum Besten der Witwen und Waisen der Schutzpolizei.‹ Dort waren auch Tantes Masken.«
     
    Erwin studierte die zweite Unterschrift. »Und hast du det gelesen? ›Ergab einen Reingewinn von 3589 Mark!‹«
     
    Mirjam deutete auf ein neues Bild. »Und hier schon wieder Maskenball. Immer haben sie's mit der Wohltätigkeit. Was hat die eigentlich mit Masken zu tun?«
     
    »Vater sagt, wenn die Menschen vergnügt sin, geben sie leichter Geld aus, und in Masken is man doch immer vergnügt und läßt det Geld springen.«
     
    »Ach, so ist das«, meinte Mirjam.
     
    Erwin aber sah nachdenklich auf Paul, der noch immer die leeren Fenster der alten Wohnung betrachtete. Es mußte ihm etwas sehr Wichtiges eingefallen sein, denn er zog seine Stirn in Falten, kniff die Augen zusammen und zeigte ein ernstes Gesicht. Schon schien Mirjam seine Gedanken zu erraten, denn sie schlug vor Aufregung die Hände ineinander und stammelte: »Du, Erwin, du, ich weeß etwas. Was Großartiges weeß ich.«
     
    »Ich auch«, antwortete Erwin und gab ihr einen so freundschaftlichen Puff, daß sie fast von der Schwelle fiel.
     
    »Wir machen auch ein Wohltätigkeitsfest mit Tantes Masken«, fuhr Mirjam fort. »Verstehste, genau so, wie es hier in der Zeitung steht. Und zwar für Pauls Eltern und die Wohnung dort oben, und die ganze Straße und alle Leute aus dem Hause laden wir dazu ein.«
     
    »Aber wo geben wir denn den Maskenball? Da kommen doch dann massenhaft Leute, und wir müssen einen richtigen Saal mieten.«
     
    Erwin stand auf und lief im Kreis herum, weil zuviel Gedanken auf ihn einstürmten. »Ach, wat rede ich da von Saal? Natürlich geben wir den hier im Hof, in den Treppengängen und Hausfluren. Alle Leute werden eingeladen, dann können sie auch nicht über den Lärm schimpfen, sondern müssen mitmachen.«
     
    Mirjam ließ ihre Augen prüfend über den Hof gehen. »Groß genug ist der ja, und es gibt auch noch den zweiten Hof und den Durchgang zum c. Man kann ja sogar drin tanzen. Ohne Tanz ist es nämlich kein richtiger Maskenball.«
     
    Erwin rief: »Aber natürlich wird getanzt. Der Chauffeur Biedermann und der Bäcker Hennig haben ja Grammophone. Radios gibt's auch überall. Aber —« er zögerte —»glaubste, daß Tante Mathilde ihre Masken hergibt, nur so umsonst ans Hinterhaus ausleiht? Geld darf es natürlich nicht kosten. Alles Geld brauchen wir für die Wohltätigkeit.«
     
    Mirjam wiegte den Kopf hin und her

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