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Die Kinder aus Nr. 67

Die Kinder aus Nr. 67

Titel: Die Kinder aus Nr. 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Tetzner
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Büttenpapier, mindestens fünfzig Seiten, und wat für ein schönes Format!«
     
    Wally: »Der Bäcker Hennig hat auch noch Notizbücher von Neujahrsgeschenken an seine Kundschaft. Wenn wir ihn fragen, schenkt er sie uns. Gustav, der Lehrling, hat auch schon zwei bekommen.«
     
    »Alle Achtung!« Tante Mathilde lacht. »Sogar Papiere für die Einladungen sind vorhanden, und Tusche zum Malen besitzt ihr schon. Das wäre also in Ordnung. Das Plakat für den Hof stift' ich euch.«
     
    Mirjam: »Und jetzt die Illumination.«
     
    Erwin: »Quatsch doch nicht, die kommt zuletzt.« Mirjam: »Nein, die ist wichtig, denn die kostet bestimmt das meiste Geld.«
     
    Alle sitzen mit nachdenklichen Gesichtern. Jeder strengt sich an und möchte die beste Lösung finden.
     
    »Zuerst müssen wir leere Streichholzschachteln sammeln«, ruft Lotte.
     
    Erwin: »Bist ja blöd. Streichholzschachteln leuchten doch nicht.«
     
    »Nein, aber die werden mit Seidenpapier umwickelt, damit sie bunt und fröhlich aussehen, und dann wird ne Kerze hineingesetzt und in jedes Fenster kommt so 'ne Streichholzschachtel mit einem kleinen Licht.«
     
    Mirjam: »Dazu könnten wir auch Kartoffeln nehmen. Wenn wir sie aushöhlen, brennen sie wenigstens nich, wenn's Licht zu Ende geht.«
     
    Wally: »Streichholzschachteln sehen aber schöner aus und stehen fester.«
     
    »Was denn? Man kann doch Kartoffeln in Scheiben schneiden wie Bratkartoffeln.«
     
    »Aber die Kartoffeln braucht man im Haushalt zum Essen. Sie kosten Geld. Streichholzschachteln wirft man weg«, ruft Lotte.
     
    Das sehen alle ein, und Lottes Vorschlag wird angenommen.
     
    »Und die Lichter? Wo nehmt ihr die Lichter her?« Tante Mathilde kneift erwartungsvoll die Augen zusammen. Jetzt endlich rückt die Geldfrage näher, und sie wird recht bekommen.
     
    Erwin: »Vielleicht stiftet die Seifenmüllern gegen freien Eintritt Lichter.«
     
    1 Mirjam: »Wird sich hüten, soviel Lichter! Habt ihr schon gezählt, wieviel Fenster unser Häuserblock hat? Sicherlich über hundert. Sie seufzt. »Also die dummen Lichter müssen wir wirklich und wahrhaftig kaufen.«
     
    Erwin gibt sich noch nicht so rasch geschlagen. »Nein, was wegbrennt, darf kein Geld kosten. Jede Familie bekommt den Auftrag, ihre eigenen Lichter zu besorgen. Die Schachteln liefern wir. Weihnachten kaufen sie auch Lichter, und unser Maskenball wird noch viel schöner als Weihnachten. Den armen Leuten, die keine Lichter kaufen können, muß die Seifenmüllern aushelfen.«
     
    Dieser Vorschlag findet allgemeine Zustimmung.
     
    Tante Mathilde: »Und wie steht's mit den Blumen und dem Festschmuck?«
     
    Erwin: »Der is leicht! Wir pflücken ihn heimlich in den Anlagen und vor der Stadt. Es is doch Mai, und die Birken sin grün.«
     
    Tante Mathilde und alle Kinder sind selbst erstaunt, wie leicht und geldlos sich alle Schwierigkeiten bei ein wenig Nachdenken lösen lassen.
     
    »Aber Fahnen muß es geben«, fügt Heiner noch bei.
     
    Erwin: »Pah, det is noch leichter. Alle haben irgendwelche Fahnen, entweder aus Papier oder aus Stoff, und wer kene Fahne hat, der hängt ein weißes Bettlaken oder seine sauberen Handtücher zum Fenster hinaus. Herrlich wird det! Stellt euch det nur vor.«
     
    Erwin tritt ans Fenster und überschaut prüfend den grauen freudlosen Hof mit seinen zahlreichen Fensterreihen.
     
    »Überall stehen dann Lichter und hängen Fahnen, viel Grün müssen wir auch heranschleppen, damit man die Flecken und die abbröckelnde Mauer nich so sieht.«
     
    Tante Mathilde: »Überlegt aber auch, was gegessen und getrunken wird? Auf richtigen Bällen muß gegessen und getrunken werden.«
     
    »Is det wirklich nötig, Tante Mathilde?« Mirjam wird kleinlaut.
     
    Auch die andern schauen sich betreten an. Ans Essen hatten sie nicht gedacht. Aber natürlich, es gehörte dazu. In den Zeitungen stand ja auch immer, daß es Wein, Braten und kalte Büffets, zum mindesten Bier, gegeben hätte.
     
    »Ihr braucht also doch Geld in der Kasse.« Tante Mathilde ist unnachgiebig. Sie will einfach immer Geld zwischen ihren Händen haben, um zu überrechnen, auszugeben und einzunehmen. Das gehört zu ihr und zu ihrem Geschäft. Dazu ist sie auch die Frau Manasse aus dem Vorderhaus.
     
    Aber Erwin meint: »Könnten wir uns det nicht stiften lassen? Es wohnen doch im Block so viele Menschen, die Eßwaren zu verkaufen haben. Vorn ist der Gemüsekeller der Frau Hase, die hat so viel Obst, daß se jeden Tag einen Teil

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